Ein Hut voller Sterne
Frau Wetterwachs über dem Schoß kreisförmige Bewegungen machte, die bedeuteten:
Sprich weiter, als wäre überhaupt nichts geschehen.
Und so unterhielten sie sich über Schafe, und Frau Wetterwachs meinte, sie hätten viel Wolle, und Tiffany bestätigte, dass sie tatsächlich sehr viel Wolle hatten, und Frau Wetterwachs erwiderte, genau das hätte sie gehört, sehr wollene Tiere. Und während dieser Konversation waren die Blicke auf Frau Grad gerichtet.
. die, ohne es zu merken, mit vier Armen Tee kochte, von denen zwei nicht existierten.
Der schwarze Kessel schwebte durchs Zimmer und kippte Wasser in die Kanne. Tassen, Untertassen, Löffel und die Zuckerdose flogen zielstrebig heran.
Frau Wetterwachs beugte sich zu Tiffany vor.
»Ich hoffe, du fühlst dich noch immer. allein?«, flüsterte sie.
»Ja, danke. Ich meine, ich. fühle die Erinnerungen, aber sie geraten mir nicht in den Weg. Äh. früher oder später wird sie es merken, oder?«
»Der menschliche Geist ist schon eine komische Sache«, flüsterte die Alte. »Ich habe mich einmal um einen jungen Mann gekümmert, dem ein Baum auf die Beine gefallen war. Er verlor beide Beine, von den Knien abwärts, und musste sich Prothesen anfertigen lassen. Sie bestanden aus dem Holz des bewussten Baumes, was vielleicht ein kleiner Trost war, und er konnte damit recht gut gehen. Aber ich erinnere mich daran, dass er sagte: >Frau Wetterwachs, manchmal fühle ich noch immer die Zehen.< Als wollte sich der Kopf einfach nicht mit dem abfinden, was geschehen war. Und Frau Grad ist nicht unbedingt eine alltägliche Person, ich meine, sie ist daran gewöhnt, Arme zu benutzen, die sie nicht sehen kann.«
»So, das hätten wir«, sagte Frau Grad und eilte mit drei Tassen, Untertassen und der Zuckerdose herbei. »Eine für dich, eine für dich und eine für. Oh.«
Die Zuckerdose fiel aus der unsichtbaren Hand und verstreute den Zucker auf dem Tisch. Frau Grad starrte entsetzt darauf hinab, während in der anderen nicht existierenden Hand eine Tasse und eine Untertasse ohne sichtbaren Halt wackelten.
»Schließ die Augen, Frau Grad!« Und irgendetwas in der Stimme, eine gewisse Schärfe oder ein sonderbarer Ton, veranlasste Tiffany, ebenfalls die Augen zu schließen.
»Gut! Und jetzt. Du weißt, dass die Tasse da ist, du fühlst den Arm«, sagte Frau Wetterwachs und stand auf. »Vertrau ihm! Deine Augen sind nicht im Besitz aller Fakten! Stell die Tasse jetzt vorsichtig ab. sooo ist es gut. Jetzt kannst du die Augen wieder öffnen. Und jetzt tu mir einen persönlichen Gefallen: Leg die Hände flach auf den Tisch. In Ordnung. Und nun, ohne die Hände wegzunehmen, geh zum Küchenschrank dort und hol mir die blaue Dose mit den Keksen. Ich esse zum Tee immer gern einen Keks. Vielen Dank.«
»Aber. ich kann doch nicht.«
»Kümmere dich nicht um das >ich kann doch nicht<«, sagte Frau Wetterwachs scharf. »Denk gar nicht daran, mach es einfach! Mein Tee wird kalt!«
Auch das ist also Hexerei, dachte Tiffany. Wie Oma Weh, die zu den Tieren spricht. Es liegt in der Stimme! Abwechselnd weich und scharf, und man verwendet kleine befehlende und ermutigende Worte, und man redet dauernd und füllt die Welt des Geschöpfs mit den Worten, so dass die Schäferhunde gehorchen und sich die nervösen Schafe beruhigen.
Die Keksdose flog vom nahen Schrank herbei. Als sie sich der Alten näherte, schraubte sich der Deckel ab und schwebte daneben. Frau Wetterwachs griff behutsam danach.
»Ooh, das Tee-Sortiment aus dem Laden«, sagte sie, nahm vier Kekse und ließ drei schnell in ihrer Tasche verschwinden. »Piekfein.«
»Dies ist schrecklich schwer!«, stöhnte Frau Grad. »Genauso schwer wie der Versuch, nicht an ein rosarotes Nashorn zu denken!«
»Und?«, erwiderte Frau Wetterwachs. »Was ist so Besonderes daran, nicht an ein rosarotes Nashorn zu denken?«
»Es ist unmöglich, nicht daran zu denken, wenn einem jemand sagt, dass man auf keinen Fall daran denken sollte«, warf Tiffany ein.
»Unsinn«, entgegnete Frau Wetterwachs mit fester Stimme. »Ich denke nicht an ein rosarotes Nashorn, da gebe ich dir mein Wort drauf. Du solltest dein Gehirn besser kontrollieren, Frau Grad. Du hast also einen deiner beiden Körper verloren? Nun, was ist ein anderer Körper, wenn man genau darüber nachdenkt? Nur ein Haufen Unterhaltskosten, ein weiteres Maul zu stopfen, Abnutzung der Möbel. mit einem Wort: Ärger. Sieh es aus der richtigen Perspektive, Frau Grad, und die Welt ist dein.«
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