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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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dein Terminkalender es zulässt“, erwidere ich spöttisch und erhebe mich von der Couch.
    „Ja, klar. Wenn …“
    Verwundert blicke ich ihn an.
    „Solltest du kein Interesse mehr an dem Buch haben, kannst du es ruhig gleich sagen. Wir würden uns einige gemeinsam verschwendete Zeit ersparen“, gebe ich gereizt von mir.
    „Wenn du das so siehst.“
    Himmelherrgott! Dieses einsilbige Verhalten ist ja regelrechte Folter. Könnte er nicht endlich mal sagen, was er denkt und wie er sich das künftige Miteinander vorstellt?
    „Wie geht es nun weiter?“, frage ich irritiert.
    „Sag du’s mir.“
    Ich? Wieso ich? Warum kann er nicht auch mal den Mund aufmachen.
    „Was willst du von mir hören?“
    Danny lächelt bitter und beugt sich etwas zum Tisch vor, um die abgebrannte Asche seiner Zigarre in den Aschenbecher abzuklopfen.
    „Das weißt du ganz genau“, antwortet er mir erbost. „Tu doch nicht so, als wäre dir der gestrige Abend aus dem Gedächtnis gelöscht worden!“
    Doch. Du wirst es nicht glauben, aber das ist mir heute beim Spaziergang tatsächlich passiert. Man hat mich gegen meinen Willen meiner Erinnerungen beraubt. Einfach so. Darum hatte ich vorhin ganz vergessen, was ich dir eigentlich sagen wollte. Aber jetzt, wo du es so ansprichst, fällt es mir auch wieder ein.
    „Hör zu“, beginnt Danny, nachdem ich immer noch nichts auf den gestrigen Vorfall zu sagen weiß, „am besten wir vergessen alles, was gestern gewesen ist, und konzentrieren uns auf das Buch. Das wird wohl das Beste sein.“
    Also, ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Das wäre mir sehr recht. Bevor das Buch nicht fertig ist, weiß ich ohnehin nicht, was ich will. Ich muss erst mal einen freien Kopf bekommen. Und wie soll das gehen, wenn meine Freiheit sich auf ein Minimum beschränkt?
    Mit einem kurzen Nicken stimme ich Dannys Vorschlag zu. Freudlos nimmt er meine stumme Antwort zur Kenntnis.
     
    An den folgenden zwei Tagen bekomme ich Danny ungeachtet unserer Übereinkunft nicht zu Gesicht. Es wurmt mich, dass ich nicht weiß, wo er sich rumtreibt. Ich will nicht, dass mich das beschäftigt, und ich suche nach Wegen, mich abzulenken. Mit einer einstudierten Meditationsübung versuche ich, mich von meinen unerwünschten Gedanken zu befreien, und setze mich im Schneidersitz auf mein Bett. Ich schließe meine Augen und lege meine Hände mit dem Handrücken auf die Knie. Dabei konzentriere ich meine Gedanken auf eine kleine Eisscholle, die einsam auf dem Meer treibt. Langsam beginne ich zu entspannen und schwebe über der weißen Eisplatte. Die Wellen wiegen meine Eisscholle auf dem Wasser und alles scheint in absoluter Harmonie. Doch was ist das? Erschüttert reiße ich meine Augen wieder auf. Was hat Danny auf meiner Eisscholle zu suchen? Kann ich denn nirgends mehr meine Ruhe finden? Immerzu kreisen diese verwünschten Gedanken um ihn herum. Das ist äußerst hinderlich.
    Auf einmal höre ich es an der Eingangstür schließen. Mit einem schnellen Blick auf meine Armbanduhr kontrolliere ich die Uhrzeit. Schon nach elf. Wo treibt er sich so lange herum? Ich hüpfe vom Bett und eile die Treppe hinunter. Danny wirft gerade seine Jacke über einen Stuhl und schenkt sich im Wohnzimmer ein Glas Cognac ein. Langsam schleiche ich mich an ihn heran.
    „Wo warst du so lange?“, frage ich etwas unüberlegt.
    Überrascht dreht Danny sich um.
    „Ich wüsste nicht, dass ich dir für irgendetwas Rechenschaft ablegen müsste.“
    „Nein, sicher nicht. Das ist nicht nötig“, erwidere ich kleinmütig. „Ich dachte nur, wir würden in nächster Zeit mit unserer Arbeit beginnen wollen.“
    Mit gesenktem Blick setze ich mich auf einen Sessel und zensiere beiläufig die geschmacklose Farbe der Auslegware. Auf einer Skala von eins bis sechs erhielte sie von mir eine glatte Vier mit einem dicken Minusvorzeichen.
    „Das machen wir auch, Malina. Gleich morgen Abend erhältst du erneut die Möglichkeit, mich zu einer zwanglosen Festlichkeit zu begleiten. Ein bisschen Presse und das Fernsehen werden dabei sein. Aber das macht dir ja inzwischen nichts mehr aus.“
    Mit einem Schluck leert er das Glas und stellt es zurück auf das Tablett.
    „Es wäre schön, wenn du dich gegen sechs Uhr abends im Foyer einfinden könntest. Gute Nacht!“
    Gleichgültig geht er an mir vorbei.
    Das hat gesessen. Von Rücksicht keine Spur mehr. Jetzt hämmert er mit aller Macht auf mich ein. Niedergeschmettert lasse ich mich im Sessel zurückfallen. Und

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