Ein Iglu für zwei (German Edition)
großen Aufgabe stehe, ist weniger mein Problem. Nur träumte ich eigentlich immer von einer vollständigen Familie. Dazu gehört zweifellos auch ein Vater. Leider hat sich dieser Vater nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Deshalb möchte ich ihn möglichst bald aus meinen Erinnerungen löschen.
„Ich will das Kind, nur ich wünschte, alles wäre anders gekommen!“, gebe ich bekümmert von mir.
„Meinst du nicht, du solltest Danny darüber informieren, dass du schwanger bist?“, wirft Lucy bedenkend ein.
Fassungslos blicke ich ihr ins Gesicht.
„Auf keinen Fall! Ich erwarte nichts von ihm. Kein Geld und auch sonst nichts. Er hat sich einfach aus dem Staub gemacht, Lucy. War einfach verschwunden. Glaubst du etwa, ihm läge etwas an dem Kind, wenn er es wüsste?“
„Das kannst du nicht wissen. Du solltest es ihm sagen.“
Lucy kann von Glück sagen, dass sie einen Vorschussbonus bei mir hat. Sie leidet entsetzlich darunter, dass Namid sich nicht mehr bei ihr meldet. Daher nehme ich weitestgehend Rücksicht auf sie. Nur in diesem Augenblick fällt es mir ausgesprochen schwer, ihr nicht den Hals umzudrehen. Sie weiß, wie sehr mich Dannys Verhalten verletzt hat und dass ich sein abgebrühtes plötzliches Verschwinden aus meinem Leben unentschuldbar finde.
Wie kann sie verlangen, dass ich einem unausgereiften Mann, der unverkennbar nur nach seinem Vergnügen sucht, von seiner Vaterschaft berichte? Hier geht es jetzt nicht mehr nur um mich, sondern um den Schutz meines Kindes. Ich lasse nicht zu, dass es kurz nach der Geburt in allen Zeitungen abgelichtet wird. Es soll abgeschirmt von der Öffentlichkeit in einer freien Welt aufwachsen können.
In Dannys Gegenwart wäre das niemals möglich. Sicher ist ihm das gar nicht klar. Dafür fehlt ihm wahrscheinlich die Reife. Dass ihm das nötige Rückgrat fehlt und es ihm an Verantwortungsbewusstsein mangelt, habe ich schließlich erleben dürfen, andernfalls würde man sich nicht einfach so davonstehlen.
„Nein, das kann ich nicht! Es ist so das Beste.“
Erstaunlich, wie leicht mir das Wörtchen „Nein“ über die Lippen gleitet. Weshalb war das früher nur nie möglich? Jetzt klappt es wie geschmiert.
Am Tag meines Abfluges nach Grönland stelle ich mich zuvor das letzte Mal für eine Buchpräsentation zur Verfügung. Diesmal ist alles ganz in meinem Sinne organisiert worden. Klein und ruhig. Ich signiere einige Bücher und unterhalte mich unbeschwert mit vereinzelten Lesern über meine Texte. Voller Erwartung denke ich bereits an meine Eltern, meine Heimat und den Frieden, den ich dort wiederfinden werde. Ich wünschte, ich hätte Lucy mitnehmen können. Ganz sicher täte ihr ein Tapetenwechsel auch ganz gut.
Gedankenversunken beschrifte ich lächelnd die Bücher, die mir zugereicht werden, als mir unerwartet eine Hand mein neues Manuskript entgegenhält. Verblüfft blicke ich auf. Danny steht mir gegenüber und sieht mich anerkennend an.
„Gratuliere! Die Biografie ist dir wirklich gelungen. Ich wusste, dass du es kannst.“
Irritiert über sein Auftauchen, suche ich nach den passenden Worten. Doch es gelingt mir nur ein stummer Blick in seine Augen.
Was will er hier? Ist er persönlich vorbeigekommen, nur um mir das zu sagen? Das hätte er mir auch über seinen Anwalt ausrichten lassen können.
„Danke. Ich hoffte, du würdest es so sehen“, erwidere ich nun endlich. „Wenn es dir recht ist, dann übergebe ich das Manuskript dem Verlag. Selbstverständlich halte ich mich in allen Punkten an die Vereinbarungen unseres Vertrages. Sämtliche Provisionen werden entsprechend zwischen uns aufgeteilt.“
„Nein, nein“, wehrt Danny meine Anmerkung ab, „das steht mir nicht zu. Es ist ganz allein deine Arbeit. Und sie ist wirklich gut. Danke. Ich hätte nicht gedacht, dass du so über mich schreibst. Nicht nach all dem, was vorgefallen ist. Auch wenn ich niemals verstehen werde, weshalb alles so gekommen ist. Aber du hattest sicherlich deine Gründe. Ich wünsche dir mit dem Buch viel Erfolg!“
Verständnislos vernehme ich seine Worte. Wie meint er das? Was wird er niemals verstehen? Ich hätte da auch ein paar Fragen, die bis heute unbeantwortet geblieben sind. Doch bevor ich etwas darauf erwidern kann, drängeln sich die nächsten Besucher an mich heran. Danny verschwindet in der Menge.
Was fällt ihm ein, einfach so zu tun, als wüsste er nicht, weshalb alles so gekommen ist! Es liegt doch auf der Hand. Glaubt er etwa ernsthaft, dass ich
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