Ein Iglu für zwei (German Edition)
Richard Daniels’ Geschäftspartner verspätet hereinschneien. Schon beginne ich, mich zu verkrampfen, und meine Füße schwingen ruhelos im Takt. Mr. Daniels greift kurz nach meiner Hand.
„Sie können ganz unbesorgt sein. Es erwartet niemand von Ihnen, dass Sie sich an einem Gespräch beteiligen. Genießen Sie einfach nur das Essen. In Ordnung?“
Beruhigt nicke ich mit dem Kopf.
Mr. Daniels hat so eine ermutigende Art an sich. Fast finde ich es schade, dass von mir keine Gesprächsbeteiligung erwartet wird. Vielleicht könnte ich doch hin und wieder etwas am Rande bemerken. Nur so ganz nebenbei. Mal sehen.
Die beiden Herren begrüßen mich erfreut.
„Miss Bergstroem, ich konnte es kaum glauben, als Mr. Daniels uns davon in Kenntnis setzte, dass Sie am heutigen Abend dabei sein werden. Ich bin wirklich hocherfreut. Machen Sie mir bitte die Freude und signieren dieses Buch für meinen Sohn“, bittet mich der Fülligere der beiden und hält mir eines meiner Werke hin.
Die beiden kennen mich? Einer ihrer Söhne kennt mich. Danny hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Es ist beunruhigend, dass mich so viele Menschen kennen. Ich dachte, ich sei inkognito hier.
„Sehr gern“, antworte ich und schreibe einen kurzen Gruß in die Kladde.
Wenn jetzt noch mehr Menschen mein Gesicht erkennen, renne ich schreiend in meine Höhle oder tauche ab in den Untergrund. Gebt mir meine Anonymität zurück! Sofort!
Den weiteren Abend reden wir über meine Bücher. Von geschäftlichen Themen keine Spur. Sind das auch die richtigen Leute, die an unserem Tisch Platz genommen haben? Erschöpft vom Reden entschuldige ich mich und stehle mich heimlich vor die Tür, um einen Moment allein zu sein. Obwohl mein Magen mit gesunden Köstlichkeiten befüllt wurde, fühle ich mich wie ein vollgestopfter Staubsaugerbeutel. Mein Unwohlsein könnte aber auch andere Gründe haben. Schließlich bin ich so viel Konversation einfach nicht gewohnt. Kein Wunder, dass ich mich so fühle, als hätte man den Stöpsel zu meiner Energieversorgung gezogen.
Ich hole tief Luft und versuche, den Sauerstoff ein wenig in mir zu behalten, bevor ich ihn wieder ausstoße. So, das tut gut. Ein dunkles Fahrzeug hält direkt vor dem Eingang des Lokals. Sieht genauso aus wie ...!
Die Wagentür wird von innen aufgestoßen und ich erkenne Danny und Miss Red alias Palmer im Fahrzeug sitzen. Ein Blitz durchstößt mein Herz und führt zu einer Zunahme meines Missbehagens, das ich bis eben noch unter Kontrolle wusste. Schnell halte ich mich am Geländer der Treppe fest, auf der ich gerade stehe. Ganz ruhig atmen. Ein und aus. Ein und aus.
Nachdem Danny vor Miss Red ausgestiegen ist, sieht er mich auf der Treppe vor dem Lokal stehen. Mein verwundetes Herz überschlägt sich vor Aufregung, während auch meine zweite Hand nach dem Geländer greift. Jetzt nur nicht schlapp machen. Ich muss das hier würdevoll durchstehen. Wahrscheinlich wird er mir gleich einen herablassenden Blick schenken und ohne ein Wort an mir vorbeischreiten. So behandeln Herzensbrecher doch ihre Opfer, wenn sie ihr Ziel einmal erreicht haben. Oder nicht? Da ich noch niemals zuvor einem Frauenhelden erlegen war, weiß ich das natürlich nicht so genau, aber die Vermutung liegt nahe.
Miss Red hat mich noch nicht gesehen und ist derzeit mit den Falten ihres Kleides beschäftigt. Danny aber sieht verwirrt zu mir herüber und kommt tatsächlich auf mich zu. Das gibt’s doch nicht! Was mach ich jetzt nur? Meine Finger umklammern angespannt das Geländer, sodass meine Knöchel hindurchscheinen, als wären sie abgenagt. Mein Unwohlsein verwandelt sich in einen Schwindel.
Als er direkt vor mir steht, sehen mich seine Augen fragend an. Warum sieht er mich so an?
„Malina!“, spricht er plötzlich meinen Namen aus.
Ich würde gern etwas sagen, aber der anwachsende Triesel fordert meine absolute Konzentration. Miss Red hat ihre Falten im Kleid unter Kontrolle und ruft nach ihrem Begleiter:
„Dannyyyy! Dannyyy ... kommst du bitte endlich!“
Dannys Stirngrübchen sprechen Bände. Leider kann ich sie nicht verstehen. Ich begreife seine fassungslose Reaktion einfach nicht. Völlig untypisch für einen Schürzenjäger. Nehme ich mal an.
In mein Gesichtsfeld mischen sich kleine aufblitzende Sternchen. Ohgottohgottohgott! Wenn ich mich jetzt bloß fortbeamen könnte!
Besitzergreifend zerrt Elisabeth Danny an seinem Arm zum Eingang des Lokals. Sein Blick trennt sich erst von mir, als er durch die Tür
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