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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bis der Besen wieder über ruhiges, flaches Wasser glitt, das vermutlich gar nicht wusste, was ihm bevorstand. Silbrige Fische schwammen im Zickzack, als sie über die Wasseroberfläche hinwegflogen.
    Nach einer Weile lenkte Frau Grad den Besen über neue Felder, kleiner und grüner als die daheim. Es gab wieder Bäume und kleine Wälder in tiefen Tälern. Doch der letzte Rest des Sonnenlichts versickerte, und bald erstreckte sich unten nur noch Dunkelheit.
    Tiffany musste eingenickt sein, während sie sich an Frau Grad festhielt, denn sie wurde plötzlich wach, als der Besen mitten in der Luft anhielt. Der Boden befand sich ein ganzes Stück weiter unten, aber jemand hatte einen Ring aus Kerzen aufgestellt, die in alten Gläsern brannten.
    Der Besen drehte sich, als er langsam nach unten sank und dicht über dem Gras verharrte.
    An dieser Stelle entschieden Tiffanys Beine, sich zu entknoten, und sie fiel vom Besenstiel herunter.
    »Auf die Füße!«, sagte Frau Grad fröhlich und half Tiffany auf. »Das war gut von dir!«
    »Es tut mir Leid, dass ich geschrien und mich übergeben habe.«, murmelte Tiffany und stolperte über ein Glas, wodurch die Kerze darin ausging. Sie versuchte, etwas in der Dunkelheit zu erkennen, aber um sie herum drehte sich alles. »Wer hat die Kerzen angezündet, Frau Grad?«
    »Ich. Gehen wir hinein, es wird kühl.«, erwiderte Frau Grad.
    »Oh, mit Magie«, sagte Tiffany noch immer benommen.
    »Man kann Magie dafür benutzen, ja«, meinte Frau Grad. »Aber mir sind Streichhölzer lieber, die weniger Mühe machen und eigentlich recht magisch sind, wenn man genauer darüber nachdenkt.« Sie band den Koffer von den Borsten los. »Da sind wir! Ich hoffe, es gefällt dir hier!«
    Da war die Fröhlichkeit wieder. Selbst während sie an Übelkeit und Schwindel litt und möglichst schnell erfahren wollte, wo sich der Abort befand: Tiffany hatte noch immer Ohren, die lauschten, und einen Geist, der nicht aufhören wollte zu denken, so sehr sie auch versuchte, ihn daran zu hindern. Und er dachte: Diese Fröhlichkeit hat Sprünge an den Kanten. Hier stimmt was nicht.
     

3
    Eine Dame wie keine Zweite
     
    Tiffany bemerkte eine nahe Hütte, konnte in der Düsternis aber keine Einzelheiten erkennen. Apfelbäume drängten sich darum herum. Etwas, das von einem Zweig herabhing, strich über Tiffany hinweg, als sie Frau Grad hinterherwankte. Mit einem leisen Klimpern schwang das Etwas fort. Wasser plätscherte nicht weit entfernt.
    Frau Grad öffnete eine Tür, die in eine kleine, hell erleuchtete und bemerkenswert ordentliche Küche führte. Ein Feuer brannte im eisernen Herd.
    »Äh. ich bin hier der Lehrling«, sagte Tiffany, noch immer angeschlagen von dem Flug. »Ich koche uns etwas, wenn du mir zeigst, wo die Sachen verstaut sind.«
    »Nein!«, entfuhr es Frau Grad, und sie hob die Hände. Ihr eigener Ruf schien sie zu erschrecken, denn ihre Hände zitterten, als sie sie wieder sinken ließ. »Nein. kommt nicht infrage«, sagte sie in einem normaleren Tonfall und versuchte zu lächeln. »Du hast einen langen Tag hinter dir. Ich zeige dir dein Zimmer, und ich bringe dir etwas zu essen, und du kannst morgen Lehrling sein. Es hat keine Eile.«
    Tiffany sah den blubbernden Topf auf dem Herd und das Brot auf dem Tisch. Es war frisch gebackenes Brot, das roch sie.
    Tiffanys Problem waren ihre Dritten Gedanken. 1 Sie dachten: Sie lebt allein. Wer hat das Feuer angezündet? Ein blubbernder Topf muss dann und wann umgerührt werden. Wer rührt um? Und wer hat die Kerzen angezündet?
    »Wohnt hier sonst noch jemand, Frau Grad?«, fragte sie.
    Frau Grads Blick glitt verzweifelt zum Topf und zum Brot und kehrte dann zu Tiffany zurück.
    »Nein, nur ich«, lautete die Antwort, und irgendwie wusste Tiffany, dass es die Wahrheit war, oder eine Wahrheit.
    »Morgen früh?«, fragte Frau Grad fast bittend. Sie wirkte so einsam und verlassen, dass sie Tiffany Leid tat.
    Sie lächelte. »Natürlich, Frau Grad.«
    Es folgte eine kurze Tour im Kerzenschein. Der Abort war nicht weit von der Hütte entfernt und hatte zwei Löcher, was Tiffany ein wenig seltsam fand, aber vielleicht hatten hier einmal mehr Personen gewohnt. Ein ganzer Raum blieb dem Bad vorbehalten, eine ungeheure Platzverschwendung nach den Maßstäben ihrer Heimatfarm. Er hatte eine eigene Pumpe und einen großen Boiler für heißes Wasser. Das war praktisch piekfein.
    Tiffanys Zimmer erwies sich als. hübsch. Das war genau das richtige Wort: hübsch.

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