Ein Iglu für zwei (German Edition)
Absatz.
Ein Leben ohne Magen hätte gewisse Vorteile.
Zweites Blatt, dritter Absatz.
Ich könnte ganz viel essen, ohne satt zu werden.
Drittes Blatt, erster und zweiter Absatz in einem Rutsch.
Das klappt ja wie geschmiert. Gleich bin ich durch.
Letzter Absatz.
Fertig!
Was habe ich da eigentlich gerade gelesen?
„Also, was sagen Sie, Miss Bergstroem?“
Hm. Müsste es eben schnell noch mal überfliegen, wenn ich etwas dazu sagen soll. Mir blieben nur die Worte „drei Monate“ in Erinnerung. Alles andere waren nur aneinandergereihte Buchstaben. Viel wichtiger wäre jetzt die dringende Beschaffung einiger Nahrungsmittel. Ungeduldig schaue ich zur Tür.
„Du kannst mir absolut vertrauen, Malina. Ich will, dass alles ehrlich zwischen uns abläuft. Für den Fall, dass das Buch ein Erfolg wird, bekommt jeder seinen fairen Anteil. Für die kommende gemeinsame Zeit gehen sämtliche Spesen auf mich. Egal welcher Art. Für dein leibliches Wohl wird gesorgt.“
Ja, „leibliches Wohl“ ist das Stichwort. Kann ich jetzt etwas zu essen bekommen?
Mr. Smith hält mir seinen Kugelschreiber entgegen. Ich nehme ihn und spiele mit dem Druckknopf. Klick ... klack ... klick ... klack.
„Miss Bergstroem, es wäre töricht, wenn Sie nicht unterzeichnen würden. Sie werden beide davon profitieren.“
Ich nicke gedankenverloren. Warum nicke ich? Keine Ahnung, was Mr. Smith oder Danny gerade zu mir gesagt haben. Klick ... klack. Mein Hunger beeinträchtigt wohl mein Hörvermögen. Klick ... klack. Das Einzige, was ich noch vernehme, ist das wütende Knurren meines Magens.
Danny wirkt erleichtert über meine zweifelsfreie Reaktion. Mit einem zufriedenen Lächeln setzt er zur Unterschrift an und schiebt mir die unterzeichneten Seiten zu.
„Nun fehlt nur noch Ihre Unterschrift, Miss Bergstroem.“
Vorübergehend setzt meine Urteilskraft wieder ein und mir wird noch einmal klar, worum es eigentlich geht.
„Ich weiß immer noch nicht recht, ob ich das wirklich will. Ich ...“
„Miss Bergstroem, ich dachte über diesen Punkt wären wir schon hinaus. Sind Sie sich denn nicht im Klaren darüber, was das für Ihre Karriere bedeuten könnte?“
Hunger kann sehr schmerzhaft werden. Über was soll ich mir im Klaren sein? Mein Magen scheint blindwütig mit Spießen gegen die Innenwand zu pieksen.
„Unterschreiben Sie einfach und denken Sie nicht zu viel darüber nach.“
Wenn mir das Denken jetzt nur gelingen würde. Meine Hand führt den Kugelschreiber über das Papier und langsam krakele ich meine Unterschrift neben Dannys. Doch im selben Augenblick kehrt mein Verstand zurück. Mit Entsetzen stelle ich fest, was ich gerade getan habe. Ich habe mich tatsächlich beschwatzen lassen und diesen Vertrag unterzeichnet. Unter normalen Umständen wäre mir das nie im Leben passiert. Ich habe keinen blassen Schimmer, was auf diesem Papier geschrieben steht. Wahrscheinlich habe ich meine Seele verkauft. Oh Gott! Gib her! Ich muss es zerreißen!
Mr. Smith nimmt die Seiten bereits an sich. Meine Hände greifen ins Leere. Oh nein! Was hab ich getan?!
„In den kommenden Tagen werde ich Ihnen beiden eine Kopie zukommen lassen. Ich wünsche Ihnen viel Glück!“
Vor der Villa wartet immer noch der dunkle Wagen mit dem finsteren Fahrer auf uns. Danny geht vor, um mir die Tür zu öffnen.
Ich denke nicht daran, mit dir irgendwo hinzufahren. Lieber verhungere ich, als jemals wieder in dieses Auto einzusteigen. Du widerlicher Betrüger!
Trotzig setze ich meinen Weg in eine andere Richtung fort.
„Also gut. Wie du willst. Aber vergiss nicht! Ab der nächsten Woche verbringen wir die kommenden drei Monate gemeinsam. Ob du nun willst oder nicht.“
Was? Schon nächste Woche? Für drei Monate? Wie konnte ich das überlesen?
Der Einzug
Ich gebe zu, ich war an diesem Tag aufgrund verschiedener Aspekte nicht ganz bei der Sache. Trotzdem aber hätte sich Lucy mir gegenüber nicht ganz so sarkastisch geben müssen, als ich ihr von meinem Unheil berichtete. Von einer Freundin erwarte ich Verständnis und Trost. Solidarität, wenn’s drauf ankommt. In dieser Angelegenheit hatte sie meiner Meinung nach kläglich versagt. Meine Bemühungen, ihr meine Kränkung nicht anmerken zu lassen, scheinen zu misslingen. Am Tage meines Auszuges sitze ich deprimiert auf meinem Koffer und grübele ein letztes Mal darüber nach, wie ich dieser Sache mit Danny noch kurzfristig entgehen kann, ohne Vertragsbruch zu begehen.
Lucy kennt mich recht
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