Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
konnte: Ich hatte in einem Hollywood-Film mitgespielt. (Dass er gleich als Video rauskam, war egal.)
Den einzigen weiteren Auftritt als Clown vermittelte mir ein Mädchen, in das ich mich verguckt hatte und das in einer Kindertagesstätte arbeitete. Sie bezahlte mich mit einem Sechserpack Bier dafür, dass ich die Kinder dort unterhielt. Das habe ich so richtig miserabel gemacht, und es endete damit, dass die Kinder mich nicht mochten und das Mädchen mich auch nicht mehr. Hin und wieder zog ich auch nur mein Kostüm an und spazierte trinkend in der Innenstadt von Albuquerque herum – so wie ich als Kind in meinem Sporttrikot herumgelaufen war –, aber niemand gab mir Geld dafür.
Trotz meines Daseins als arbeitsloser, drogendealender, koksender Zirkusclown gab es im Sommer 1998 doch eine ganze Reihe von Gründen, die mich im Hinblick auf meine Karriere optimistisch sein ließen. Das Duffs-Werbevideo, in dem ich brennend zu sehen war, war herausgekommen, und eine ganzseitige XYZ-Anzeige, die zeigte, wie ich bei Ryan einen Feuerball spuckte, war in einer Handvoll Zeitschriften erschienen. In diesem Sommer kam Big Brother wieder einmal in unsere Stadt und ich zog ein paar Wahnsinnsstunts ab – darunter einen Supersalto von einem dreistöckigen Gebäude in kaum mehr als 1,20 Meter tiefes Wasser –, die mir eine neuerliche Veröffentlichung in dieser Zeitschrift einbrachten, diesmal jedoch ohne dass ich im Krankenhaus landete. Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde, zu behaupten, dass mein Leben bereits so ablief, wie ich es damals wollte, doch ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, Fortschritte zu machen. Verglichen mit jener Zeit in Südflorida, als ich in meinem Auto lebte, ging es mir richtig gut. Ich ahnte nicht, dass sich das alles ändern sollte.
8
Dieses Kapitel ist nicht lustig, gehört aber auch dazu
Am Abend des 9. Oktober 1998 ging ich aus und ließ mich, wie es meine Gewohnheit war, volllaufen. Kurz zuvor war ich wieder mit Cindy zusammengezogen, doch in jener Nacht stürzte ich mit Aimee ab, der Stripperin, mit der ich ein Verhältnis hatte. Früh am Morgen wurde ich davon geweckt, dass einer meiner Freunde, Ron Burns, an Aimees Fenster klopfte. Er meinte, dass irgendetwas passiert sei und ich unbedingt Cindy anrufen solle.
Cindy hatte furchtbare Nachrichten: Mama hatte ein Gehirnaneurysma und lag in einem kritischen Zustand im Krankenhaus. Cindy hatte bereits Plätze für uns für den nächsten Flug nach Florida gebucht.
Cindy: Ich hatte den Anruf um 6.45 Uhr am Samstagmorgen bekommen. Gegen 8.15 verfrachtete ich uns beide ins Flugzeug. Zwischen 6.45 und 8.15 Uhr spielte sich alles wie in einer hektischen Trance ab – Kofferpacken, Flug buchen, einen Mietwagen suchen und das Krankenhaus anrufen, um zu hören, wie es Mama ging, weil man ihr keine großen Überlebenschancen mehr gab. Dann holte ich Steve ab, wir fuhren schnurstracks zum Flughafen und bestiegen den Flieger. Solange ich zu tun hatte, war ich okay, doch kaum saßen wir in diesem Flugzeug und hatten drei Stunden vor uns, in denen wir nur nachdenken konnten, klappte ich völlig zusammen. In diesem Moment legte Steve seinen Arm um mich und war der Starke, während ich ein Häufchen Elend war. Es war eine Umkehrung unserer normalen Rollen.
Als wir im Städtischen Krankenhaus von Boca Raton ankamen, erwartete uns eine ganz grauenvolle Szene. Mama war an all diese Maschinen angeschlossen und litt wegen des Aneurysmas unter Zuckungen. Aufgrund einer Gehirnblutung waren die Ärzte nicht sehr optimistisch, was Mamas Überlebenschancen betraf. Ich erinnere mich noch an diesen entsetzlichen Ausdruck in ihren Augen: Sie war verängstigt und zitterte und schien gleichzeitig irgendwie abwesend. Es war, als sei sie wach und verständig genug, um sich zu fürchten, aber nicht klar genug, um das alles auch wirklich zu begreifen. Ihr Gesichtsausdruck gehörte zum Fürchterlichsten, was ich je gesehen habe, und er verfolgt mich bis heute. Ich möchte das nicht bagatellisieren, aber als wir den ersten Jackass -Streifen filmten und Knoxville von diesem professionellen 180-Kilo-Boxer Butterbean k. o. und bewusstlos geschlagen wurde, hatte er einen ähnlichen Gesichtsausdruck. Dieses Filmmaterial konnte ich mir nie ohne Schrecken anschauen, denn es erinnerte mich an meine Mama.
Mama war damals 51 Jahre alt und hatte ein paar Jahre zuvor einen Typen geheiratet, der ein eigenes Geschäft betrieb und den ich mal Roger nennen will. Ich kannte den Kerl
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