Ein Hut voller Sterne
eine Frage des Gleichgewichts.
Das Licht verblasste. Rob Irgendwer hing noch immer zwischen den Bindfäden; aber sein Haar hatte sich aus den geflochtenen Zöpfen gelöst und stand in einem großen roten Ball von seinem Kopf ab. Er wirkte benommen.
»Ich könnte jetzt wirklich einen Kebab vertragen.«
Tiffany setzte ihn auf den Boden, wo er ein wenig schwankte, und steckte dann den Rest des Wirrwarrs ein.
»Danke, Rob«, sagte sie. »Aber ich möchte, dass du jetzt gehst. Es könnte. ernst werden.«
Das waren natürlich die falschen Worte.
»Ich gehe nich'!«, erwiderte er scharf. »Ich habe Jeannie versprochen, dich zu beschützen! Also bringen wir's hinter uns!«
Es hatte keinen Sinn, ihm zu widersprechen. Rob stand halb geduckt da, die Fäuste geballt und das Kinn erhoben, bereit für alles und voller Trotz.
»Danke«, sagte Tiffany und stellte sich so aufrecht wie möglich hm.
Der Tod ist direkt hinter uns, dachte sie. Das Leben endet, und dort ist der Tod und wartet. Er muss also. in der Nähe sein. Ganz nahe.
Sie stellte sich. eine Tür vor. Ja. Eine alte Tür, aus altem Holz. Und dunkel.
Sie drehte sich um. Und dort war sie, eine schwarze Tür, mitten in der Luft.
Bestimmt knarren die Angeln, dachte sie.
Sie knarrten tatsächlich, als sie die Tür öffnete.
Nu-un., dachte sie, dies ist nicht ganz real. Ich erzähle mir eine Geschichte, die ich verstehen kann, über Türen, und ich täusche mich gut genug, dass alles funktioniert. Ich muss an der Kante die Balance wahren, damit es weiterhin funktioniert. Und das ist so schwer, wie nicht an ein rosarotes Nashorn zu denken. Und wenn Oma Wetterwachs das kann, so kann ich es ebenfalls.
Hinter der Tür erstreckte sich schwarzer Sand unter einem Himmel mit blassen Sternen. Berge zeigten sich am fernen Horizont.
Du musst uns auf die andere Seite helfen, sagten die Stimmen des Schwärmers.
»Das solltest du besser lassen, wenn ich dir 'nen Rat geben darf«, erklang Rob Irgendwers Stimme neben Tiffanys Fußknöcheln. »Nich' ein kleines bisschen traue ich dem verdammten Ding!«
»Ein Teil von mir befindet sich in ihm, und dem traue ich«, erwiderte Tiffany. »Wie ich schon sagte, du brauchst nicht mitzukommen, Rob.«
»Ach? Soll ich etwa zusehen, wie du allein durch die Tür gehst? Nee, ich verlasse dich jetzt nich'!«
»Du hast einen Clan und eine Frau, Rob!«
»Ja, und ich werde keine Schande über sie bringen, indem ich dich allein durch die Tür des Todes gehen lasse«, sagte Rob Irgendwer fest.
Dies tun wir also, dachte Tiffany, als sie sich der Tür näherte. Wir leben auf Kanten. Wir helfen jenen, die den Weg nicht finden.
Sie holte tief Luft und trat auf die andere Seite.
Es veränderte sich nicht viel. Der Sand fühlte sich kiesig an und knirschte, als sie darüber ging, und das hatte sie erwartet. Doch als sie ihn aufwirbelte, sank er so langsam wie Distelwolle zurück, und damit hatte sie nicht gerechnet. Die Luft war nicht kalt, aber dünn und prickelnd.
Hinter ihr schloss sich die Tür leise.
Danke, sagten die Stimmen des Schwärmers. Und was jetzt?
Tiffany sah sich um und blickte zu den Sternen hinauf. Sie bildeten keine vertrauten Muster.
»Du stirbst, denke ich«, antwortete sie.
Aber es gibt kein »ich«, das sterben kann, sagten die Stimmen des Schwärmers. Es gibt nur uns.
Tiffany atmete tief durch. Es ging um Worte, und mit Worten kannte sie sich aus. »Ich habe eine Geschichte für dich«, begann sie. »Einst waren wir Schleimklumpen im Meer, und dann Fische, und dann Echsen und Ratten und Affen und hundert andere Dinge dazwischen.
Diese Hand war einst eine Flosse, und sie hatte einmal Krallen! In meinem menschlichen Mund habe ich die spitzen Zähne eines Wolfs und die Nagezähne eines Kaninchens und die mahlenden Zähne einer Kuh! Unser Blut ist so salzig wie das Meer, aus dem wir kommen! Wenn wir uns fürchten, richten sich die Haare unserer Haut auf, genauso wie damals, als wir ein Fell hatten. Wir sind Geschichte! Wir sind noch immer das, was wir auf dem Weg zum Heute waren. Möchtest du den Rest der Geschichte hören?«
Erzähl sie uns, sagte der Schwärmer.
»Ich bestehe aus den Erinnerungen meiner Eltern und Großeltern, aus den Erinnerungen aller meiner Vorfahren. Sie sind in meinem Aussehen, in der Farbe meines Haars. Und ich bestehe aus all den Personen, denen ich begegnet bin und die meine Denkweise verändert haben. Wer also ist >ich«
Der Teil, der uns gerade die Geschichte erzählt, sagte der
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