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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Minute.
    Bitte, Mrs. Goldman, los jetzt. Sie dürfen nicht zu spät zum Konzert kommen. Bitte kommen Sie aus dem nächsten Fahrstuhl.
    Kam sie nicht.
    Er warf einen Blick auf die Straße, wo Colin und Crisp warteten. Abwarten war nicht gerade Colins Stärke. Nun kommen Sie schon, Mrs. Goldman. Nächster Fahrstuhl. Zwei aufgetakelte Amerikanerinnen, aber keine Mrs. G. Wer ist das? Noch eine Frau, wieder nicht Mrs. Goldman.
    Er fragte sich, wie es Allie in der Hotel-Bar erging. Zumindest hoffte er, daß sie dort war und sich nicht auf dem Damenklo eine Spritze reinschob oder sich auf der Straße nach einem schnellen Freier umsah. Die Zeit war nicht auf seiner Seite, also Mrs. Goldman, ein wenig Hast wäre jetzt angebracht. Das ›Bing‹ des Fahrstuhls war wieder zu hören. Er war ihr vor zwei Stunden bis vor ihre Zimmertür gefolgt und hatte danach auf dem Gang herumgelungert. Er wußte also, daß sie im Hotel war und sich den komplizierten Ritualen des Ausgehfein-Machens unterzog. Aber jetzt reicht’s, Mrs. Goldman, los jetzt.
    Sie war nicht im Fahrstuhl.
    Colin verlagerte sein Gewicht vom einen auf den anderen Fuß und starrte Crisp wütend an. Natürlich war es nicht Crisps Schuld, das wußte er auch, aber Crisp war der einzige hier, und es war ihm egal. Genau dafür war er schließlich da.
    »Sie is zu spät«, sagte Crisp mit vollem Mund.
    »Irgendwas ist schiefgegangen.«
    »Sie is zu spät, das ist alles. Vielleicht macht sie’n Quickie mit ihr’m Alten.«
    Colin starrte Crisp wütend an. »Das wäre ja wirklich ganz herzig.« 
     
    Allie versuchte sich zusammenzureißen. Ihre Hand zitterte, als sie in ihrer Tasche nach den Taschentüchern suchte. Der verdammte Colin, dachte sie, und der gottverdammte Neal Carey. Wenn sie ihr nur einen Schuß erlaubt hätten, nur einen winzigkleinen Schuß, dann würde es ihr besser gehen. Sie wäre perfekt. Sie wäre phantastisch. Colin hatte sie sogar – garantiert auf Anweisung dieses Neal – durchsucht. Daß er einen kleinen Umschlag mit Puder gefunden hatte, machte die Sache nicht besser. Aber sie würde ihn sich später vorknöpfen. Jetzt wollte sie es nur noch hinter sich bringen. Ihr war es sogar egal, daß es ihr letzter Job sein sollte; daß Colin ihr verkündet hatte, es sei ihre Abschiedsvorstellung, ihre Farewell-Party, ihr Schwanengesang. Fein, fein, Collie-Baby, aber ich brauch jetzt was für die Stimmung. Wenn dieser Neal nicht bald kommt, geh ich raus und such mir was. Das jedenfalls hatte sie früh gelernt: Überall gibt es eine Hintertür. Mrs. Goldman sah gut aus. Sie ist das Warten fast wert gewesen, dachte Neal, als er sie an sich vorbei durch die Lobby zur Drehtür schreiten sah. Er ließ ihr ein paar Schritte Vorsprung. Sie bat den Portier, ihr ein Taxi zu rufen, und während Neal wie verabredet in seine Pfeife blies, spazierten Colin und Crisp zur nächsten Ecke, wo ein Taxi auf sie wartete. Neal sah Mrs. G. einsteigen und den Wagen mit Colin und Crisp aufschließen. Colin blickte aus dem Fenster und machte das Daumen-hoch-Zeichen. Hoffentlich, dachte Neal, hoffentlich.
    Neal schlich sich von hinten an Allie heran und beugte sich über ihre Schulter. Sie erschrak, als er flüsterte: »Fünf Minuten, dann kommst du hoch.«
    Sie riß ihren Kopf herum und starrte ihn an. »Wo, zum Teufel, warst du?«
    »Beruhige dich. Du siehst gut aus.«
    »Leck mich am Arsch.«
    »Fünf Minuten.« 
     
    Neal ging hoch auf sein Zimmer, mixte einen großen Gin-Tonic und goß sich einen Scotch ein. Er ließ vier Schlaftabletten in den Gin Tonic fallen, setzte sich aufs Bett, wartete. Ein paar Minuten später klopfte es leise an der Tür.
    »Komm rein. Es ist offen.«
    Ihr Auftritt. Glänzend schwarzes Kleid, breites Lächeln, die lange Perlenkette in einer Hand. Sexy, jung, willig. Großer Auftritt.
    Das Lächeln verschwand, als sie Neal sah. Sie zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Er hat gerade angerufen. Kommt runter. Nervös, schätze ich. Setz dich. Ich hab dir einen Drink gemacht. Deinen Lieblingsdrink.«
    Sie ließ sich aufs Bett fallen. »Wie nervös ist er genau?« fragte sie.
    »Ziemlich nervös.«
    »Na, toll.«
    »Prost.«
    Sie nippte ein paarmal an ihrem Gin, bevor sie fragte: »Wird das Konzert lange dauern?«
    »Tun sie das nicht alle?«
    Sie nippte wieder ein paarmal an ihrem Gin, ehe sie fragte: »Sag mal, warum geh ich nicht einfach rauf zu ihm, reiß mir die Klamotten vom Leibe und…«
    »Das würde unsere Mission nicht gerade

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