Ein Iglu für zwei (German Edition)
ich aufrichtig.
Bei einem ungezwungenen Essen ist man selten allein
Pünktlich um neunzehn Uhr klingelt es an der Haustür. Frohgestimmt öffne ich die Tür und wundere mich, als nicht Mr. Daniels selbst auf der Schwelle steht. Ein Chauffeur in Blau nimmt seine Mütze vom Kopf und begrüßt mich höflich.
„Guten Abend, Miss Bergstroem. Mr. Daniels ist noch ein dringender Termin dazwischengekommen und er entschuldigt sich, dass er nicht persönlich erscheinen konnte. Wenn es Ihnen recht ist, dann fahre ich Sie zum verabredeten Treffpunkt. Mr. Daniels wird dort auf Sie warten.“
Ich wusste nicht, dass ich einen Treffpunkt mit ihm verabredet hätte. Wo mag das sein? Nein, ich frage nicht nach. Die Blöße gebe ich mir nicht. Es spricht gar nichts dagegen, mich einfach überraschen zu lassen.
Ich nicke nur und folge dem beauftragten Fahrer stumm zu seinem Fahrzeug. Eine große dunkelblaue Limousine. Ein VW Käfer hätte es auch getan. In diesem gewaltigen Auto fühle ich mich allein wahrlich verloren. Hauptsache, ich finde von da drinnen auch wieder nach draußen. Das Gefährt ist fast so groß wie ein Linienbus. Während der Fahrt sitze ich ganz dicht neben der Tür und schaue beharrlich aus dem Fenster.
Diesmal bin ich nicht nervös. Fast freue ich mich auf diesen Abend, obwohl mir bewusst ist, dass mir Mr. Daniels’ Geschäftspartner unbekannt sind, und allein diese Gewissheit raubt mir für gewöhnlich sämtlichen Mut. Da ich nun aber weiß, dass Mr. Daniels sich an meiner Zurückhaltung nicht stört und ihm eine Konversation zwischen seinen Geschäftspartnern und mir nicht weiter wichtig ist, kann ich entspannt dort erscheinen.
Soeben halten wir an einer Ampel und mein Blick fällt auf einen Kiosk, der gerade schließt. Die Schlagzeile einer Zeitung springt mir förmlich in mein Gesichtsfeld.
„Elisabeth Palmer, die Gewinnerin!“
Die Ampel schaltet auf Grün und wir setzen unsere Fahrt fort. Kurzerhand schreie ich den Fahrer an:
„Halt! Bleiben Sie stehen! Halten Sie bitte sofort an! Anhalten!“
Verwundert setzt der blaue Mann den Blinker und hält eine Kreuzung später an.
„Warten Sie bitte einen Augenblick. Ich bin sofort wieder zurück.“
Ich steige aus dem Fahrzeug aus und haste zurück zum Kiosk. Im letzten Moment erwische ich den Kioskbesitzer noch, bevor er seinen sicher verdienten Feierabend antritt, und luchse ihm eine letzte Zeitung ab.
Bereits auf dem Rückweg zum Auto falte ich die Zeitung auseinander und erschaudere ein zweites Mal beim Anblick der Überschrift. Erst jetzt bemerke ich, dass ein kleines Foto von mir neben Elisabeth Palmers überdimensionalem Bild abgedruckt ist. Na bitte, das Interesse an mir wird, proportional zu meinem Foto gesehen, schon kleiner. Und offenbar scheint diese Elisabeth das Rampenlicht zu genießen.
Soll sie doch. Sie kann alles haben: Glanz, Ruhm und Danny. Ich will nichts davon. Als ich wieder in der blauen Limousine sitze, lese ich mir den Artikel durch. Doch bereits die ersten Zitate von Elisabeth Palmer durchbohren mein Herz.
„Sie (damit bin ich gemeint) ist doch überhaupt nicht sein Typ. Viel zu ruhig und unscheinbar. Wir machen alle mal Fehler.“
Ich war kein Fehler! Du rote Kröte! Vielleicht hat mich Danny vernascht und meine Gefühle missbraucht. Aber ich war kein Fehler! Dieses gemeine Miststück!
Gekränkt zerknittere ich die Zeitung und werfe sie empört auf die Sitzbank. Ich muss mich immunisieren gegen diese beschämenden Attacken gegen meine Person. Wenn es doch bloß einfach an mir abprallen würde. Seitdem Danny meine Mauer eingerissen hat, bin ich schutzlos wie ein Baum ohne Rinde. Wenn ich das nicht schnell wieder repariere, bin ich bald ein einziges Trümmerfeld. Jeder bohrt in meiner Wunde. Jetzt auch noch diese Elisabeth. Warum tut sie das nur? Sie hat ihn doch wieder. Bin ich denn wirklich so unscheinbar, wie sie behauptet? Und was ist daran verkehrt? Wäre es mit Danny anders gekommen, wenn ich das Temperament einer spanischen Flamencotänzerin hätte? Noch nie hat es mich so sehr gestört wie jetzt, dass meine Lebhaftigkeit nicht über das Level von Valium hinausgeht. Nie hatte ich das Gefühl, ich sei ein Fehler. Jetzt schon!
Wir erreichen ein kleines, nicht zu extravagantes chinesisches Restaurant. Findet hier das Geschäftsessen statt? Wow! Ich hätte nicht vermutet, dass es in einem durchschnittlichen Rahmen stattfindet. Das ist mir sehr angenehm. Der blaue Fahrer parkt die dunkelblaue Limousine. Ich
Weitere Kostenlose Bücher