Ein Iglu für zwei (German Edition)
gewesen. Aber nein, die Schöpfung erklärte gerade sie zu seiner Cousine! Das finde ich unerhört!
Jetzt verstehe ich auch, woher Danny die Daniels kennt. Ich hatte mich schon gefragt, weshalb sie ihn zu ihrem Hochzeitstag eingeladen haben und wieso sich Richard und Danny bei ihren Begegnungen immerzu beim Vornamen nennen. Da Danny und Elisabeth ein Paar waren oder sind, wird er demzufolge auch auf ihre Familie getroffen sein. Und dazu gehören, wie ich nunmehr erfahren muss, eben auch die Daniels. Tolle Sache! Dann bräuchte ich nur noch mit Richard zu fusionieren und wir könnten nette Kaffeekränzchen zu viert mit Danny und Elisabeth arrangieren.
Also gut. Sie ist Richards Cousine. Langsam erhole ich mich von meinem kleinen Schock. Aber was will sie hier? Was will sie ausgerechnet heute Abend hier? Sie könnte jeden anderen Abend oder Morgen oder Mittag oder Tag hier erscheinen. Musste sie sich ausgerechnet diesen Abend aussuchen? Führt sie einen Krieg gegen mich?
Trotz meiner Bedenken ihr gegenüber reiche ich ihr zur Begrüßung meine Hand. Missbilligend schaut sie in eine andere Richtung.
„Guten Abend, Miss Palmer“, rede ich sie unbeirrt an.
„Elisabeth, Kind, wo sind deine Manieren?“, wundert sich Mrs. Daniels.
Widerwillig begrüßt sie mich mit einem kurzen Nicken und begibt sich kurz darauf zur Tür.
„Ich wollte ohnehin gerade gehen. Ach, Miss Bergstroem, es freut mich, dass Sie so schnell einen Ersatz für Danny gefunden haben. Viel Glück mit Richard! Er ist mit Sicherheit eine noch bessere Partie. Gute Wahl. Sie wissen offenbar, worauf es ankommt. Nicht schlecht für ein gewöhnliches Mädchen aus der Einöde.“
Mit diesen Worten öffnet sie die Tür und verschwindet hindurch. Mrs. Daniels hält sich voller Bestürzung die Hände vor den Mund. Richard schüttelt nur verständnislos mit dem Kopf und legt einen Arm um mich.
„Ich muss mich für Elisabeth entschuldigen. Sie hat gerade ...“
„Aber nicht doch!“, unterbreche ich ihn. „Du brauchst dich doch nicht für etwas zu entschuldigen, wofür du keine Verantwortung trägst. Es trifft mich nicht, was sie sagt.“
Doch! Es trifft mich sogar sehr. Aber das würde ich niemals zugeben. Mein Vater sagt immer, dass man nur etwas Geduld zu haben bräuchte. Alle zugefügten Schmerzen fänden eines Tages wieder zu ihrem Verursacher zurück. Ich habe Geduld. Sehr viel davon.
Meine Anspannung, die sich langsam wieder löst, nachdem Elisabeth von der Bühne getreten ist, sorgt für weitere Turbulenzen meines Kreislaufs. Die Folge ist ein bekanntes Schwindelgefühl. Meine Güte, das wird langsam zur Gewohnheit. Falls das von nun an regelmäßig vorkommen sollte, wäre ein Notfallpaket von Vorteil. Vielleicht eine Papiertüte oder ein Bodyguard, dem ich nur noch in die Arme zu fallen bräuchte. Meine Hand tastet planlos umher und sucht nach einer Möglichkeit zum Festhalten. Mir entweicht die Farbe aus dem Gesicht. Wo ist mein Blut? Steckt wohl alles in den Füßen. Es zieht mich nach unten, während mir schwarz vor Augen wird.
Als ich wieder zu mir komme, liege ich auf einem Sofa. Richard kniet daneben, während seine Eltern hinter ihm stehen und von oben auf mich herabsehen.
„Sie schlägt wieder ihre Augen auf“, bemerkt Mrs. Daniels erleichtert. „Kind, was machen Sie nur für Sachen. Wir waren ganz krank vor Sorge um Sie. Wie geht es Ihnen?“
Keine Angst, das passiert mir öfter. Der Schwindel ist quasi ein weiteres Organ von mir.
„Du warst bestimmt ein paar Minuten ohne Bewusstsein“, wirft Richard sorgenvoll ein. „Bei unserer letzten Begegnung ging es dir ebenso nicht gut. Das musst du dringend mal ärztlich abklären lassen.“
Ach i wo! Mein Kreislauf war noch nie besonders zuverlässig. Der ist wie das Wetter. Wechselhaft. Da ist nix.
„Ja, mache ich“, antworte ich.
Den Rest des Abends sitzen wir im Speisezimmer und lauschen den Familiengeschichten, die Richards Vater zu erzählen weiß. Selbstverständlich geht es hauptsächlich um Richards Kindheitsabenteuer. Da er ihr einziges Kind ist, konzentriert sich ihre Elternliebe offenbar ausnahmslos auf ihn. Richard scheint kein Problem damit zu haben. Während sein Vater eine Anekdote nach der anderen aus Richards Kindheit ausplaudert, lächelt Richard nur unbeschwert. Ich genieße dieses harmonische Beisammensein und linse immer wieder zu ihm hinüber. Auch seine Augen mustern mich fortwährend.
Zu später Stunde ziehen sich Mr. und Mrs. Daniels zurück, um
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