Ein Iglu für zwei (German Edition)
Richard und mir die Gelegenheit für ein persönliches Gespräch zu geben.
Inzwischen sitzen wir bei flackerndem Kerzenschein im Wohnzimmer und plaudern ausgelassen miteinander. Ich fühle mich wohl in Richards Gegenwart und ich genieße es, bei ihm zu sein. Ist das genug? Reicht das für ein ganzes Leben? Vielleicht wäre meine Mutter in dieser Angelegenheit ein guter Liebesberater gewesen. Als sie sich damals zu einem Leben mit meinem Vater in der Einsamkeit entschloss, war es wahre Liebe. Andernfalls kann man solch eine fundamentale Umgestaltung seines Lebens doch gar nicht akzeptieren. Sie hat ihr sicheres Leben in Schweden gegen die eintönige Wildnis getauscht, um dort den Rest ihres Lebens an der Seite meines Vaters zu verbringen.
Könnte ich mit Richard auf einer einsamen Insel leben? Würde er mir genügen? Wahrscheinlich stelle ich mir die falsche Frage. Da ich mir selbst völlig genüge, wäre ein Leben mit nur einem einzigen Menschen, egal wo und mit wem, für mich absolut abwechslungsreich. Eher muss ich herausfinden, ob seine körperliche Nähe zu mir elektrische Impulse aussendet. Das geht natürlich am besten, indem er sich mir nähert. Leider scheint es nicht die geringsten Anzeichen dafür zu geben, dass er gleich über mich herfällt. Wie soll ich so merken, ob ein Funke bei mir überspringt oder nicht? Also muss ich mal wieder selbst einen gewagten Schritt gehen.
Während Richard mir gerade inbrünstig von seiner Arbeit berichtet, was mich zugegebenermaßen ein wenig langweilt, nähere ich mich ihm unauffällig. Wahrscheinlich zu unauffällig, denn meine Annäherung bleibt unbemerkt.
Was kann ich bloß tun, damit er es versteht? Ich greife nach seiner Hand und streiche mit meinem Zeigefinger über die Sehnen auf seinem Handrücken. Er hat wirklich gepflegte große Hände. Endlich hört er auf zu sprechen und sieht mich an, während ich weiterhin meine Fingerfertigkeiten an ihm vollziehe. Neugierig schiebe ich den Ärmel seines Pullovers nach oben und betrachte seinen behaarten Arm, über den ich nun zart mit der flachen Hand streichle. Richard stört mich bei meiner Erkundungsexpedition und hält meine engagierte Hand fest. Enttäuscht sehe ich auf.
„Malina, es wäre sicher das Beste für uns, wenn du jetzt heimfährst.“
Ähm! Das kann er nicht ernst meinen? Nicht jetzt. Bin ich schon wieder zu weit gegangen? Natürlich bin ich das, aber hier geht’s ja auch um eine Rundumanalyse meiner Gefühlswelt. Ich brauche mehr Zeit für meine Nachforschungen. Absolut unmöglich, dass ich jetzt schon nach Hause fahre.
„Entschuldige, aber weshalb?“, frage ich verdutzt.
„Weil ich der Meinung bin, dass du noch mehr Zeit benötigst.“
Ja, genauso sehe ich das auch. Ich brauche dringend mehr Zeit, und zwar mit dir gemeinsam. Deshalb wäre es dumm von dir, diesen Abend gerade jetzt zu beenden.
„Für was?“, möchte ich wissen. Ich nehme nicht an, dass wir beide in der „Zeitangelegenheit“ dieselben Gründe vertreten. Daher könnte eine Erklärung seinerseits nicht schaden.
„Du kannst unmöglich schon über Danny hinweg sein. Dein Schwächeanfall vorhin lässt mich vermuten, dass dich Elisabeth’ Erscheinen stärker berührt hat, als du zugeben möchtest.“
Stimmt nicht, hat mich völlig kalt gelassen! Jawohl! Kann ich jetzt fortfahren? Los, gib mir deinen Arm zurück!
„Wusstest du schon, dass Danny Elisabeth vor die Tür gesetzt hat? Das ist auch einer der Gründe für ihr Auftauchen heute.“
„Danny ist nicht mehr mit Elisabeth zusammen?“, frage ich fassungslos nach.
Musste er Danny jetzt erwähnen? Das raubt mir sämtlichen Antrieb für meine Ermittlungen. Könnte Richard Recht haben? Brauche ich tatsächlich mehr Zeit, um über Danny hinwegzukommen? Immerzu bin ich ganz aus dem Häuschen, wenn ich nur seinen Namen höre. Das ist nicht gut. Ich leide immer noch und hätte es beinahe nicht bemerkt.
„Wie gut ist dein Verhältnis zu Danny und Elisabeth?“, frage ich Richard interessiert.
„Elisabeth und ich haben uns als Kinder gut verstanden. Wenn sie Probleme hatte, war ich ihre Anlaufstelle. Das ist bis heute so geblieben. Allerdings habe ich ihre ständigen Intrigen satt. Von ihren Eltern wurde sie sehr verwöhnt. Darum glaubte sie, alles haben zu können, was sie wollte. Sei es nun in materieller oder menschlicher Hinsicht gewesen. Ich schließe nicht aus, dass sie dir Danny nur vor der Nase wegschnappen wollte. Sie spielt gerne mit Gefühlen anderer
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