Ein Iglu für zwei (German Edition)
Völkern der Erde zählt. Den Aborigines. Sehr anschaulich vermittelt dieses Buch die Missstände der Ureinwohner Australiens, wie ihre Welt mit dem Eintreffen der Europäer massiv erschüttert wurde. Einige Monate lebte sie dort mit einem Stamm zusammen, um seine Sitten, Rituale und Gebräuche kennenzulernen. Ich denke, es ist ein wirklich gelungener und spannender Bericht. Ich bin überzeugt davon, dass er Ihnen genauso gefallen wird wie mir.“
Tosender Applaus.
Überrascht blicke ich Danny an. Er hat mein Buch gelesen?
Mr. Hamilton stürzt wieder auf die Bühne und drückt Danny die Hand.
„Meine Güte, Mr. Greyeyes, das ist aber eine Überraschung. Wären Sie so freundlich und würden mit Miss Bergstroem noch ein paar Autogramme schreiben? Das ist ja eine Sensation, dass ich Sie hier zusammen auf der Bühne habe! Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass die Presse ein paar Aufnahmen von Ihnen beiden macht?“
Danny schaut zu mir.
„Von mir aus, aber vergessen Sie bitte nicht den eigentlichen Anlass dieser Veranstaltung. Es ist mir wichtig, dass das Buch im Vordergrund steht.“
„Selbstverständlich“, versichert Mr. Hamilton und bittet das Publikum für das Signieren auf die Bühne.
Schnell nutze ich die Gelegenheit, um Danny eine Frage zu stellen.
„Warum?“, frage ich kurz und knapp.
Eine andere Formulierung meiner dringend zu stellenden Frage fällt mir gerade nicht ein und außerdem trifft sie den Kern meines gedanklichen Durcheinanders recht gut. Mit „Warum?“ stelle ich praktisch alle Fragen, die mir gerade durch den Kopf schießen, zugleich.
Dannys zufriedenes Lächeln trifft mich mitten ins Gesicht. War das jetzt seine Antwort? Irgendwie hoffte ich auf eine aussagekräftigere Antwort.
Menschen strömen auf Danny und mich ein. Ich zücke meinen Kugelschreiber und signiere alles, was mir zugereicht wird. Meistens Bücher. Aber ab und zu auch Arme, Hände und T-Shirts. Immer wieder werden Kameras auf uns gerichtet und Fotos geknipst. Ich fühle mich unwohl in diesem Gedränge und bemerke, wie sich die ersten Schweißtropfen auf meiner Stirn bilden. Unauffällig schiele ich auf meine Armbanduhr und stelle bedrückt fest, dass die Signierstunde bereits in die „Signierzweitstunde“ übergelaufen ist.
Mein überhandnehmendes Wärmeempfinden mag daran liegen, dass ich beinahe eine gebürtige Seerobbe bin und es daher lieber kühler mag. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass meine Aufregung meinen Stoffwechsel warmlaufen lässt. Sollte mein Kreislauf sich wieder eine kurzweilige Auszeit gönnen wollen, wäre es hilfreich, wenn er mir zuvor ein kleines Zeichen geben könnte. Um die Lage zu sondieren, werfe ich einen Blick in die Menge, in der Hoffnung, die Schlange würde bald abreißen.
Leider stelle ich mit Entsetzen fest, dass weitere Menschenmassen unaufhörlich nachrücken. Ein Schweißtropfen löst sich von meiner Stirn und platscht mir auf die Hand. Das Scheinwerferlicht spiegelt sich in der Flüssigkeit wider. Sicher wäre es ratsam, jetzt aufzubrechen, solange mein Kreislauf noch „kreisläuft“. Danny kritzelt neben mir beharrlich ein Autogramm nach dem anderen. Ich kneife meine Augen zusammen und probiere so, mein verschwommenes Gesichtsfeld zu schärfen. Meine Beine zittern wie angeschlagene Gitarrensaiten. Auweia! Jetzt passiert gleich was. Der Boden unter mir beginnt zu schwanken. Meine Hand ergreift Dannys Arm, der dicht neben mir steht. Er scheint zu verstehen.
„So, Leute, das war’s für heute.“
Lange Gesichter. Ein Murren klingt durch den Raum. Mir egal. Ich muss hier schleunigst raus.
Ich versuche noch eine verabschiedende Geste und räume im Marschschritt das Feld, vorbei an Danny, vorbei an Mr. Hamilton, vorbei an irgendwelchen Regalen, bevor meine Beine mich nicht mehr tragen und wie Strohhalme abknicken. Mir wird schwarz vor Augen und ich verliere mein Bewusstsein.
Keine Ahnung, wie lange ich da so rumlag. Zwischen den Regalen. Aber jetzt tut sich wieder was mit meinem Kreislauf. Als ich meine Augen öffne, toben flinke Pünktchen in meinem Gesichtsfeld herum. Kann mal jemand das Bild schärfer stellen?
„Um Himmels willen, Miss Bergstroem, geht es Ihnen gut?“ Diese Stimme gehört Mr. Hamilton. Soll wohl ein Scherz sein. Ginge es mir gut, läge ich nicht zwischen seinen Regalen. Die Punkte verlieren sich langsam und ich erkenne Danny über mir. Mit Stirngrübchenblick kniet er neben mir und streichelt meinen Kopf.
„Na“, bemerkt er sanft.
Na
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