Ein Iglu für zwei (German Edition)
... da bin ich wieder. Du kannst mir gerne noch ein Weilchen über den Kopf streicheln. Das mag ich.
„Geht’s langsam wieder?“, erkundigt er sich.
Nein, noch lange nicht. So ungefähr eine Stunde Kopfstreicheln nicht. Oder noch länger.
Leider nicke ich mit dem Kopf. Das mit der richtigen Motorik im entscheidenden Moment muss ich noch üben.
Danny hilft mir auf die Beine. Mr. Hamilton macht einen deutlich verstörten Eindruck.
„Miss Bergstroem, es tut mir so leid. Hätte ich gewusst, dass Sie ... Also, wie soll ich mich ausdrücken ...? Ihr Verleger riet mir davon ab ... na ja, eine so große Veranstaltung zu organisieren. Er wies mich darauf hin, dass Sie ... nun ja, etwas unentspannt sind bei öffentlichen Auftritten. Ich konnte doch nicht ahnen ...“
Mr. Hamilton hat mir also diesen Schlamassel eingebrockt. Na, vielen Dank auch.
„Das ist nicht Ihr Ernst?“, bemerkt Danny entrüstet. „Malina war über den heutigen Ablauf nicht informiert? Sie haben sie einfach ins offene Messer laufen lassen? Nur, um Ihren Laden voll zu bekommen?“
Hey, es ist meine Aufgabe, mich darüber zu ärgern. Was hast du damit zu tun? Ich finde es zwar nett von dir, aber warum? Ja, genau! Wir haben das Warum noch nicht geklärt. Es wird langsam Zeit für eine Erklärung.
„Ich bin untröstlich. Wirklich, Mr. Greyeyes.“
„Sparen Sie sich Ihre Scheinheiligkeit! Ihr seid alle gleich skrupellos. Einer wie der andere. Hauptsache, die Kasse klingelt. Das wird Folgen für Sie haben!“, droht Danny ihm und drückt mich zum Ausgang.
Nein, das wird es nicht! So schlimm war es nun auch nicht. Und du hast gar nichts damit zu tun. Was mischst du dich da ein!?
Immer noch kraftlos schlürfe ich zum Wagen. Danny öffnet mir die Wagentür und ich lasse mich schlapp auf die Sitzbank fallen. Was zu essen wäre nicht schlecht. Ach ja, ich hatte mal wieder aufs Frühstück verzichtet, da mein Magen wie so oft nicht gegenwärtig war. Was soll man machen, so ganz ohne Magen? Aber jetzt scheint er wieder da zu sein und macht sich bemerkbar. Hab ich einen Hund verschluckt? Danny setzt sich neben mich und der finstere Fahrer fährt rabiat los. Mein Magen dreht sich um wie eine Waschtrommel einer Waschmaschine und sorgt für weitere Übelkeit.
„Mir wird schlecht“, mache ich Danny klar.
Danny öffnet alle Fenster mit einem Knopfdruck und streichelt mir wieder über den Kopf. Könnte sein, dass das hilft. Bitte, mehr. War mir gerade noch übel? Meine Gedanken schweben im Vakuum. Ich denke an nichts. Als meine Unpässlichkeit endlich verfliegt, nimmt mein Gehirn wieder seine Arbeit auf. Jetzt würde mich aber doch mal interessieren, wohin wir gerade fahren. Werde ich entführt?
„Wohin fahren wir?“, frage ich mit gedämpfter Stimme.
Genauso gedämpft, wie eine Stimme gerade sein kann, wenn einem zwar übel ist, man es aber vergessen hat, weil andere Umstände in den Vordergrund treten. Umstände wie „Kopfstreicheln“ oder Entführungsängste.
„Wart’s ab!“, bekomme ich zur Antwort.
Wo liegt „Wart’s ab“?
„Ich würde es aber gerne wissen!“, drängle ich weiter. Auf keinen Fall möchte ich meine Entführung einfach abwarten. Sollte ich gekidnappt werden, dann muss ich das schon wissen.
„Es gibt da etwas, was ich gerne mit dir besprechen möchte.“
„Ja?“, frage ich. Was könnte ein Danny Greyeyes mit mir zu besprechen haben? „Das kannst du doch auch hier mit mir besprechen.“
Meine Güte, meine Neugierde war mir schon immer eine große Last. Ich kann sie einfach nicht unterdrücken. Auch nicht unter größten Bemühungen.
„Wir sind gleich da, dann wirst du alles erfahren“, erklärt mir Danny schmunzelnd.
Der Wagen hält vor einer gelben Villa. Auf dem goldfarbenen Schild an der Tür steht „Rechtsanwalt Dr. Smith“.
Wüsste nicht, was ich bei einem Rechtsanwalt sollte.
„So, wir sind da.“
Danny steigt vor mir aus dem Fahrzeug. Ich klettere hinterher und schaue mich um. Nette Gegend. Eine Villa neben der anderen. Die Schornsteine auf den Dächern wirken wie emporragende Nasen. Viel zu vornehm. Ich bin in einem fünfundsechzig Quadratmeter großen Holzhäuschen aufgewachsen. Wir hatten ein Außenklo und ich musste mir ein Zimmer mit Namid teilen. Niemals würde ich mich in einer Villa wohlfühlen.
Mit Anwälten hatte ich bisher noch nichts zu tun und glaube auch nicht, dass das von Nöten ist. Ich denke, ich mach mich jetzt vom Acker. Während Danny auf den Eingang zuläuft, bleibe
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