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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Nächstes wirst du mir wahrscheinlich zeigen, was man mit Schranktüren, Medizinschränkchen und ähnlichen Dingen macht?«
    »Du überraschst mich immer wieder, Neal. Solche Sachen fallen normalerweise zwar nur Profis, Frauen und fortgeschrittenen Paranoiden auf, aber es schadet ja nicht, vorsichtig zu sein.«
    Sie übten ein paar Stunden lang, vorsichtig zu sein, und markierten Türrahmen, Arzneischränkchen, Fensterscheiben, Überdecken, Kopfkissen, sogar Blumen in der Vase. Neal war völlig groggy, als sie aufhörten.
    »Mit wem«, fragte Graham, »bist du heute verabredet?«
    »Prima Versuch.«
    »Du solltest deinem Dad so etwas erzählen.«
    »Werde ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du nie zufrieden wärst. Du würdest immer alles wissen wollen.«
    »Ist sie eins von diesen reichen Trinity-Mädchen?« »Weiß nicht.«
    »›Weißt‹ du nicht? Hast du sie schon mal getroffen?« »Ich weiß nicht, ob sie reich ist.« 
     
    War sie. Oder, genauer gesagt: Waren ihre Eltern. Ihr Appartement belegte ein halbes Geschoß im Central Park West. Neal war nervös. Zum ersten Mal besuchte er Carol zu Hause, und er würde ihre Eltern kennenlernen.
    »Du mußt sie treffen«, hatte sie gesagt, »wenn wir richtig abends ausgehen wollen. Sonst lassen sie mich nicht.«
    Sie zu Hause zu besuchen, ihre Eltern kennenzulernen, ein Samstag-Abend-Date: Eine riskante Sache. Es machte sie aus guten Freunden zu Freund und Freundin, und das würde sich in der Klasse herumgesprochen haben, bevor die erste Stunde am Montagmorgen begann. Neal war nicht sicher, wie er das fand. Einerseits beängstigend, andererseits toll. Aber Neal hatte nicht viel Erfahrung mit Eltern, weder mit seinen eigenen, noch mit denen anderer. Aus Fernsehserien wußte er, daß Eltern eine Menge Fragen stellten, deren Antworten möglicherweise dazu führen würden, daß sie ihn rauswarfen und Carol Stubenarrest gaben. 
     
    »Carol ist noch nicht fertig«, würde ihr Vater sagen und sich eine Pfeife anzünden, während er Neal von Kopf bis Fuß mustert. »Setzen Sie sich junger Mann. Nehmen Sie diesen Stuhl, den elektrischen.«
    Die Mutter würde nervös umherlaufen und gezwungen lächeln, während sie alle Schlösser austauschte.
    »Was tut Ihr Vater denn so?« würde Carols Vater fragen und seine buschigen Augenbrauen hochziehen.
    »Er reist viel, Sir.«
    »Und Ihre Mutter, arbeitet sie?« würde Mrs. Metzger fragen.
    »Äh… ja, Ma’am.«
    »Was denn?«
    »Öffentlichkeits…arbeit…«
    »Wir würden Ihre Eltern gern einmal treffen«, würde Mr. Metzger sagen.
    »Das würde ich auch gern, Sir.« Es würde ein Desaster werden. 
     
    »Welches Stockwerk?«
    »Wie?«
    »In welches Stockwerk wollen Sie?« fragte der Pförtner.
    »Zu den Metzgers.«
    »Das ist das Penthouse.«
    »Na prima.«
    »Werden Sie erwartet?« fragte der Pförtner.
    »Ich fürchte, ja.«
    Der Pförtner sah ihn merkwürdig an und zeigte auf den Fahrstuhl. Der Liftboy grinste, während sie nach oben fuhren. Neal atmete tief durch, ging durch den Flur und klingelte. Also los.
    Carol riß die Tür auf.
    »Hi!« sagte sie. Sie wurde rot und schien sich zu freuen, ihn zu sehen. »Meine Eltern.«
    Ihre Eltern knieten im Flur.
    Mrs. Metzger sah zu ihm auf. Sie trug ein enganliegendes schwarzes Abendkleid und einen Haufen Klunker. »Nett, Sie kennenzulernen, Neal, aber bleiben Sie bitte, wo Sie sind.«
    Mr. Metzger trug ein Dinner-Jackett und sagte: »Ebenso, Neal.«
    »Müssen Sie sich nicht nach Osten drehen?« fragte Neal.
    O Gott, warum tue ich so etwas nur immer wieder?
    »Mrs. Metzgers Kontaktlinse«, sagte Carols Vater.
    »Und wir sind sowieso schon zu spät«, sagt Mrs. Metzger.
    Carol sah ihn an und zuckte mit den Achseln.
    »Ich kann sie finden«, sagte Neal.
    »Wie das?« fragte Mr. Metzger und fuhr mit einer Hand vorsichtig über den grauen Teppich.
    »Ich kann sie finden. Wenn Sie sich nicht vom Fleck rühren.«
    Carol starrte ihn an.
    Keine zwei Minuten später balancierte Neal die Linse vorsichtig auf seinem Zeigefinger. Er hatte sie auf Mrs. Metzgers Rocksaum gefunden.
    »Neal«, sagte Mrs. M., »vielen Dank! Wie haben Sie das gemacht?«
    »Übung.«
    Carols Mutter sah ihn an und sagte: »Ich mag ihn.«
    »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Neal. Wir müssen los, Joan.« 
     
    »Meine Eltern mögen dich«, sagte Carol viel später, als sie vom Essen beim Chinesen nach dem Kino zurückspazierten.
    »Sie haben einen guten Geschmack.«
    Der Fahrstuhl brauchte ungefähr

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