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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Detektiv ist, und schon überhaupt nicht, wenn beide am selben Fall arbeiten. Das schlaucht.
    Doch Joe Graham kümmerte es nicht, wie lang seine Tage oder Nächte waren. Ihn kümmerte nur, daß Neal das letzte Mal, als er von ihm gehört hatte, tief in der Klemme saß. Ihn kümmerte, was Neal ihm am Telefon gesagt hatte. Daß er reingelegt worden war – von ihrem alten Kumpel Ed Levine.
    Das klang nicht ganz falsch. Es gab keine Unterlagen über Allies frühere Touren, und die hätte es geben müssen. Vielleicht hatte Ed sie vernichtet. Außerdem arbeitete Ed eng mit Senator Chase zusammen, und Ed war ehrgeizig. Und Senator Chase hatte seine Stieftochter gevögelt, was bei den Wählern nicht so gut ankäme. Vielleicht hatte Ed also Neal nicht nach London geschickt, damit er Allie nach Hause brachte, sondern damit sie auf keinen Fall wieder nach Hause kam. Und Ed konnte Neal nicht ausstehen. Also zog der gute alte Ed vielleicht einen Schlußstrich unter eine ganze Reihe offener Rechnungen. Vielleicht.
    Aber es klang auch nicht ganz richtig. Graham arbeitete seit über zehn Jahren mit Ed zusammen, und in zehn Jahren lernte man sich ganz gut kennen. Warum sollte Ed seine Karriere aufs Spiel setzen? Noch dazu für einen Schwachkopf wie Chase. Außerdem war Ed keiner, dem es gefiel, wenn Leute Kinder mißbrauchten. Das hatte er vor vielen Jahren in einer dunklen Gasse bewiesen. Und noch etwas – Ed erledigte die Dinge gern selbst. Wenn er Neal umlegen wollte, hätte er es selbst getan.
    Nein. Neal hatte Unrecht. Es war nicht Ed.
    Es sei denn, Ed folgte nur seinen Befehlen. Von Kitteredge, der sie von Chase bekam. Nein, auch das war Unsinn. Der Chef würde so etwas nicht tun, nicht für einen dummen Vizepräsidentschafts-Kandidaten, nicht mal für den Präsidenten selbst. Also auch nicht Kitteredge.
    Wer dann? Wer hatte Zugang zu den Informationen? Wer kannte Keyes’ Adresse?
    Die Antwort war, wo sie immer war: auf der Straße.
    Und es war nicht leicht, auf der Straße an jemandem dranzubleiben, der einen kannte. Aber jetzt hast du’s mit mir zu tun, dachte Joe Graham, und ich bin der Beste. Ich habe Neal Carey alles beigebracht, was er weiß.
     
     
27
     
    »Wie hast du mich gefunden?« fragte Neal Graham empört. Es lag schon einige Jahre zurück. Graham hatte Neal die schlichte Anweisung gegeben unterzutauchen. In einer 13-Millionen-Stadt. Und Graham hatte ihn gefunden – nach nur zwei Tagen.
    Graham grinste sein schmieriges Grinsen und sah sich das kleine Appartement am Waverly Place an. »Ganz einfach. Ich hab gesagt, du sollst untertauchen. Bist du aber nicht. Also bist du aufgetaucht.«
    Neal hatte keine Lust auf diesen Quatsch. Die Frühjahrsferien waren kurz, und er mußte eine Arbeit über Gedichte der Romantik schreiben. Er hatte diese dämliche Aufgabe als Möglichkeit gesehen, etwas zu schaffen. »Willst du so kryptisch bleiben, oder verrätst du’s mir?« fragte er.
    »Was ist ›kryptisch‹? Heißt das klug? Klüger als ein Neunzehnjähriger, der im Appartement eines Kommilitonen untertaucht? Machst du mir einen Kaffee?«
    »Ich muß welchen mahlen.«
    »Oh, ja, wir sind ja hier im Village. Hatte ich vergessen. Dann mahl eben welchen. Hauptsache, ich krieg einen Kaffee. Also, wenn du bei ›Auf der Flucht‹ mitgespielt hättest, hätte die Serie nur eine Folge gedauert.«
    Neal holte eine Tüte teuren Mokka aus dem Kühlschrank. Er hatte ihn sich geleistet, um bei einem Täßchen davon an seinem Aufsatz zu arbeiten. Der Coffee-Shop gegenüber war sein Lieblingsladen.
    »Erklärst du’s mir jetzt, oder sitzt du nur rum?« fragte er Graham. An manchen Tagen – an vielen Tagen – haßte er ihn.
    »Ich erklär’s dir. Ich lasse mir nur Zeit damit, weil es mir soviel Spaß macht.« Er grinste wieder.
    »Siehst du, Neal, wenn du verschwinden willst, mußt du zuallererst dein Ich verschwinden lassen. Du mußt ein anderer Mensch werden, sonst nimmst du all deine Gewohnheiten, deine Vorlieben, deine Kontakte mit. Jeder, der dich kennt, hat dann gute Chancen, dich zu finden. Und ich kenne dich, mein Sohn.«
    »Ja, das stimmt, Dad.«
    »Ich weiß, daß du Frühjahrsferien hast. Ich weiß sogar, daß du eine Arbeit schreiben mußt. Daß du deine Ruhe haben möchtest. Ich weiß, daß du zu geizig bist, dir ein Hotelzimmer zu mieten, obwohl die Freunde für die Rechnung aufgekommen wären. Und ich weiß, daß du keinen Führerschein hast. Also bist du nicht hinaus aufs Land gefahren, was du besser getan

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