Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Erste-Klasse-Behandlung zuteil.
Papa und Sophie kamen fast unmittelbar, nachdem sie von dem Aneurysma erfahren hatten, von London aus nach Florida. Papa hatte uns zuvor schon mit dem früheren ärztlichen Direktor von Pepsi zusammengebracht, der uns ein paar gute Ratschläge gegeben hatte, und der Umstand, dass Papa und Sophie da waren, gab Cindy und mir den nötigen Halt in dieser Situation. Eines Tages ging ich mit Papa mittagessen, und das Gespräch lief – wie so oft – auf die Frage zu, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen wolle. Doch als es an jenem Punkt ankam, an dem er mir normalerweise erklärte, ich solle mich zusammenreißen, einen Schulabschluss machen und mir eine nützliche Arbeit suchen, überraschte er mich.
»Ich habe das Gefühl, einen schweren Fehler gemacht zu haben, weil ich dich nicht bei dem unterstützt habe, was du dir als Karriere vorgenommen hast«, sagte er. »Es ist kein normaler Weg, aber offenbar bist du in dieser Sache sehr engagiert. Also möchte ich auch, dass du in diesem Job so gut bist, wie es dir nur möglich ist, und will dir jetzt wirklich helfen, so gut ich das kann.« Zur Erinnerung: Zu diesem Zeitpunkt meiner »Karriere« hatte ich mit meinen verrückten Stunts eigentlich noch nicht wirklich Geld verdient. Ich war ein arbeitsloser Clown, der in ein paar Skateboard-Zeitschriften abgebildet worden war. Entsprechend ungewöhnlich war für mich diese Zusicherung meines Vaters, mich unterstützen zu wollen. Bei einem Kerl wie Papa, der mit beiden Beinen auf der Erde stand und bei dem alles einer gewissen Systematik folgen musste, ließ die Tatsache, dass er meine Träumereien nun ernst nahm, darauf schließen, dass er ganz fest an mich glaubte. Das machte meine Träumereien für mich irgendwie realer. Ja, genau das wollte ich mit meinem Leben machen .
Als klar wurde, dass sich Mamas Zustand nicht so bald ändern würde, begannen Cindy und ich unser Alltagsleben so zu arrangieren, dass wir diese Situation bewältigen konnten. Am Thanksgiving-Wochenende flogen wir zurück nach Albuquerque, um unsere Sachen in einen Transporter zu packen und damit zurück nach Florida zu fahren. Nachdem wir uns in Florida fast sechs Wochen lang Tag und Nacht um Mamas Gesundheit gekümmert hatten, war New Mexico wie eine kurze Verschnaufpause. In der Zeit, die mir an diesem Wochenende blieb, machten Ryan und ich wieder ein paar Stunts. Der wichtigste, an den ich mich erinnere, bestand darin, dass ich eines der Beine eines angezündeten Barbecue-Grills auf meinem Kinn balancierte, damit Ryan auf seinem Skateboard über die Flammen springen konnte. Das war eine tolle Idee, allerdings tropfte der Flüssiganzünder dabei dauernd auf mein Gesicht und die Fotos des Stunts erwiesen sich als wenig berauschend.
Als wir schließlich alles eingeladen hatten, ging ich zu Ryan und meinen Skateboard-Kumpels, um mich zu verabschieden. Als Abschiedsgeschenk gaben sie mir einen Packen psychoaktive Pilze mit. Ich verschlang sie umgehend und stieg dann mit meiner Schwester in den Transporter. Was für eine bescheuerte, blöde Idee. Da waren wir für die Dauer einer Fahrt quer durchs Land in diesem elenden kleinen Transporter eingesperrt, weil wir zurück nach Florida zogen, damit wir uns um unsere im Koma liegende Mutter kümmern konnten, und ich hatte nichts Besseres zu tun, als mich voll auf den Trip zu begeben. Nach der Einnahme von Pilzen war ich immer auf unangenehme Weise sehr ich-bewusst. Hatte ich dann nichts zu tun, machte ich mir bloß Selbstvorwürfe. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, Cindy zu sagen, was ich getan hatte, also starrte ich nur aus dem Fenster, erging mich in Selbsthass und versuchte, mich zusammenzureißen.
Mama war aus dem Jackson-Memorial-Krankenhaus zunächst in eine Klinik in Ft. Lauderdale verlegt worden, die auf an Atmungsgeräten hängende Patienten spezialisiert war, anschließend in eine kleinere Pflegestation in Delray Beach. Sie war aus dem Koma erwacht, und ihr Zustand hatte sich schließlich so weit gebessert, dass uns die Ärzte mitteilten, dass sie wieder nach Hause dürfe. Doch die Mama, die nun das Krankenhaus verließ, war fast nicht mehr wiederzuerkennen. Obgleich sie manchmal überraschend klare Momente hatte, war sie geistig und körperlich schwer behindert. Wenn sie redete, sprach sie so kraftlos, dass es fast unverständlich blieb. Sie bedurfte künftig einer Betreuung rund um die Uhr.
Die Dinge bekamen insofern eine etwas überraschende Wende, als
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