Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
dabei dicke, plüschige Eisbärkostüme, die Nutten nur Eisbären-Köpfe. Mit einer dieser russischen Nutten hatte ich als Eisbär verkleidet sogar tatsächlich Sex vor laufender Kamera. Tremaine besteht darauf, dass er die Nutten mit seinem eigenen Geld bezahlt hat und nicht aus dem Etat von MTV. Der Grundgedanke hinter all dem war, dass wir der Verwaltungsabteilung von MTV aus Spaß jedes Mal auch möglichst schrilles Filmmaterial liefern wollten, das nach den Vorgaben des Senders nicht akzeptabel war. Es wird wohl niemanden überraschen, dass der Eisbär-Porno nie gesendet wurde.
In Russland legten wir uns allesamt richtig ins Zeug, doch insbesondere Knoxville setzte seinen Körper auf eine Art und Weise ein, wie er es seit dem Jackass -Film nicht mehr getan hatte. Freiwillig ließ er sich mit Gummigeschossen beschießen, catchte mit einer bulligen Russin und stellte sich einer Prügelei mit einem Antiterror-Kommando. Nachdem Tremaine sich all das angeschaut hatte, zog er Knoxville beiseite und sagte: »Wenn du noch so viel draufhast, dann sollten wir unsere Zeit eigentlich nicht damit verplempern, solche Sachen für MTV2 zu drehen.« Das war der Moment, ab dem erste ernsthafte Gespräche über einen zweiten Jackass -Film geführt wurden.
Es macht mich wirklich stolz, dass Wildboyz die vielleicht homoerotischste Show war, die je in einem frei zugänglichen Kabelfernsehprogramm zu sehen war. Pontius und ich hatten über weite Abschnitte der Serie kaum mehr als einem Tanga am Leib – manchmal noch nicht einmal das –, zogen uns häufig wenig schmeichelhafte Weiberklamotten an und gingen die ganze Zeit über die Maßen liebevoll miteinander um. Als die Serie weiterlief, gab es fast in jedem Beitrag einen Moment, in dem wir darüber Witze machten, uns gegenseitig einen abzuwichsen, es mit Kerlen zu treiben oder irgendetwas Ähnliches in dieser Art.
In Jackass hatte diese Sorte Humor von Anfang an einen gewissen Stellenwert. Die Filme zeigen sicherlich mehr männliche Nacktheit als sonst irgendein x-beliebiger, nicht jugendfreier Streifen, den man sich ansehen könnte. Jeder, der bei Jackass mitgemacht hat, wird wohl bestätigen, dass wir mit dieser Homoerotik ganz bewusst Ärger provozieren wollten. Heterokerle, die vorgaben, schwul zu sein, wirkten schon immer komisch – und wir wussten natürlich, dass wir viele Zuschauer damit in Verlegenheit brachten. Wir fühlten uns in unserer sexuellen Rolle allesamt ziemlich wohl, doch unser Publikum bestand aus Heranwachsenden oder Typen um die zwanzig, von denen viele offen schwulenfeindlich waren. Für mich waren all diese »homoerotischen« Aktionen in Jackass und Wildboyz ein ernsthafter Versuch, gegen Schwulenfeindlichkeit anzukämpfen.
In Russland brachte ich diese ganze unterschwellige Homoerotik auf jenen Punkt, den ich als ihr natürliches Fazit betrachtete. Während der Busreise hatten wir schon den ganzen Tag lang Wodka getrunken. Ich hatte endlich Dunlap und Berk gefeuert und war ziemlich aufgeregt, weil ich nun auf eigene Verantwortung Material für meine brandneue Firma, Ballbag Inc., drehte. Ich wollte diesem Unternehmen irgendeinen schockierenden Beitrag liefern, und da mein Hirn schon in Wodka schwamm, war schnell ein Plan ausgebrütet. Pontius zog sich nackt aus und ich sprach in die Kamera: »Sehen wir doch den Tatsachen ins Auge: Alle vorangegangenen Wildboyz -Folgen waren nur ein qualvolles Warten auf das, was jetzt zu sehen sein wird.« Dann hob ich Pontius ’ Wiener mit meinen Fingern an und drückte der Spitze seines Schwanzes einen Schmatz auf. »So, jetzt ist es passiert«, erklärte ich weiter, »jetzt habt ihr es gesehen. Und aus damit.«
Pontius: Es ist schon eine komische Situation. Denn wenn einem ein Kerl den Schwanz küsst, will man ja nicht, dass das Ding zu klein aussieht, wirkt er aber zu stramm, sieht es so aus, als würde man das genießen. Man ist da echt in einer Zwickmühle. Das Ulkige daran ist, dass Steve zu jener Zeit heftig mit sich kämpfte, ob er sich nun zu schwul gab oder nicht. Er engagierte sich voll in dieser Art von Humor, dann aber widerstrebten ihm die Schwulereien mit einem Mal wieder. In Indien waren wir in diesem Kamasutra-Tempel und dann bekamen wir die Regieanweisung, sämtliche Positionen durchzuspielen. Einer von uns sollte sich nach vorne bücken oder den anderen hoch in die Luft halten, Steve-O machte da nicht mit. Eine Woche zuvor hatten ihn ein paar seiner Freunde immer wieder angemacht und gefragt:
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