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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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abgesprungen und zurückgeflogen. Sie wollte zum Kreideland, indem sie die Augen schloss und die Hacken aneinander schlug, irgendwie.
    Nein! Diese Gedanken hatte sie weggepackt. Sie musste lernen, und im Kreideland gab es niemanden, der sie unterrichten konnte!
    Aber die Kreide war ihre Welt. An jedem Tag ging sie darauf. Sie fühlte ihr altes Leben unter den Füßen. Sie trug das Land in ihren Knochen, wie Oma Weh gesagt hatte. Es steckte auch in ihrem Namen. In der alten Sprache der Wir-sind-die-Größten klang ihr Name wie »Land Unter Der Welle«, und mit dem geistigen Auge war sie in den tiefen prähistorischen Meeren unterwegs gewesen, damals, als sich die Kreide gebildet hatte, während eines Jahrmillionen langen Regens aus den Schalen winziger Geschöpfe. Sie ging über ein Land, das aus Leben bestand, atmete es ein, hörte ihm zu und dachte seine Gedanken. Es jetzt so klein und einsam zu sehen, in einer Landschaft, die sich bis zum Ende der Welt erstreckte, war zu viel. Sie musste unbedingt zurück...
    Der Besen wackelte kurz in der Luft.
    Nein! Ich weiß, dass ich fort muss!
    Der Besen kehrte auf den alten Kurs zurück, und neue Übelkeit stieg in Tiffany auf, als sie in Richtung Berge flogen.
    »Ich glaube, das war eine kleine Turbulenz«, sagte Frau Grad über die Schulter hinweg. »Übrigens: Hat dir Fräulein Tick das mit den dicken Wollunterhosen erklärt?«
    Tiffany war noch immer erschüttert und brachte etwas hervor, das wie »nein« klang. Fräulein Tick hatte die Unterhosen erwähnt und darauf hingewiesen, wie vernünftig es war, mindestens drei Paar zu tragen, um der Bildung von Eis vorzubeugen, aber Tiffany hatte sie vergessen.
    »Meine Güte«, sagte Frau Grad. »Dann sollten wir besser heckenhüpfen.«
    Der Besen fiel wie ein Stein.
    Tiffany vergaß den Flug nie, obwohl sie es oft versuchte. Sie flogen dicht über dem Boden, der nur ein Schemen unter ihren Füßen war. Wenn vor ihnen ein Zaun oder eine Hecke erschien, ließ Frau Grad den Besen darüber hinwegspringen und rief dabei »Heißa!« oder »Hoppla!«, was vermutlich bewirken sollte, dass Tiffany sich besser fühlte. Es funktionierte nicht. Sie übergab sich zweimal.
    Frau Grad hielt den Kopf so weit gesenkt, dass er sich fast auf einer Höhe mit dem Besenstiel befand — auf diese Weise ergab der spitze Hut den maximalen aerodynamischen Vorteil. Es war ein recht kurzes Exemplar, etwas mehr als zwanzig Zentimeter hoch, wie eine Clownsmütze ohne Bommel. Später fand Tiffany heraus, dass Frau Grad einen solchen Hut trug, damit sie ihn in Hütten mit niedriger Decke nicht abnehmen musste.
    Nach einer Weile — für Tiffany war es eine Ewigkeit — blieb das Farmland hinter ihnen zurück, und sie flogen über Vorberge hinweg. Es dauerte nicht lange, bis auch die Bäume hinter ihnen zurückblieben und der Besen über das schäumende Wasser eines breiten Flusses hinweghuschte, aus dem hier und dort Felsen ragten. Gischt traf ihre Stiefel.
    Frau Grad musste laut rufen, um das Donnern des Flusses und das Zischen des Winds zu übertönen. »Würdest du dich bitte zurücklehnen? Jetzt wird's ein bisschen schwierig!«
    Tiffany riskierte einen Blick über die Schulter der Hexe und schnappte nach Luft.
    Im Kreideland gab es nicht viel Wasser, abgesehen von kleinen Bächen, die im späten Winter durch die Täler flossen und im Sommer völlig austrockneten. Große Flüsse flossen darum herum, aber sie waren langsam und zahm.
    Dieses Wasser war alles andere als langsam und zahm. Es war vertikal.
    Der Fluss ragte zum dunkelblauen Nachthimmel empor, donnerte den ersten Sternen entgegen. Und der Besen folgte ihm.
    Tiffany lehnte sich zurück und schrie, und sie schrie weiter, als sich der Besen nach oben neigte und den Wasserfall emporkletterte. Das Wort hatte sie natürlich gekannt, aber es war nicht so groß, nass und vor allem so laut gewesen.
    Der feuchte Dunst durchnässte sie. Der Lärm hämmerte an ihre Ohren. Sie hielt sich an Frau Grads Gürtel fest, als sie durch Gischt und Donner aufstiegen, und fürchtete dabei, im nächsten Moment abzurutschen.
    . und dann fiel sie nach vorn, und der Lärm ließ nach, als der Besen zum waagerechten Flug zurückkehrte und über einem Fluss flog, der noch immer sprang und schäumte, jetzt aber den Anstand hatte, auf dem Boden zu bleiben.
    Weit oben spannte sich eine Brücke, und Wände aus kaltem Fels engten den Fluss auf beiden Seiten ein, aber sie wurden niedriger, der Fluss langsamer und die Luft wärmer,

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