Ein Iglu für zwei (German Edition)
gut und weiß genau, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn ich meinen Mund absolut nicht mehr aufbekomme. Im Normalfall ist das ein Indiz für besonders viel Katzenjammer, den ich gerade mit mir ausmache. Sie zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich mir und meinem Koffer gegenüber.
„Malina, du solltest versuchen, es Danny zu erklären. Vielleicht versteht er ja, dass du das nicht kannst.“
Ich antworte Lucy nicht. Mein Mund ist wie verschnürt.
Vergiss nicht, ich habe da was im Delirium unterschrieben!
Die Kopie des Vertrages wurde mir inzwischen zugestellt. Endlich konnte ich in allen Einzelheiten nachlesen, was mich erwartet. Die angesetzte Vertragsstrafe würde mich bei Nichteinhaltung verschiedener Punkte ruinieren. Rein äußerlich war ich an diesem Tage im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten, deshalb wäre ein Anfechten des Vertrages völlig zwecklos.
Es erwarten mich drei Monate Freiheitsentzug. Diese Zeit werde ich im Rampenlicht der Öffentlichkeit verbringen müssen. Denn das Vertragswerk verpflichtet mich, Danny zu allen offiziellen Veranstaltungen zu begleiten. Spätestens dann werden alle Zeitungen von einem Liebesverhältnis überzeugt sein.
Sollte es mir gelingen, in diesen drei Monaten mein vorzeitiges Ableben zu verhindern, werde ich mir danach ein ruhiges Plätzchen auf dem Nordpol suchen. Ich werde mir ein Iglu bauen und selbstgenügsam mein restliches Leben in absoluter Abgeschiedenheit verbringen. Mehr will ich nicht. Nur meine Ruhe.
„Drei Monate sind schnell vorbei. Vielleicht tut’s dir am Ende sogar leid, wenn alles vorbei ist.“
Was sind das wieder für unqualifizierte Bemerkungen von Lucy? Ich werde jubeln, wenn die Zeit rum ist. Falls das allerdings die letzten drei Monate meines Lebens sein sollten, wäre es angezeigt, mich gebührend von Lucy zu verabschieden. Wir sollten nicht im Groll auseinandergehen. Vielleicht sehen wir uns nie wieder.
Zu höchster Erkenntnis gelangt, erhebe ich mich von meinem Koffer, um Lucy zum Abschied in den Arm zu nehmen.
Mach’s gut, du treue Seele. Leb wohl und vergiss mich niemals!
„Ich werde dich vermissen, Malina. Meld dich ab und zu bei mir, okay?“
„Mach ich.“
Deprimiert schnappe ich mir meinen Koffer und gehe.
Das Taxi fährt mich zu Dannys bescheidenem Domizil. Als wir dort ankommen, mustert mich der Taxifahrer kritisch im Rückspiegel.
„Wow, junge Lady, sind Sie sicher, dass Sie hier hinwollen?“
Klar, bin ich mir sicher. Hätte ich es sonst gesagt?
Ich reiche der mir zugestreckten Hand einen Schein hin.
„Der Rest ist für Sie“, gebe ich großmütig von mir.
„Danke, vielen Dank, Miss.“
Da Danny ab jetzt für sämtliche Spesen aufkommen wird, kann ich ruhig großzügig sein Geld unter die Leute bringen.
Das Tor zum Haus steht offen. Ich ziehe meinen verbeulten Koffer hinter mir her und frage mich, was mich wohl erwarten wird. Ich hatte mit Danny seit jenem folgenschweren Tag nicht mehr gesprochen und habe keinen Plan für den weiteren Ablauf.
Mit geballter Faust hämmere ich gegen die gewaltige Tür. Kurz darauf erblicke ich ein in der Sonne aufblitzendes Klingelknöpfchen. Ich halte den Fingernagel meines kleinen Fingers daneben, um die Größe abzuschätzen. Ein kleiner Hinweis auf oder neben dem Knöpfchen könnte ihm zu mehr Beachtung verhelfen und dem Klingler, in diesem Fall mir, einen gewissen Vorteil verschaffen. Nämlich den, sich im Nachhinein nicht fragen lassen zu müssen, warum man den Klingelknopf nicht benutzt hat.
Die Tür öffnet sich. Eine mürrische Dame in schwarzem Kleid und weißem Schürzchen steht mir gegenüber und versprüht eine trockene Aura.
„Warum benutzen Sie denn nicht die Klingel? Ich hätte Ihr Klopfen beinahe überhört.“
Ja, genau das meine ich.
„Sind Sie Miss Bergstroem?“
Ich nicke.
„Bitte kommen Sie herein. Mr. Greyeyes ist unterwegs. Ich werde Ihnen schon mal Ihr Zimmer zeigen.“
Folgsam schlendere ich der spröden Dame hinterher und schaue ihr gedankenverloren auf den Hintern. Wenn hier alle so freundlich sind, dann wird diese Zeit wirklich kein Zuckerschlecken.
Sie führt mich in ein kleines gemütliches Zimmer in der ersten Etage mit einem angrenzenden Badezimmer. Offensichtlich ein Gästezimmer. Dieser Raum ist wirklich wie für mich geschaffen. Klein und nicht zu extravagant. Ein kleiner Schreibtisch in der Ecke mit Blick aus dem Fenster. Der könnte für meine Arbeit ausgesprochen zweckdienlich sein.
„Mr. Greyeyes’
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