Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
schon bald, dass das der Anfang von etwas Neuem war. An jenem Abend fingen wir an, über weitere Bühnenshows nachzudenken.
Zwei ausschweifende Nächte lang zog ich meine Nummer in Panama City ab und Dunlap buchte mich für einen weiteren Auftritt ein, zwei Wochen später. Dann machte ich mich mit dem Grand Marquis auf nach Kalifornien. Dimitry saß auf dem Beifahrersitz, während uns die anderen in einem für die Produktion gemieteten Transporter folgten. Das war wirklich eine ganz besondere Reise: In Alabama wurde mir mit einem glühend heißen Kleiderbügel ein herzförmiges Brandzeichen auf die Brust verpasst, in New Orleans wurde ich von einer Voodoopriesterin mit einer Pferdepeitsche malträtiert, in Louisiana stopfte ich mir Langusten in die Hosen, in Texas versuchte ich, ein zwei Kilogramm schweres Steak zu essen (und scheiterte), und in Albuquerque lief ich als Wachmann verkleidet in einem Einkaufszentrum herum und legte mich mit Leuten an. Diese Wachmann-Nummer war nicht gerade der Knaller, aber die Tatsache, dass ich damit endlich mal ein paar Lacher provozieren konnte, war ermutigend: Es war das erste Mal, dass ich für Jackass eine reine Comedy-Nummer abzog, bei der nichts Ekliges eine Rolle spielte und ich meinen Körper nicht auf irgendeine Weise einer Gefahr aussetzte oder ihn missbrauchte.
Auf dieser Fahrt verbrachte ich auch Stunden damit, mich hinter dem Steuer sitzend vor Dimitrys Kamera über das Leben auszulassen. Offenbar war ich der Ansicht, jetzt endlich den Dreh rauszuhaben. Ich trat in einer Erfolgsshow im Fernsehen auf, konnte dabei das tun, was ich am liebsten machte, verfügte über genügend Geld, Dunlap und ich hatten damit angefangen, unsere Welteroberung auszutüfteln, und ich war unterwegs im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, um Großes zu leisten. Was sollte da noch schiefgehen?
1 4 Jai Alai ist eine Abwandlung des baskischen Pelotaspiels, bei dem zwei Spieler abwechselnd einen Ball gegen eine Wand schlagen.
12
Ich gehe nicht
»Das Eisen schmieden, solange es heiß ist.«
Diesen Rat bekam ich, meist ungefragt, immer und immer wieder zu hören, seit ich in L. A. angekommen war, und das nervte mich gehörig. Immerhin war ich jetzt da, in Kalifornien, und meine Karriere nahm nach Jahren des Kampfes endlich etwas an Tempo auf, und dann erzählte mir jeder, dem ich zufällig begegnete, dass ohnehin alles irgendwann den Bach runtergehen würde und ich deshalb das Beste aus meiner Situation machen solle, solange es ginge. So ein Quatsch! Ich war überzeugt davon, dass ich dann schmieden konnte, wann es mir passte, weil ich das Eisen heiß machen würde, wenn mir danach war. Ich glaubte damals tatsächlich, dass ich alles unter Kontrolle hätte.
Meine Ankunft in Südkalifornien war ein bisschen wie Nachhausekommen. Ich war hier zwar nur ein paar Mal gewesen, doch da ich schon als Heranwachsender nichts mehr geliebt hatte, als die Aufmerksamkeit anderer zu erregen, war Hollywood für mich eine Art geistiger Heimat. Ich weiß noch, dass mich ein Kribbeln überfiel, als ich in die Stadt hineinfuhr und diesen berühmten Hollywood-Schriftzug erblickte, der über den grau-braunen Ausläufern der Santa-Monica-Berge thronte.
Ich hatte keinerlei konkrete Pläne, was ich in Kalifornien anfangen wollte. Ich hatte keine Wohnung, und abgesehen von regelmäßigen Dreharbeiten für Jackass auch keinen Job, dem ich täglich hätte nachgehen müssen.
Ich war aber nicht das einzige obdachlose Mitglied der Jackass -Besetzung. Pontius zum Beispiel nannte seinen Toyota Tacoma sein Zuhause. Also schlug Tremaine uns vor, wir sollten aus unserer Obdachlosigkeit einen Wettbewerb machen. Statt nach einer Wohnung zu suchen, sollten wir miteinander wetteifern, wer es länger schaffte, obdachlos zu bleiben. Die Regeln waren nicht ganz klar definiert, im Prinzip ging es nur darum, so lange wie möglich ohne festen Wohnsitz zu bleiben und zugleich unser Bestes zu geben, jeden Abend irgendein Mädchen zu finden, das uns zu sich nach Hause mitnahm. Da sich dies nicht allzu sehr von der Existenz unterschied, die ich in den vorangegangenen sieben oder acht Jahren geführt hatte, war ich überzeugt davon, dass ich diesen kleinen Wettbewerb gewinnen konnte, ohne groß ins Schwitzen zu kommen.
Tremaine: Pontius machte sich schon immer gern bei anderen breit, allerdings auf eine ausgesprochen liebenswürdige Weise. Dann kam Steve-O und bildete quasi ein Team mit Pontius. Steve-O fiel es leicht, ein Mädchen
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