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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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bin.
    Egal, ich muss da jetzt rein!
    Hektisch versuche ich, die Wagentür zu öffnen, aber Danny hindert mich daran.
    „Malina, warte bitte einen Augenblick.“
    Danny beugt sich etwas zu mir herab, sodass sein Atem mich umhüllt.
    „Meinst du wirklich, dass du da drinnen klarkommst?“, äußert er seine Bedenken und sieht mich mit diesem angespannten Stirngrübchenblick an.
    Ich nicke nur stumm mit dem Kopf und wundere mich über seine Besorgnis. Warum plötzlich dieser Sinneswandel? Was ist heute anders als vor vier Wochen? Ich finde die Antwort in den wenigen Sekunden nicht. Schweigend öffne ich die Wagentür und steige aus. Mir bleibt keine Zeit, noch einmal zurückzublicken. Mr. Hamilton, die Buchhandlung persönlich, kommt auf mich zugelaufen.
    „Miss Bergstroem, endlich! Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht. Gut, dass Sie den Hintereingang gefunden haben. Wir hatten ja keine Ahnung, welch gewaltiger Andrang uns hier erwartet. Bitte kommen Sie!“
    Abgehetzt läuft Mr. Hamilton vor mir her und weist mir den Weg. Wieso verspüre ich mit einem Mal so viel Ruhe in mir? Wo ist meine Unsicherheit? Ich will sofort mein Lampenfieber zurück! Das bin ich so gewohnt.
    „Wir haben eine kleine Bühne für Sie vorbereitet. Die Tontechnik funktioniert zum Glück wieder. Vor einer guten Stunde ließ sie uns im Stich. Alles ausgefallen. Kein Ton, kein Licht. Aber jetzt steht alles für Sie bereit.“
    Meine Aufregung kehrt zurück. Ich soll im Rampenlicht auf einer Bühne zu den Menschen sprechen? Davon hat mir keiner was gesagt. Aufs Sprechen bin ich nicht vorbereitet. Und im Improvisieren bin ich eine Niete.
    Mr. Hamilton bleibt stehen.
    „Warten Sie hier bitte einen Augenblick! Ich werde Sie nun ankündigen und dann auf die Bühne rufen. Haben Sie einen Kugelschreiber für das anschließende Signieren?“
    Ich schüttele apathisch mit dem Kopf.
    „Hier, nehmen Sie meinen!“
    Er drückt mir seinen Stift in die Hand. Was geschieht hier gerade? Warum bin ich über den heutigen Ablauf kein bisschen im Bilde? Mein Verleger versicherte mir, dass es sich um eine „stumme“ Signierstunde handeln würde. Ich kann doch unmöglich so unvorbereitet da rein.
    „So, dann werde ich mal“, bemerkt Mr. Hamilton und tritt auf die kleine aufgestellte Bühne im Verkaufsraum.
    Seine Worte über mich und das Buch vernehme ich kaum. Fragen rattern durch meinen Kopf? Was macht Danny hier? Weshalb wartet er draußen auf mich? Wieso in Gottes Namen bin ich nicht darüber informiert, dass ich hier heute eine Rede halten soll? Was soll ich bloß tun?
    Mr. Hamilton ruft mich auf die Bühne. Das Klatschen des Publikums dringt wie ein Echo von weit her an mein Ohr. Es wirkt wie das Schleifen einer Sense. Der Tod wartet da draußen auf mich. Meine Beine geraten in Bewegung. Ganz von allein. Wie geht das? Ich sehe einen schwarzen Tunnel und gehe auf das Scheinwerferlicht zu. Mr. Hamilton übergibt mir das Mikrofon. Es fühlt sich an wie ein Ofenrohr. Hat Mr. Hamilton Fieber? Das Licht wird heller.
    So muss sterben sein , denke ich. Die Sense scheint geschliffen. Das Echo aus dem Jenseits verhallt. Jetzt muss mir schnell etwas einfallen. Die Blicke der Besucher schießen wie Schrotkugeln durch meinen Körper. Verzweifelt suche ich in meinem Kopf nach Worten. Aber ich finde nur ein großes, schwarzes Loch, das alles verschluckt, was sich ihm nähert. Meine Erinnerungen, mein schwer erkämpftes Wissen, Wörter jeglicher Art sind verschwunden. Es hat keinen Zweck. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich kaum mehr als ein oder zwei Vokale von mir geben.
    Ich beschließe, das Mikrofon vor mir auf den Tisch zu legen und davonzulaufen. Doch bevor ich dazu komme, wird mir das Mikro geschickt aus der Hand gelöst. Begeisterte Zurufe und Applaus schallen durch den Raum. Das Klicken der unzähligen Fotoapparate gleicht Hunderten kleiner Glasmurmeln, die auf den Boden fallen. Blitzlichtgewitter von allen Seiten. Neben mir mit einem Mal Danny. Er lächelt mich an, während er seinen Arm um meine Schulter legt. Einige Mädels kreischen und hüpfen wie wilde Hühner und versuchen, auf die Bühne zu springen. Was für ein Irrenhaus! Wo bin ich hier? Was mach ich hier? Was macht Danny hier?
    „Danke!“, ruft Danny ins Mikro. „Danke für diesen Empfang. Aber die Hauptperson bin heute nicht ich, sondern meine bezaubernde Freundin Malina Bergstroem. Ihr neues Buch, das sie Ihnen heute vorstellen möchte, handelt von einem Volk, welches zu den ältesten

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