Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
wirkte im Fernsehen viel besser, als das bei einem perfekten Salto der Fall gewesen wäre.
Jene Tage in Orlando waren intensiv. Den größten Teil der Dreharbeiten nahmen wir am Ufer eines Sees vor, an dem man für uns eine riesige Rampe gebaut hatte, über die wir uns auf welche kreative Weise auch immer ins Wasser katapultieren sollten. Ich versuchte, die Rampe in einer kleinen roten Lore zu nehmen, und scheiterte kläglich. Noch bevor ich den See überhaupt erreichte, wurde ich seitlich herausgeschleudert und schabte mir dabei eine Pobacke entsetzlich auf.
Ich werde oft gefragt, was das Schmerzhafteste war, das ich je bei der Arbeit für Jackass erlitten habe, und so seltsam es vielleicht klingen mag, aber diese Schürfwunde quälte mich mehr als alles andere, was ich im Laufe der Fernsehserie durchgemacht habe. (Bei den Kinofilmen erreichte der Schmerz ein ganz anderes Niveau.) Lieber nehme ich fürchterliche Schmerzen auf mich, die schnell vergehen – wie zum Beispiel beim Arschbacken-Piercing –, als eine Verletzung, die mich zwei Wochen lang durchgängig nervt. Nach dem Unfall mit der Lore musste ich jedes Mal, wenn ich mich hingesetzt hatte und wieder aufstand, meine Unterhose von dieser Wunde ablösen.
Ich weiß noch, dass ich in meinem Hotelzimmer lag und mich wegen dieser Schürfwunde am Hintern in Selbstmitleid erging. Dann musste ich an meine Mutter zu Hause in Boca denken, die in ihrem Po vom Wundliegen ein Loch in der Größe eines Apfels hatte. Was bin ich doch für ein verdammter Blödmann! Da rannte ich hier herum, tat alles, was ich tun wollte, und jammerte wehleidig wegen einer blöden Abschürfung, während meine Mutter zu Hause im Bett fortwährend vor Schmerzen schrie. Und das würde auch so bleiben. Seit die Arbeiten an Jackass angelaufen waren, hatte ich Mamas Situation ziemlich gut aus meinem Kopf verdrängen können. Ich schob das Ganze einfach beiseite und dachte nicht daran, doch wenn es wieder in den Vordergrund drängte, dann traf es mich mit voller Wucht.
An jenem Abend rief ich Cindy an, hockte mit dem Telefon auf dem Flur des Hotels und heulte hysterisch. Mir war bewusst, dass ich mit Mamas Situation nicht einmal annähernd normal umgehen konnte, aber ich wusste einfach nicht, was ich sonst tun sollte. Ich war wütend auf jeden Gott, der so etwas zuließ. Mama war zwar nicht perfekt, doch dieses Leben hatte sie nicht verdient. Niemand hatte so etwas verdient. Ich fühlte mich schuldig, weil ich weggegangen war, und versuchte es mir gegenüber damit zu rechtfertigen, dass sie von mir erwartete, erfolgreich und berühmt zu werden, um stolz auf mich sein zu können. Ich weiß nicht, ob mich diese Überlegung noch engagierter um meinen Erfolg kämpfen ließ, auf jeden Fall half sie mir, meine Schuldgefühle zu unterdrücken.
Kaum waren die Dreharbeiten an der zweiten Staffel in Florida abgeschlossen, rief mich ein Partyveranstalter aus Cleveland an. Er hieß Nick Dunlap und wollte mich, Bam und Wee-Man nach Cleveland einfliegen lassen, damit wir dort in einem Nachtclub erschienen.
»Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben«, meinte er, »aber ich lasse Sie am Abend der Party einfliegen und am nächsten Morgen geht es dann wieder zurück. Ich beanspruche also nicht einmal 24 Stunden Ihrer Zeit. Und dafür zahle ich Ihnen 700 Dollar.«
Alltrue hatte mir 500 Dollar pro Video bezahlt, aber dieser Typ wollte mir 700 Dollar nur dafür geben, dass ich auf eine Party ging, bei der nicht einmal gefilmt würde.
»700 Dollar?«, entgegnete ich. »Machen Sie Scherze? Für 700 Dollar würde ich sogar Glas kauen und schlucken oder meinen Kopf in Flammen setzen!«
Jene Party in Cleveland habe ich nur noch sehr verschwommen in Erinnerung. Ich nahm jede Art von Drogen und stand schließlich, wie zu erwarten, völlig neben mir. Irgendwann bekam ich zwei Ecstasy-Pillen, gab Bam eine halbe ab und schluckte den Rest selbst. Bam war damals noch ein lieber, unschuldiger Kerl und das Ecstasy setzte ihm übel zu. Er konnte es kaum fassen, dass ich sogar eineinhalb Pillen eingeworfen hatte. Wahrscheinlich hatte er gar nicht mitbekommen, dass ich auch noch Koks und Methamphetamin intus hatte.
Die Party war dann relativ früh zu Ende, weil die Polizei kam. Später hatte ich unter Dunlaps Küchentisch noch Sex mit irgendeinem Mädchen, danach schlief ich ein. Als mich Dunlap am nächsten Tag weckte, lag ich noch immer unter dem Tisch.
»He, dein Flug geht in einer Stunde«, rief er. »Willst du
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