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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Ukrainisch vorlagen.
    Ja, das hatte ich gar nicht gewusst! Ich hatte nicht gewusst, dass diese Gedichte nie in die ukrainische Sprache übersetzt worden waren. Ich stehe also an diesem Abend auf der kleinen Bühne neben drei Musikern, die kein Englisch konnten, und ich weder Russisch noch Ukrainisch, wir mussten uns spontan mit Kopfnicken verständigen, weil es keine Zeit zum Proben gab. Wir wollten abwechselnd lesen und spielen. Dann ging die Tonanlage nicht, es wurde also eine zweite geholt, es fehlte an Strom. Dann hieß es plötzlich, bitte alle wieder raus aus dem Raum, wir ziehen um, dann Kommando zurück, wir können doch bleiben. Alle haben alles mitgemacht, die Zuhörer genauso wie die Künstler.
    Mit anderen Worten: Es ging eigentlich alles schief.
    Und das in der Stadt, aus der die jüdische Intelligenzija kommt: Rose Ausländer, Paul Celan, Gregor von Rezzori. Es ging zwar schief los, aber der Abend endete kerzengerade. Er war so intensiv, wurde so angenommen. Petro Pychlo las die Texte auf Ukrainisch und ich dann auf Deutsch. Die Musiker haben sensible Musikstücke gefunden. Ein beeindruckender, auch schmerzlicher Abend, von dem ich anfangs gar nicht wusste, dass ich diese innigen Zeilen der Dichterin in ihre Heimat zurückbringe.
    Warum waren ihre Gedichte nie auf Ukrainisch erschienen?
    Es fehlte das Geld für die Übersetzung. Das haben wir jetzt in die Hand genommen, und die Übersetzungen erscheinen in diesen Tagen. So kommt Selma Meerbaum-Eisinger endlich in ihrer Heimat an.
    Ich habe im »Hamburger Abendblatt« gelesen, dass Sie nicht nur für die Lesung im Michel in der Stadt waren, sondern auch als Ehrengast des Fünften Wiener Balls im Grand Élysée Hotel waren – mit gebrochenem Zeh.
    Das geht jetzt schon seit zehn Tagen. Ich habe hier den rechten Fuß angebrochen. Das ist an der Stelle jetzt schon zum dritten Mal passiert. Der Fuß mag mich nicht. Wenn er kein Fuß wäre, würde ich sagen: Er steht mit mir auf Kriegsfuß. Deshalb konnte ich in Hamburg leider nicht tanzen. (lächelt)

    Ein Jammer, nehme ich an.
    Ein Jammer.
    Ist das beim Drehen passiert?
    Nein, ich bin ganz banal gegen mein Sofa geknallt, als ich wieder mal zu hektisch morgens aus dem Haus musste. Erst dachte ich noch, komm Iris, stell dich nicht so an, aber am nächsten Morgen war er komplett blau und geschwollen. Ziehen Sie sich da mal einen Schuh an! Wenn Sie das geschafft haben, ziehen Sie ihn den ganzen Tag nicht mehr aus.
    In dem Zeitungsartikel stand auch, dass Sie gerade drehen, deswegen dachte ich, es sei dort passiert.
    Nein, die Dreharbeiten gehen erst los. Der Regisseur Xaver Schwarzenberger und ich wollten vor einer ganzen Weile einen ziemlich schwierigen Stoff verfilmen, den wir bei den Sendern nicht durchbekommen haben. Es geht um die Auseinandersetzung zwischen einer Mutter und einer Tochter, die in den Bergen sind und durch ein Unwetter keine Möglichkeit mehr haben, zu fliehen – auch nicht voreinander. Es folgt die Abrechnung der Tochter mit ihrer Mutter, ein beeindruckendes Psychogramm, wie wir fanden. Leider fanden das die Sender nicht. Später hat er mir eine andere Rolle angeboten, da hatte ich keine Zeit. Und jetzt passiert Folgendes: Ich bin in München am Flughafen. Da kommen er und seine Frau vorbei, wir plaudern ein wenig, dann muss jeder los zu seinem Flieger. 14 Tage später bekomme ich einen Anruf von einer österreichischen Produktionsfirma, die fragt, ob man mir ein Drehbuch zuschicken dürfe, auch wenn der Mann die Hauptrolle habe, nicht die Frau, und ob ich es trotzdem lesen würde. Regie: Xaver Schwarzenberger. Da sage ich: Ja, natürlich.
    Das Buch hat Ihnen gefallen?
    Noch besser: Ich hatte den Roman vor ein paar Jahren schon gelesen und mich grün und schwarz geärgert.
    Warum das?
    Weil ich die ganze Zeit dachte: Was für ein großartiger Stoff! Aber warum ist die Hauptrolle ein Mann? (Interviewer lacht) Es handelt sich um »Stille« von Tim Parks. Darin geht es um einen berühmten, erfolgreichen, egomanen Fernsehmoderator, der über Leichen geht und für den der berufliche Erfolg alles und die eigene Familie nichts ist. Seine Tochter stirbt bei einem Autounfall, an dem er zwar nicht schuldig ist, bei dem er sich aber doch insgesamt ihr und allen anderen gegenüber fahrlässig verhalten hat. Der Sohn schreibt über den Vater und rechnet öffentlich mit ihm ab. Daraufhin bricht der Mann alle Kontakte ab, zieht sich zurück in die Einöde in den Bergen. Und dort beginnt sein Kampf mit

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