Ein Iglu für zwei (German Edition)
leidenschaftlichen Energien führen. Ich sollte ihn warnen. Doch bevor ich etwas sagen kann, liegt er bereits über mir und küsst begehrend meinen Hals. Also wenn das so ist, gelingt es mir unmöglich, Widerstand zu leisten. Über Elisabeth kann ich mir auch hiernach noch einmal Gedanken machen. Jetzt gibt es Wichtigeres. Meine Hormone rufen wieder!
Die letzten Stunden habe ich mein Zeitgefühl eingebüßt. Auch kann ich nicht genau bestimmen, welcher Tag eigentlich ist. Darum habe ich mich damit abgefunden, einfach nur noch zu wissen, was wirklich entscheidend ist. Dass ich die letzten Stunden mehr Glück empfunden habe, als die vergangenen fünf Jahre. Das macht mir Angst. Was ist, wenn mein Glück zerplatzt wie eine Seifenblase? Könnte ich jemals wieder zurück in mein altes Leben? Es hat sich eine Tür geöffnet in eine neue Welt. Ich genieße bereits daraus eine Kostprobe und spüre, dass es kein Zurück mehr für mich gibt. Niemals mehr könnte mich mein altes Leben erfüllen. Meine selbst auferlegte Isolation und meine geliebte Einsamkeit würden mir nicht mehr genügen. Ich will mehr!
Danny und ich sitzen in der Küche und schlagen uns den Bauch voll mit allem, was der Kühlschrank so hergibt. Gerade probiere ich das selbst gemachte köstliche Pflaumenmus von Mrs. Mary und kleckere dabei auf Dannys weißes T-Shirt, das ich übergezogen habe.
„Oh, da ist mir gerade das kostbare Pflaumenmus auf dein T-Shirt geplumpst.“ Ich kichere belustigt, als Danny begeistert versucht, mir das Mus vom T-Shirt zu schlecken.
„Sei doch nicht so verschwenderisch mit Marys Pflaumenmus. Es ist extrem wertvoll.“
Er zieht mir das Shirt über den Kopf.
„Lass mal sehen! Hast du hier auch noch was von dem Mus versteckt?“
Ich lache vor Wollust, als Danny meinen Bauch mit der Zunge nach Resten der Pflaumenkonfitüre absucht.
Auf einmal hält er inne und sieht mich nachdenklich an.
„Was ist?“, frage ich abwartend.
Los, mach sofort weiter! Ich könnte noch ein bisschen Pflaumenmus in meinem Bauchnabel verstecken.
„Du bist wirklich erstaunlich“, bemerkt er mit einem Mal schwärmend. „Seitdem ich dir begegnet bin, stelle ich unentwegt mein bisheriges Leben infrage.“ Dieses unerwartete Bekenntnis lässt mich aufhorchen. „Alles, was du tust, scheint so ehrlich zu sein. Du gibst den Menschen, über die du schreibst, Hoffnung. Indem du ihre Geschichte und ihr Leben veröffentlichst, machst du ihre Missstände erst bekannt. Deine Arbeit ist sehr wertvoll und wichtig. Ich bewundere sie. Ich bewundere dich.“
Seine Hand streicht meine Wange hinab.
„Meinst du wirklich mich?“, erkundige ich mich skeptisch.
Schon möglich, dass durch die letzte Nacht seine Klarsicht der Dinge verschleiert wurde. Hormonell gesteuertes Denkvermögen kann schon mal zu einer unbeabsichtigten Fehläußerung führen. Wer könnte mich schon bewundern? Und für was? Ich bin nun wirklich nichts Besonderes. Eher ein einfacher Durchschnittstyp. Wenn überhaupt.
„Es ist wirklich verblüffend, wie es einer derartig hübschen Frau, die so viel erlebt und geleistet hat wie du, so sehr an Selbstwertgefühl mangeln kann.“
Langsam wird es mir unangenehm, dass er, meiner Meinung nach, ein so unzutreffendes Bild von mir hat. Ich bin doch nur ich. Was ist daran so anerkennenswert?
„Du überbewertest da einiges. Glaube mir“, erwidere ich kritisch.
Lachend schiebt sich Danny den Rest seines Marmeladenbrötchens in den Mund. Ich beobachte ihn beim Kauen. Könnte es sein, dass dies tatsächlich seine unerschütterliche Meinung über mich ist? Wie kann ich ihm nur klarmachen, dass er sich irrt? Nicht auszudenken, was passiert, wenn er eines Tages erkennt, dass ich eben doch nur „Ich“ bin und sonst nichts weiter.
„Malina, du sollst wissen, dass du mich von Anfang an sehr beeindruckt hast. Ich denke seither ernsthaft darüber nach, einiges in meinem Leben zu verändern. Doch zuvor muss ich Verschiedenes regeln. Ich hätte es längst machen sollen. Viel zu lange habe ich es vor mir hergeschoben. Jetzt aber, wo wir uns endlich so nah sind, bin ich mir absolut sicher.“
Wovon redet er?
„Ich kann dir nicht ganz folgen.“
„Heute Abend werde ich Nägel mit Köpfen machen und mit etwas abschließen, was mir ohnehin nichts mehr bedeutet hat. Der Himmel weiß, warum ich das nicht schon längst getan habe.“
„Was meinst du?“
„Später. Sobald ich alles geklärt habe, erfährst du es. Es würde dich jetzt vermutlich zu
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