Ein Iglu für zwei (German Edition)
verschwunden ist.
So, jetzt kann ich in aller Ruhe ohnmächtig werden. Entkräftet sinke ich zu Boden. Doch mein Bewusstsein bleibt klar. Die Sternschnuppen vor meinem inneren Auge verlieren sich langsam und es gelingt mir, wieder tief durchzuatmen. Viel Zeit für meine Wiederbelebung bleibt mir nicht, denn Richard Daniels tritt unerwartet aus der Tür heraus.
„Um Gottes willen! Was ist passiert?“
Besorgt beugt er sich über mich und fährt mit seiner Hand über mein Gesicht.
„Oh, mir wurde nur etwas schwindelig. Die schlechte Luft in den Räumen muss der Grund dafür gewesen sein. Es geht schon wieder.“
Unbeholfen taste ich mit meinen Händen nach dem Geländer, um mich wieder in die vertikale Position zu ziehen.
„Nein, warten Sie“, sagt Mr. Daniels eingreifend, „ich helfe Ihnen.“
Schneller als mir lieb ist, stehe ich wieder auf meinen Beinen.
„Ich werde Sie auf der Stelle nach Hause fahren.“
Noch bevor ich etwas darauf erwidern kann, führt er mich zu seinem Wagen und gibt seinem dort wartenden Fahrer entsprechende Anweisungen.
„Fahren Sie bitte schon mal vor und warten einen Augenblick vor dem Lokal auf mich! Ich muss nur eben mit den Herren alles klären.“
„Oh bitte, brechen Sie nicht Ihr wichtiges Geschäftsgespräch meinetwegen ab. Das kann ich nicht zulassen.“
„Glauben Sie mir, es gibt im Moment nichts, was ich für wichtiger erachte, als Ihr Wohlbefinden. Machen Sie sich mal um meine Geschäfte keine Sorgen. Das kann warten.“
Mit diesen Worten schlägt er die Tür des Wagens zu und begibt sich erneut zum Restaurant.
Einige Minuten später sitzen wir gemeinsam hinten im Wagen und lassen uns von dem Fahrer zu meiner Wohnung fahren. Der undurchschaubare Blick von Richard Daniels verunsichert mich. Auch seine auffallende Einsilbigkeit gibt mir Rätsel auf. Was ist plötzlich mit ihm? Hab ich etwas falsch gemacht?
Als wir vor meinem Haus halten, steigt Mr. Daniel vor mir aus und reicht mir seine Hand.
„Sicher ist es das Beste, wenn ich Sie zu Ihrer Wohnungstür begleite. Ich möchte sichergehen, dass Sie dort auch heil ankommen.“
Stumm lasse ich mich von ihm die Treppen hinaufführen und überlege, ob ich ihn noch auf einen Kaffee zu mir einladen sollte. Lucy ist ganz sicher unterwegs und somit wären wir ungestört. Die Frage ist nur, ob es mein Bestreben ist, ungestört mit ihm zu sein. Andererseits gibt es keinen Grund, weiterhin in Enthaltsamkeit zu leben. Ich sollte endlich damit beginnen, mein Leben umzukrempeln. Ein Liebesabenteuer oder eine Affäre wäre ein guter Anfang. Fragt sich nur, ob ich gesteigerten Wert darauf lege. In dieser Hinsicht habe ich mit Namid absolut nichts gemeinsam. Aber versuchen könnte ich es doch mal.
„Möchten Sie noch auf einen Kaffee mit reinkommen, Mr. Daniels?“, frage ich ihn, als wir vor meiner Wohnungstür stehen.
Ein erstauntes Augenspiel zeigt sich in seinem Gesicht. Habe ich wieder zu viel gewagt?
„Liebend gern. Aber geht es Ihnen denn schon wieder besser?“
Klar! Schon lange. Hab ich das vergessen zu erwähnen? Ich habe mich erstaunlich schnell von dieser Unpässlichkeit erholt.
„Aber ja! Schon viel besser. Also?“
Mit einem deutlichen Wink zur Eingangstür fordere ich ihn auf, die Wohnung zu betreten. Widerstandslos folgt er meiner Aufforderung. Ich hoffe nur, dass ich meine Handlung nicht schon bald wieder bereue. Mr. Daniels mag ein interessanter Mann sein, aber bin ich schon so weit, mich neuen Abenteuern hinzugeben? Nur weil mein eines „Ich“ erkannt hat, dass es vernünftig ist, Danny zu vergessen, heißt es noch lange nicht, dass das andere „Ich“ es auch wirklich kann. Die Folge wäre, dass mein „Gesamt-Ich“ sich mit Händen und Füßen gegen die Wiedervergabe von Gefühlen an einen neuen Anwärter sträuben würde und diese „Kaffee-Einladung“ von mir umsonst ausgesprochen wurde.
Aber ich sollte nichts unversucht lassen. Ganz egoistisch betrachtet geht es hier auch um die Wiederherstellung meines angeschlagenen Seelenzustands. Mr. Daniels kommt mir gerade recht.
Während ich in der Küche den Kaffee aufbrühe, steht Richard Daniels am Küchentisch angelehnt und beobachtet mich dabei. Ein paar Mal drehe ich mich zu ihm um und lächle ihn an.
„Ich muss sagen, Sie überraschen mich“, beendet er unser Schweigen mit seiner Bemerkung.
Ja, ich mich auch. Und dabei habe ich erst in drei Monaten Geburtstag.
„Was meinen Sie?“, hake ich nach.
„Ihre unerwartete
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