Ein Iglu für zwei (German Edition)

liebestechnischen Maßnahmen zwischen uns kommen dürfte.
    Hat er seine Meinung jetzt geändert? Seine Lippen drücken sich auf meine und kurzzeitig hoffe ich, dass sein Mund sich öffnet und unsere Zungen zueinanderfinden. Doch gleich darauf beendet er diese unplanmäßige Aktion schon wieder und löst sich von mir.
    Na ja, vielleicht ist es besser so. Ich sehne mich nach körperlicher Nähe, aber ich weiß nicht, ob sie mir Richard geben sollte.
    Als ich vom Hof fahre, bin ich fast erleichtert, dass meine Annäherungsversuche bei Richard nicht von Erfolg gekrönt waren. Sein unverhoffter Abschiedskuss war schön, aber das Knistern blieb aus.

Diese Nachricht muss erst mal verdaut werden
     
    Ich sitze Rechtsanwalt Dr. Smith gegenüber und bewundere ein zweites Mal sein geräumiges Büro, in dem selbst dieser korpulente Mann klein und verloren wirkt. Kurz blättert er in meinem Manuskript, bevor er das Wort an mich richtet.
    „Das ist ja alles schön und gut, Miss Bergstroem. Ich verstehe nur nicht ganz, weshalb Sie das Buch eigentlich noch geschrieben haben. Mr. Greyeyes hat offenkundig keinen Wert mehr auf die Fertigstellung gelegt, und wenn ich mich recht erinnere, war Ihr Interesse an diesem Projekt von Anfang an eher geringfügig. Darf ich fragen, was Sie dazu bewogen hat, das Buch doch zu schreiben?“
    Klar darf er fragen. Aber antworten werde ich nicht.
    „Wissen Sie, Mr. Smith, ich schreibe nicht gern mit einem Dolch im Rücken. Dass Mr. Greyeyes auf die Einhaltung des Vertrages nicht mehr bestanden hat, hat meine Schreiblust wahrscheinlich erst aktiviert.“
    Ich wollte doch nicht antworten?! Wie inkonsequent!
    „Also gut. Ich werde Sie in den kommenden Tagen über Mr. Greyeyes’ Entscheidung zu diesem Manuskript informieren. Falls Änderungen erwünscht sein sollten, lasse ich Sie Ihnen zukommen.“
    Es wird nichts geändert! Ansonsten landet es im Papierkorb!
    „Sicher doch. Vielen Dank.“
    Mr. Smith begleitet mich zum Ausgang.
    Nein, so geht das nicht! Ich muss jetzt und hier klarstellen, dass ich keine Korrekturen am Manuskript von Danny akzeptieren werde. Er darf es lesen, mehr aber nicht. Seine Einmischungen in mein Leben waren schon zu gravierend, als dass ich noch einmal bereit wäre, widerstandslos alles hinzunehmen. Trotz meiner Enttäuschung über ihn ist es mir gelungen, ein Werk zu kreieren, das ihn völlig vorurteilsfrei beleuchtet. Es spiegelt bedeutsame Ereignisse seiner Lebensgeschichte wider und ermöglicht einen unzensierten Blick auf einen ausgewählten kleineren Teil seines Charakters.
    Den „wahren Danny“, den ich kennengelernt habe, finde ich in meinem Buch auch wieder. Konsequent, zielstrebig, unbeirrt, feinfühlig, scharfsinnig, vernünftig, geistreich und talentiert. Alle anderen gewonnenen Erfahrungen, die verschiedenste Liebeskummervarianten bei mir ausgelöst haben, wurden von mir wohlwollend unter den Teppich gekehrt. Daher gäbe es für Danny nicht den geringsten Grund zur Kritik.
    Die letzten Wochen haben vehement mein Leben verändert. Ich bin nicht mehr die gleiche Person, die ich noch vor der Begegnung mit Danny war. Vielleicht habe ich es nicht gleich erkannt, aber jetzt spüre ich es immer deutlicher. Ich habe aus dieser Lektion etwas gelernt.
    Über mein Leben entscheidet nur ein einziger Mensch: nämlich ich selbst. Und ganz sicher lasse ich mir zukünftig von niemandem mehr etwas aufdiktieren. Nicht von Lucy, nicht von einer „Helen-Stöckelschuh“, nicht von Danny oder wem auch immer. Mir ist klar geworden, dass ich am besten weiß, was oder wie viel ich mir zumuten kann. Daher kehren sich meine Lauscher zukünftig stets nach innen, um in mich hineinzuhorchen.
    „Ach, Mr. Smith, richten Sie Danny bitte noch aus, dass ich nicht vorhabe, etwas an dem Manuskript zu verändern. Sollte es ihm nicht zusagen, dann trete ich von dem Projekt zurück.“
    Falls Mr. Smith darauf noch etwas erwidert haben sollte, habe ich davon nichts mitbekommen. Meine Gedanken haben schon einen weiten Sprung gemacht. Ich habe nämlich noch einen Termin bei meinem Hausarzt, dessen pünktliche Einhaltung schwierig werden dürfte. Obwohl ich mir sicher bin, dass mit meinem Kreislauf alles richtig läuft, bin ich Richards Rat gefolgt und habe mich gestern einem Gesundheitsscheck unterzogen. Da mein letzter Arztbesuch einige Zeit zurückliegt, dachte ich, es könne wirklich nicht schaden, mich mal wieder etwas genauer unter die Lupe nehmen zu lassen. Also haben wir gleich das ganze