Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
ich nicht gelernt, perfekt auf Stelzen zu laufen oder Einrad zu fahren.
Je länger ich auf dem Clown-College war, desto sympathischer wurde mir der Gedanke, tatsächlich ein Clown zu werden. Ich hatte jedoch zwei grundsätzliche Probleme. Erstens war ich mehr daran interessiert, jene Tricks zu zeigen, die ich bereits beherrschte, als irgendetwas Neues zu lernen. Und zweitens wollte ich nicht komisch sein. Mir ging es immer nur darum, diese irrwitzigen Stunts durchzuziehen. Die Tatsache, dass Clowns Leute zum Lachen bringen sollten, war mir egal. Ich hätte Kinder wohl eher zum Weinen gebracht. Egal, was sie uns dort beibrachten – konnte ich es nicht für das anwenden, was ich bereits als Stuntman machte, verwendete ich darauf keine große Energie. Ich gab mir im Tanzunterricht keine besondere Mühe, weil mir Tanzen nicht lag und ich es als Stuntman ohnehin nicht brauchte. Doch das Wesentliche damals begriff ich nicht: Ich war ein Clown. Statt das Potenzial an witzigen Momenten zu sehen, das darin lag, dass ich ein beschissener Tänzer war, versuchte ich nur die Schritte korrekt auszuführen und wirkte dabei wie ein Blödmann.
Als die acht Wochen vorüber waren, reisten alle Clown-Anwärter gemeinsam nach Washington D.C. und traten beim Internationalen Kinderfestival auf. So langsam dämmerte es mir, dass meine Chancen, einen der ersehnten Verträge zu ergattern, nicht so gut standen, doch als ich nach dem Festival in einen Greyhound-Bus von D.C. nach Albuquerque stieg, hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Der Anruf von Ringling kam nie. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich die Einschreibung an der Universität von New Mexico verpasst und Cindy war in eine Bude gezogen, die eine halbe Stunde von der Innenstadt entfernt lag. Also zog ich mit zwei Skateboard-Kumpels in ihre alte Wohnung ein, hängte das 2000-Dollar-Clownskostüm im Klo auf und fing erneut an, zu leichte Tüten Gras zu verkaufen, um meine Miete hereinzubekommen. Wie schnell sich die Dinge doch ändern können!
Meistens verkaufte ich das Gras in Ryans Skate-Park und in einer Bar, die gegenüber auf der anderen Straßenseite lag, dem »Sonny ’ s«. Dort hing ich ziemlich oft rum. Nach jahrelanger Übung wurde ich im Dealen immer besser. Ich begann zu der Zeit auch, mich richtig auf Kokain einzulassen. Koks war zwar teuer und ich in der Regel pleite, doch im »Sonny ’ s« war immer etwas davon zu haben. Ich hatte auch eine Beziehung zu einer Stripperin namens Aimee begonnen, die gut Geld verdiente und eine Menge davon für Koks ausgab, von dem auch ich mich bediente.
Für Ringling Bros. zu arbeiten, war kein Lebenstraum gewesen, aber dass ich diesen Vertrag nicht bekommen hatte, machte mich doch traurig. Mehr als der Job selbst fehlten mir wohl die Perspektiven, die jene Tage am Clown-College mir versprochen hatten. Während ich dort war, war es leicht gewesen, irgendwo am Horizont eine glanzvolle Zukunft zu sehen und einen gut markierten Weg zu erkennen, der zu diesem Ziel führte. Wenn ich aber jetzt in die Zukunft blickte, erschien alles wieder nur grau und trüb.
Cindy, die stets rational Planende, überzeugte mich schließlich davon, ein paar der zweitklassigen Talentagenturen der Stadt aufzusuchen und diese Leute wissen zu lassen, dass sie mich anrufen konnten, wenn sie einmal einen professionellen Clown brauchten. Zu meiner großen Überraschung bekam ich tatsächlich eines Tages von einem dieser Agenten einen Anruf mit dem Angebot, in einem Coppola-Film mitzuwirken. Nein, nicht Francis Ford Coppola, nicht einmal Sofia Coppola, sondern Christopher Coppola, Francis ’ Neffe.
Der Film hieß Palmer ’ s Pickup – Ein abgefahrener Trip . Sie filmten in Albuquerque und brauchten einen Clown, dem in einer Szene ein Tritt in den Hintern verpasst wurde – die perfekte Rolle für mich. In dem Film spielte Christophers Tante Talia Shire mit, außerdem der Typ aus Die Rache der Eierköpfe , Robert Carradine. Ich zog also mein Clownskostüm an und machte das Beste aus meiner Szene. Ich konnte die Leute vom Filmteam sogar überzeugen, mich einen Rückwärtssalto von einem Auto aus machen und einen Feuerball spucken zu lassen, wenn ich den Arschtritt bekam. Ich verdiente 350 Dollar und war nun berechtigt, Mitglied in der Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild zu werden. Die größte Wohltat, die mir dieses Erlebnis verschaffte, war allerdings die Tatsache, dass ich nun etwas Neues zu bieten hatte, mit dem ich vor Leuten angeben
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