Ein Iglu für zwei (German Edition)
zunehmend schwerer fällt, den Erzählungen meines freundlichen Tischnachbarn zu folgen, spiele ich unruhig mit dem Stiel meines immer noch randgefüllten Champagnerglases. Wann gibt’s endlich Manna?
Eine rotgelockte Grazie in einem roten Abendkleid betritt verspätet den Saal. Ich habe nichts gegen rotes Haar, aber dazu passt einfach kein roter Fummel. Die beiden roten Farbtöne schreien doch förmlich vor lauter Disharmonie. Hört sie das denn nicht?
Sie winkt irgendwem an unserem Tisch zu. Interessiert schaue ich in die Runde. Wen könnte sie meinen? Danny schaut auf und gibt ihr ein Zeichen. Danny?
Sie geht auf Danny zu, der sie hochbeglückt empfängt. Sie küsst ihn auf die Wange. Einfach so. Wieso darf sie das? Eine Haremsdame räumt das Feld. Rotkäppchen setzt sich neben Danny. Sofort bestellt er ihr etwas zum Trinken. Etwas zu aufmerksam, wie ich finde. Sie beginnen ein lockeres Gespräch und sehen sich dabei tief in die Augen. Meine Finger umklammern den Stiel meines Champagnerglases so fest, dass er zu zerbrechen droht. Es brodelt sich etwas in mir zusammen. Ich glühe und in meinem Bauch formiert sich ein Lavastrom, der gleich unkontrolliert aus mir herausbricht.
Sie kichert wie eine Henne, die sich gerade ein Ei herauspresst. Was findet Danny an ihr? Zugegeben, ihre Ausstrahlung ist beeindruckend. Trotz des roten Fehlgriffs in die Kleiderkiste. Aber sie passt überhaupt nicht zu ihm. Soweit ich das beurteilen kann.
Auf einmal fällt mir das geheimnisvolle Telefonat im Auto wieder ein. Das war sie ! Natürlich! Meine Standhaftigkeit in Sachen Alkohol, die ich mir zu meiner eigenen Sicherheit auferlegt habe, lässt nach und ich nehme einen großen Schluck aus meinem Champagnerglas. Der Schreck muss irgendwie heruntergespült werden. In dem Augenblick, indem das gefährliche Getränk meinen Magen erreicht, spüre ich es bereits in meinen Gliedern kribbeln. Kein Wunder. Auf leeren Magen wirkt das Zeug doppelt so teuflisch. Und bei mir allemal. Weshalb meine Gefühle gerade Achterbahn fahren, will ich mir nicht eingestehen. Das würde mich noch verletzlicher machen. Besser, ich halte alles unter Verschluss. Vielleicht sitze ich es ja aus.
Nein! Niemals! Das stehe ich keine Sekunde länger durch! Sie legt doch tatsächlich ihren Arm um ihn herum. Wieder rinnt etwas Champagner meine Speiseröhre hinab. Der Alkohol zapft bereits an meinem Verstand und saugt mein logisches Denkvermögen auf. Gleich ist nichts mehr da von meinem Hirn. Schwimmt alles im Sprit herum.
Ihr Arm zieht ihn näher an sich heran und ihre Köpfe berühren sich. Jetzt reicht’s! Schäumend vor Wut springe ich wie eine Rakete von meinem Stuhl auf und stampfe zu ihnen herüber.
„Danny, kann ich dich einen Augenblick sprechen?“, frage ich mit bebender Stimme hinter ihm stehend.
Er dreht sich missbilligend zu mir herum.
„Kann das nicht warten?“, gibt er genervt von sich.
Wenn du willst, dass gleich ein Mord geschieht, kann es durchaus warten.
„Nein!!“
Strapaziert erhebt er sich und folgt mir durch den Saal. Ich entdecke eine versteckte Tür, die in einen Nebenraum führt. Genau der richtige zeugenfreie Ort, um Danny gekonnt die Meinung zu geigen.
„Wieso holst du mich von dem Tisch weg? Was soll das hier?“, erkundigt sich Danny gereizt.
„Verrate du mir bitte, weshalb du mich heute Abend hierhin mitgeschleppt hast? Vielleicht damit ich mir einen Überblick darüber verschaffen kann, wie gut du beim weiblichen Geschlecht ankommst? Du wolltest, dass ich den wahren Danny kennenlerne, um über ihn zu schreiben, damit alle Welt versteht, wer du wirklich bist. Ist das denn tatsächlich der eigentliche Danny, um den es hier geht? Willst du aus dir einen Frauenheld machen? Und welche Rolle hast du mir nun eigentlich zugedacht, falls ich überhaupt noch irgendeine spiele?“
Mein Blick wird wässrig. Mist! Hoffentlich rollen jetzt keine Tränen. Das wär mir äußerst unangenehm. Bloß keine Schwäche zeigen.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man annehmen, du wärst eifersüchtig“, stellt Danny amüsiert fest.
Welch infame Behauptung. Eifersucht ist mir nahezu fremd. Auf was hätte ich auch die letzten fünf Jahre eifersüchtig sein sollen – so ganz ohne Freund? Daher weiß ich im Grunde überhaupt nicht, wie sich so etwas anfühlt. Ein mir unbekanntes Gefühl.
„Völlig absurd deine Annahme. Wenn du unbedingt der Meinung bist, du müsstest dich der Welt so präsentieren, dann werde ich dich nicht
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