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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kletterten.
    Die wenigen, die nicht dort oben reisen wollten oder nicht hinaufklettern konnten, drängten sich auf der gegenüberliegenden Sitzbank zusammen und beobachteten den neuen Reisenden, wie eine Gruppe Kaninchen einen Fuchs beobachtet und versucht, nicht zu atmen.
    Das Problem war nicht der Frettchengeruch. Okay, das war ein Problem, aber im Vergleich mit dem großen Problem bedeutete es nicht viel. Er sprach mit sich selbst. Besser gesagt, Teile von ihm sprachen mit anderen Teilen. Die ganze Zeit über.
    »He, hier unten isses wirklich ziemlich beschissen! Hörst du? Ich bin sicher, dass ich jetzt dran bin für den Platz im Kopf.«
    »Ha, ihr Burschen dort im Magen habt es wenigstens hübsch weich! Wir hier in den Beinen müssen die ganze Arbeit leisten!«
    Woraufhin die rechte Hand sagte: »Beine? Ihr wisst ja nich' mal, was das Wort >Arbeit< bedeutet! Ihr solltet mal erleben, wasses bedeutet, in 'nem Handschuh zu stecken! Ach, zu m Kuckuck mit diesem ganzen Verkleidungskrami Ich vertrete mir ein wenig die Beine!«
    Mit entsetztem Schweigen beobachteten die anderen Passagiere, wie sich eine behandschuhte Hand vom Arm löste und auf dem Sitz herumspazierte.
    »Ja, hier unten in den Hosenbeinen isses auch kein Zuckerschlecken nich'. Ich lasse ein wenig frische Luft herein!«
    »Doofer Wullie, wag es bloß nicht...«
    Die Passagiere drängten sich noch enger zusammen und beobachteten die Hose mit schrecklicher Faszination. Etwas bewegte sich und etwas fluchte leise an einem Ort, wo nichts atmen sollte, und dann lösten sich zwei Knöpfe, und ein sehr kleiner rothaariger und blauhäutiger Mann streckte den Kopf raus und blinzelte ins Licht.
    Er erstarrte, als er die Leute sah.
    Er guckte.
    Sie guckten.
    Dann erschien ein irres Lächeln in einem Gesicht.
    »Is' alles in Ordnung mit euch Leuten?«, fragte er verzweifelt. »Groooßartig! Macht euch keine Sorgen um mich, ich bin nur eine von diesen ohptischen Täuschigungen, kapiert?«
    Er verschwand in der Hose, und die Passagiere hörten ihn flüstern: »Ich glaube, sie sin' darauf hereingefallen, null Problemo!«
    Einige Minuten später hielt die Kutsche an, um die Pferde zu wechseln. Anschließend setzte sie den Weg minus der Passagiere in der Kabine fort — sie waren ausgestiegen und hatten auch um ihr Gepäck gebeten. Nein, danke, sie wollten die Fahrt nicht fortsetzen. Sie würden die Kutsche am nächsten Morgen nehmen, danke. Nein, es bereitete ihnen keine Umstände, hier in diesem entzückenden kleinen, äh, Ort namens Gefährliche Ecke zu warten. Danke. Auf Wiedersehen.
    Die Kutsche rollte wieder los, etwas leichter und schneller. In dieser Nacht hielt sie nicht. Eigentlich hätte sie halten sollen, und die Dachpassagiere aßen noch immer ihr Abendessen im letzten Gasthof, als sie hörten, wie die Kutsche ohne sie aufbrach. Der Grund hatte vermutlich etwas mit dem großen Haufen Münzen in der Tasche des
    Kutschers zu tun.

5
    Der Kreis
     
    Tiffany ging durch den Wald, während Petulia unstet neben ihr flog, in einer Serie aus geraden Linien. Tiffany stellte fest, dass Petulia wirklich nett war, drei Brüder hatte, Hebamme für Menschen und Schweine sein wollte, wenn sie groß war, und sich vor Nadeln fürchtete. Sie erfuhr auch, dass es Petulia sehr widerstrebte, anderer Meinung zu sein.
    Teile des Gesprächs verliefen so:
    Tiffany sagte: »Ich komme aus dem Kreideland«.
    Und Petulia erwiderte: »Oh, wo es all die Schafe gibt? Ich mag Schafe nicht sehr, sie sind so. bauschig.«
    Tiffany sagte: »Eigentlich sind wir recht stolz auf unsere Schafe.«
    Und dann konnte man zurücktreten und beobachten, wie Petulia ihre Meinung änderte wie jemand, der versuchte, an einen schmalen Stelle einen Karren zu wenden. »Oh, ich meine, ich hasse sie nicht. Mit gewissen Schafen ist alles in Ordnung. Einige Schafen brauchen wir natürlich. Sie sind besser als Ziegen — und wolliger. Eigentlich mag ich Schafe. Ja, Schafe sind nett.«
    Petulia verbrachte viel Zeit damit herauszufinden, was andere Leute dachten, damit sie ebenso denken konnte. Es war unmöglich, mit ihr zu streiten. Tiffany musste sich zurückhalten, »Der Himmel ist grün« zu sagen, nur um zu sehen, wie lange es dauerte, bis Petulia ihr zustimmte. Aber sie mochte sie. Man musste sie einfach mögen. Sie war erholsame Gesellschaft. Außerdem fiel es schwer, jemanden nicht zu mögen, der er es nicht fertig brachte, einen Besen durch Kurven zu steuern.
    Es war ein langer Marsch durch den Wald. Tiffany

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