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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ziehen — saß im Damensitz darauf.
    Sie flog ihn nicht besonders gut. Manchmal ruckelte der Besen, und offenbar konnte das Mädchen keine Kurven fliegen, denn immer wieder hielt sie an, sprang vom Besen herunter und drehte ihn in eine neue Richtung. Als sie das Gartentor erreichte, stieg sie rasch ab und band den Besen mit Bindfaden fest.
    »Gut gemacht, Petulia!«, sagte Frau Grad und klatschte mit allen vier Händen. »Du wirst immer besser!«
    »Ähm, danke, Frau Grad«, erwiderte das Mädchen und verbeugte sich. Sie verharrte in dieser Haltung. »Ähm, meine Güte.«
    Die Hälfte von Frau Grad trat vor.
    »Oh, ich sehe das Problem«, sagte sie und blickte nach unten. »Dein Amulett mit den kleinen Eulen drauf hat sich mit der Halskette aus silbernen Fledermäusen verheddert, und beides steckt an einem Knopf fest. Halt einfach nur still.«
    »Ähm, ich bin gekommen, um dein neues Mädchen zum Sabbat heute Abend einzuladen«, sagte die verbeugte Petulia mit ein wenig gedämpfter Stimme.
    Tiffany bemerkte, dass Petulia praktisch überall Schmuck trug. Später stellte sie fest, dass man kaum längere Zeit in der Nähe von Petulia verbringen konnte, ohne dass man eine Spange von einer Halskette, oder, wie einmal geschehen, einen Ohrring von einem Fußreif lösen musste (niemand fand je heraus, wie das passieren konnte). Okkulter Schmuck hatte es Petulia angetan. Die meisten Stücke dienten dazu, sie magisch vor Dingen zu schützen, aber sie hatte noch nichts gefunden, dass sie davor schützte, ein bisschen dumm auszusehen.
    Sie war klein und pummelig, hatte ein immerzu gerötetes Gesicht und wirkte ständig ein wenig besorgt.
    »Sabbat?«, wiederholte Frau Grad. »Oh, eins eurer Treffen. Das wäre doch nett, nicht wahr, Tiffany?«
    »Ja?«, fragte Tiffany, noch nicht ganz überzeugt.
    »Abends treffen sich einige der Mädchen im Wald«, sagte Frau Grad. »Aus irgendeinem Grund wird die Hexerei wieder beliebt. Was natürlich willkommen ist.«
    Sie sagte es so, als wäre sie nicht ganz sicher. Dann fügte sie hinzu: »Petulia arbeitet für die Alte Mutter Schwarzkappe, drüben in Ohneschlängeln. Sie ist auf Tiere spezialisiert. Eine sehr gute Frau mit Schweinekrankheiten. Ich meine, mit Schweinen, die krank sind. Ich wollte nicht sagen, dass sie die Schweinekrankheiten hat. Es wäre sicher schön für dich, hier Freundinnen zu haben. Warum gehst du nicht hin? So, jetzt ist alles gelöst.«
    Petulia richtete sich auf und bedachte Tiffany mit einem besorgten Lächeln.
    »Ähm, Petulia Knorpel«, sagte sie und streckte die Hand aus.
    »Tiffany Weh«, sagte Tiffany und schüttelte die dargebotene Hand vorsichtig, damit das Klimpern all der Armringe, Schellen und Spangen nicht ohrenbetäubend wurde.
    »Ähm, du kannst dich zu mir auf den Besen setzen, wenn du möchtest«, sagte Petulia.
    »Lieber nicht«, erwiderte Tiffany.
    Petulia wirkte erleichtert, sagte aber: »Ähm, möchtest du dich anziehen?«
    Tiffany sah an ihrem grünen Kleid hinab. »Ich bin angezogen.«
    »Ähm, hast du keine Edelsteine oder Perlen oder Amulette und so?«
    »Nein, tut mir Leid«, sagte Tiffany.
    »Ähm, bestimmt hast du wenigstens ein Wirrwarr.«
    »Ähm, ich kriege den Dreh nicht raus«, sagte Tiffany. Das »Ähm« war nicht beabsichtigt, aber in der Nähe von Petulia wirkte es ansteckend.
    »Ähm. vielleicht ein schwarzes Kleid?«
    »Ich mag kein Schwarz«, sagte Tiffany. »Blau oder Grün sind mir lieber. Ähm.« »Ähm. Oh, na schön, du hast ja gerade erst angefangen«, räumte Petulia großzügig ein. »Ich bin seit drei Jahren im Metjeh.«
    Tiffany richtete einen verzweifelten Blick auf die sich ihr am nächsten befindliche Hälfte von Frau Grad.
    »Sie meint Metier«, sagte Frau Grad hilfsbereit. »Die Hexerei.«
    »Oh.« Tiffany wusste um ihre Unfreundlichkeit, und Petulia mit ihrem rosaroten Gesicht war zweifellos eine nette Person, aber sie fühlte sich ihr gegenüber verlegen und konnte einfach den Grund dafür nicht herausfinden. Es war dumm, denn eine Freundin konnte sie gut gebrauchen. Frau Grad war ganz nett, und sie kam auch mit Oswald zurecht, aber es wäre sicher gut, mit jemandem in ihrem Alter sprechen zu können.
    »Ja, ich komme gern«, sagte Tiffany. »Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe.«
    Die Passagiere in der Kutsche hatten gutes Geld dafür bezahlt, drinnen weich zu sitzen und vor Wind und Staub geschützt zu sein, deshalb war es seltsam, dass so viele beim nächsten Halt ausstiegen und aufs Dach

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