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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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schnell ihre Spinatgnocchi in sich hineinschlang, um nur ja
vor ihm die Mensa verlassen zu können. Früher oder später würde sie sich
stellen müssen, aber sie setzte darauf, dass er vielleicht von selbst merkte,
dass sie kein Interesse an ihm hatte.
    Sie stellte das Tablett auf das Abräumband und wandte sich
Richtung Ausgang. Den Nachmittag heute hatte sie sich reserviert für ihre
Stadterkundungen, denn schließlich wollte sie ihr Ziel, ziemlich bald Ströme
von Touristen durch die Stadt zu führen, nicht aus den Augen verlieren. Heute
hatte sie sich den Uniplatz und auf dessen Rückseite den Karzer vorgenommen.
    Sie setzte sich auf die Stufen des Brunnens, den der
pausbackige, kurpfälzische Löwe krönte, zog ihren mittlerweile etwas abgegriffenen
Stadtführer aus der Tasche und begann zu schmökern. Emily musste unbedingt
herausfinden, wie das mit der mehrmaligen Zerstörung Heidelbergs war, und
machte sich eine Notiz in ihr Büchlein, das sie immer mit sich trug.
    Nach einer Weile tauchte
sie wieder auf aus der bewegten Vergangenheit Heidelbergs und merkte, dass ihr
rechtes Bein eingeschlafen war. Gedankenverloren rieb sie es und betrachtete
die Menschen, die den Sommer genossen, Eis schleckten und lachten. Sie stand
auf, um ihr Fahrrad zu holen. Gerne wollte sie nochmal bei der alten Brücke
vorbeifahren. Seit ihrer ersten Ankunft in Heidelberg konnte sie dort trotz
oder wegen der vielen Menschen besonders gut nachdenken. Als sie das Fahrrad
die Steigung durch das Brückentor hochschob, sah sie in einiger Entfernung
einen verkleideten Mann, der mit Touristen posierte und sich gegen Bezahlung
mit ihnen fotografieren ließ. Das war eine gute Idee. Wenn ihr das mit dem
Altenheim zu viel wurde, dann war das hier vielleicht noch eine gute
Gelegenheit, ein wenig Geld zu verdienen, da hätte sie auch selbst darauf
kommen können. Als sie den Mann genauer anblickte, erkannte sie David, der sie
auch gerade gesehen hatte. Verlegen blickte er zur Seite, als sie ihm winkte.
Sichtlich war es ihm peinlich beim schnöden Mammonerwerb ertappt worden zu
sein.
    Emily ging auf ihn zu und zog ihn begeistert am Ärmel.
„Hallo David, das ist ja eine tolle Idee.“
    Verwundert schaute er sie an. „Ja, aber verrat’ mich nur
nicht deinem zukünftigen Arbeitgeber, das ist eine Dienstuniform, die ich
sicher nicht außerhalb der Arbeitszeit tragen darf.“ Er schob sie sanft ein
wenig weiter, weg von den Stellen, an denen die Menschen in Trauben
zusammenstanden. Sie traten gemeinsam in einen der Balkone der alten Brücke und
sahen aufs Wasser.
    „Wie geht’s Hermine“, fragte Emily freundlich.
    „Oh, sie war sauer, weil sie heute zuhause bleiben musste,
aber ich mag es nicht, wenn sie sich hier als Touristenattraktion aufspielt und
mir das Wasser abgräbt“, grinste er breit. „Und wie geht’s dir? Hast du dich
schon in Heidelberg eingelebt?“
    „Ich fühle mich hier superwohl. Das Studium und übrigens
auch das Stadtführungswissen ist allerdings heftiger, als ich dachte. Ich habe
glaube ich inzwischen mehr Fragen als Antworten.“
    „Tja, die Heidelberger Geschichte ist schon komplex, ich
habe auch einige Monate gebraucht, mich da reinzufuchsen.“
    „Und da hast du nichts anderes gemacht, als dich mit
Heidelberg zu beschäftigen?“
    Er nickte. „Wenn du willst, können wir uns gerne mal treffen
und ich könnte versuchen, dir deine Fragen zu beantworten.“
    „Absolut gerne. ... und ich könnte dich dafür zum Essen
einladen, damit du noch besser in dein historisches Gewand passt.“ Der Schalk
sprang von ihren Augen in seine über und sie lachten.
    „Jetzt gehe ich wieder die Portokasse aufbessern, bis bald,
Emily, man sieht sich.“ In seiner typischen Gangart ging er mit ausgebreiteten
Armen auf eine Gruppe amerikanischer Touristinnen zu, die in spitze Schreie des
Entzückens ausbrachen. Emily fiel auf, dass sie gar keinen Termin vereinbart
hatten für ihren kleinen Kuhhandel, aber sie hatte keine Sorge, dass sie David
erneut über den Weg laufen würde. Sie schienen eine Vorliebe für dieselben Orte
zu teilen.
    Emily griff sich ihr Fahrrad und rollte es wieder Richtung
Altstadt die Brücke hinunter. Da erschien direkt vor ihr die linkische Gestalt
des Erzengels Gabriel, der hocherfreut schien, ihr zu begegnen.
    „Hallo Emily, wo warst du denn heute? Ich habe dich
gesucht.“ Da erschienen sie wieder wie aus dem Nichts, die roten Flecken.
    „Ich hatte noch schnell etwas zu erledigen“, nuschelte

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