Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
Vom Netzwerk:
Waschprogramm an mir vollzogen. Wie ich mir bereits dachte, ohne Ergebnis. Kerngesund. Allerdings stehen noch ein paar Ergebnisse aus, zu deren Besprechung ich heute in die Praxis gebeten worden bin.
    Mit etwa einer halben Stunde Verspätung treffe ich bei Dr. Morgan ein. Zum Glück ist das Wartezimmer leer. Kurze Zeit später sitze ich ihm schon an seinem verkramten Schreibtisch gegenüber.
    Dr. Morgan ist ein kleiner hagerer Mann, dem man sämtliche Gesundheit absprechen möchte, denn er wirkt so morsch wie altes Holz. Seine Gelenke knacken bei jeder Bewegung und seine Haut ist so blass und durchscheinend wie Pergamentpapier. Trotzdem ist er ein fideles, humorvolles Persönchen, das immer zu einem schlechten Scherz aufgelegt ist. Wahrscheinlich habe ich ihn darum zu meinem Leibarzt erklärt. Weil es bei ihm wahrlich locker und entspannt zugeht. Bei meiner verkrampften Eigenart genau der richtige Kontrast.
    „Schön, dass Sie doch noch gekommen sind, Miss Bergstroem. Wie bereits vermutet, strotzen Sie nur so vor Lebenskraft. Bis auf Ihren zu niedrigen Blutdruck, den man bei dem Gesamteindruck wirklich vernachlässigen kann.“
    Na bitte! Sag ich doch. Zufrieden lächle ich ihn an.
    „Nur zukünftig wird sich wohl einiges in Ihrem Leben verändern, wie es scheint.“
    Ja, das kann man wohl sagen. Ich werde in den kommenden Tagen meine Auswanderungspläne zum Nordpol vertiefen. Aber woher weiß Dr. Morgan das? Kann er das etwa aus meinen Blutwerten herauslesen? Ist mir dieses Leben längst vorbestimmt?
    „Wie soll ich das verstehen?“, frage ich verdutzt.
    Dr. Morgan lächelt munter und stützt sich mit seinen verschränkten Armen auf den Schreibtisch.
    „Ich würde Ihnen raten, sich die folgende Zeit ein wenig zu schonen. Sagen Sie alle Ihre öffentlichen Termine ab und kommen Sie zur Ruhe. Das ist das Beste für Sie und Ihr Kind.“
    „Wie bitte!? Aber ...  ich ... ähm ...“
    Mein Kind? Ist das wieder einer seiner dummen Scherze?
    „Um es mit anderen Worten auszudrücken, Miss Bergstroem: Sie sind schwanger.“  
    Ach ja, natürlich, ich bin schwanger. Klar! Wenn’s weiter nichts ist. Schwanger wird man doch ständig.
    Ich bin waaaas?! Okay, jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Wie war das doch gleich mit der Verhütung? Gut, wir haben darauf verzichtet. Aber muss ich deshalb auch gleich schwanger werden? Die Wahrscheinlichkeit ist schließlich verschwindend gering, dass sich in einer einzigen Nacht ein ganzes Leben verändert. Wohl nicht gering genug. Jedenfalls nicht in meinem Fall.
    Skeptisch sehe ich an mir herunter und lege die rechte Hand auf meinen Bauch, der immer noch flach wie die Schreibtischplatte von Dr. Morgan ist.
    Was mach ich jetzt nur? Schwanger! Ich! Bin ich dazu schon bereit? Allein? Ohne Vater?
    „Ich hoffe, die Nachricht kommt Ihnen nicht ungelegen“, sorgt sich Dr. Morgan mit einem Mal.
    „Aber nein, ganz und gar nicht. Überhaupt nicht. Nicht im Geringsten. Alles bestens. Das hatte ich mir bereits gedacht. Es überrascht mich eigentlich nicht weiter.“
    Mir wird übel. Gut, dass ich noch sitze, sonst hätte mich diese Hiobsbotschaft doch glatt aus den Socken gerissen. Jetzt brauche ich wirklich Zeit. Und zwar mehr als unendlich viel, um das alles zu begreifen. Leider hab ich die nicht mehr. Höchstens neun Monate. Übermorgen werde ich mir das nächstbeste Flugzeug nach Grönland schnappen, sobald ich diese letzte Buchpräsentation hinter mich gebracht habe.
     
    Nachdem ich mich von Dr. Morgan verabschiedet habe, entschließe ich mich zu einem Ausflug ins Aquarium. Fische hatten schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich. Daher sitze ich jetzt vor einem gewaltigen Fischbecken und beobachte die bunten Wasserbeckenbewohner dabei, wie sie friedvoll durchs Wasser gleiten und sich an den winkenden Schlingpflanzen reiben.
    Nachdenken brauche ich nicht mehr. Ich habe längst eine Entscheidung getroffen. Trotzdem genieße ich die Stille im Aquarium und lasse die neptunische Atmosphäre auf mich wirken.
    Als ich am späten Abend endlich zu Hause eintreffe, erwartet mich Lucy schon. Sie weiß bereits Bescheid. Ich hatte ihr per Handy eine kurze Flaschenpost rübergefunkt.
    Mitfühlend schlingt sie ihre Arme um mich herum, als wir auf der Couch sitzen. Es fühlt sich so an, als wolle sie mich trösten. Dabei bin ich mir unsicher, ob das vonnöten ist. Ich wollte schon immer Kinder haben. Allerdings stellte ich mir das Wie, Wann und Wo anders vor. Dass ich nun allein vor dieser

Weitere Kostenlose Bücher