Ein Iglu für zwei (German Edition)
Menschen.“
„Das macht für mich keinen Unterschied mehr, Richard. Danny hätte sich schließlich nicht wegschnappen lassen müssen. Das ist keine Entschuldigung.“
„Ja, da gebe ich dir Recht“, bestätigt mich Richard, „aber ich will ehrlich zu dir sein. Danny ist kein schlechter Mensch. Elisabeth nutzte seine Schwächen schon immer zu ihrem Vorteil. Sie kennen sich bereits aus der Schulzeit und kurz, nachdem Dannys Eltern verstarben, war er ihr nicht mehr gut genug. Als sich dann mit seiner Musik der erste Erfolg einstellte, schien sich ihre Meinung über ihn zu ändern. Es folgte ein ständiges Hin und Her mit den beiden. Mal waren sie zusammen, dann wieder nicht. Kein Mensch blickte da noch durch. Hin und wieder lernte er ein paar andere Mädchen kennen, aber als er plötzlich mit dir auf der Bildfläche erschien, hätte ich schwören können, dass es ihm ernst ist. So hatte ich ihn noch niemals zuvor erlebt. Immerzu wachte er mit Argusaugen über dich. Ich kann mir sein jetziges Verhalten einfach nicht erklären.“
„Wie auch immer. Es ist mir nun egal, da es überhaupt keine Rolle mehr spielt, wie es dazu kam.“
Richard streicht verständnisvoll über meinen Arm.
„Ich wünschte, ich wäre dir vor Danny begegnet!“, sagt er mit einem Mal, als wüsste er, dass er den Kampf um mich gerade verloren hat. Dabei bin ich fest entschlossen, Danny für immer zu vergessen. Das muss ich ihm unbedingt klarmachen.
„Warum sagst du das?“, frage ich verdutzt nach. „Er ist nicht mehr wichtig für mich. Gib mir doch eine Chance, es dir zu beweisen!“
Lächelnd beugt er sich zu mir vor.
„Du belügst dich gerade selbst, Malina. Das wirst du schon bald erkennen. Erforsche deine Gefühle.“
Aber das habe ich doch gerade versucht. Du lässt es ja nicht zu. Dazu hätte ich dann gerne deinen Arm zurück. Also?
„Es ist meine Schuld“, sagt er leise. „Ich hätte dich nicht wieder anrufen dürfen. Der heutige Abend hat dich nur noch mehr verwirrt.“
Ja, das kann man wohl sagen. Jetzt weiß ich bald gar nichts mehr. Erst weicht Richard meinen Annäherungsversuchen aus und dann macht er mir klar, dass er mich zwar will, aber glaubt, dass ich immer noch Danny will und er daher lieber warten möchte, bis ich erkannt habe, wen oder was ich will. Dabei dachte ich bereits, Danny nicht mehr zu wollen, und gerate nun wieder ins Schwanken, woran Richard nicht ganz unschuldig ist.
Wahrscheinlich hat er Recht und es ist das Beste, wir sehen uns vorerst nicht mehr. So kommt mein Inneres nämlich nie zur Ruhe. Ich brauche endlich einen festen Kurs. Nur mein Schiff schaukelt mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Das erschwert meinen Weg, dessen Ziel ich selbst nicht mehr kenne. Mannomann! So wird das nichts.
Nächste Woche habe ich einen Termin bei diesem Anwalt Dr. Smith. Ich will ihm mein fertiges Manuskript überreichen, denn Danny muss den Inhalt des Buches erst absegnen, bevor ich es meinem Verlag übergeben kann. Aber es dürfte eigentlich keinen Grund für ihn geben, sich dagegen auszusprechen. Alles wurde ganz in seinem Sinne formuliert.
Zwei Tage später folgt die letzte Buchpräsentation in einer kleineren Buchhandlung. Danach werde ich für einige Zeit nach Grönland reisen und meine Eltern besuchen. Vielleicht finde ich dort die nötige Ruhe, mir über einiges klar zu werden.
„Du hast sicher Recht“, stimme ich Richard zu, „ich benötige noch mehr Zeit für mich. Es ist schön, dass du so viel Verständnis für mich zeigst und mich vor unüberlegten Handlungen bewahrt hast, die ich später vielleicht bereuen könnte.“
Richard nickt beipflichtend, aber der Ausdruck in seinem Gesicht verrät mir, dass er im Grunde seines Herzens gerne was anderes von mir gehört hätte. Obwohl er augenscheinlich besser weiß als ich selbst, dass ich ihm nichts anderes mehr sagen kann.
Kurz darauf begleitet mich Richard noch zu meinem Wagen.
„Es war ein sehr schöner Abend, Richard. Vielen Dank. Darf ich trotzdem mal anrufen, wenn mir danach ist?“, erkundige ich mich unsicher.
Ohne mir zu antworten, greift Richard nach mir und zieht mich in seine Arme. Eine Weile stehen wir so fest umarmt in der dunklen Stille, bis Richard mit seinen Händen mein Gesicht umfasst und es an sich heranzieht. Falls er mich jetzt küssen will, muss ich ihn warnen. Das spricht gegen seine jüngst aufgestellten Prinzipien. Ich sollte erst mit meinen Gefühlen ins Reine kommen, bevor es zu weiteren
Weitere Kostenlose Bücher