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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Dunkelheit des Unterholzes sitzen und hörten den Vögeln zu. Ein andermal spazierten sie direkt durch das Wäldchen und erreichten auf der anderen Seite eine ovale Weide, die von einem Zaun eingefaßt war. Am hinteren Ende war ein kleines Tor, das auf einen Weg in Richtung Moor führte. Manchmal weidete die Schafherde dort. Der alte Mann lehnte am Zaun, rauchte seine Pfeife, trug eine Schrotflinte unter dem Arm und kommandierte seinen Hund herum.
    Allie wurde immer kräftiger, und sie gingen immer weiter, über die Wiese und den nächsten Hügel hoch. Zu ihrer Freude fanden sie auf der anderen Seite einen kleinen, tiefen Teich, und sie nahmen sich vor, an einem der nächsten Nachmittage dort schwimmen zu gehen.
    Der Rückweg war anstrengender, und sie blieben meistens stumm. Als fürchteten sie, durch Worte die Wirklichkeit zurückkehren zu lassen. Und die Wirklichkeit war noch zu sehr mit Erinnerung, Schmerz und Problemen beladen.
    Der Spaziergang machte sie stets hungrig. Nach einer Woche vertraute ihr Neal so weit, daß er sie im Häuschen alleine ließ, während er ins Dorf fuhr und die Vorräte auffrischte.
    Zu Mittag aßen sie Brot, Käse, Obst. An kalten Tagen auch mal eine Dosensuppe. Allies Appetit nahm von Tag zu Tag zu, und Neal aß ohnehin immer wie eine schwangere Stute. Wenn das Wetter es zuließ, aßen sie draußen an einem Tisch, den sie aus einer alten Tür und zwei Böcken gebaut hatten. Sie tranken kalten Tee, süße Limonade und klares Wasser. Neal hätte gern ein Bier getrunken, traute sich aber nicht, Allie auch eins zu geben, und fand es gemein, vor ihren Augen eins zu trinken.
    Nach dem Lunch hielten sie Mittagsschlaf. Sie stiegen gemeinsam die Treppe hinauf, blieben im Flur stehen, sie drückte seine Hand, und dann legte sich jeder in sein Bett.
    Sie schliefen ein paar Stunden, standen am späten Nachmittag wieder auf und bereiteten alles für das Abendessen und Allies Bad vor. Sie fing an, ihr Wasser selbst heiß zu machen, und nach ein paar Tagen konnte sie auch problemlos ohne Neals Hilfe in die Wanne steigen und wieder heraus. Am frühen Abend wurde es schwierig, mit der Dunkelheit kamen die Zweifel und Ängste zurück. Sie spürte, wie ihr Körper litt, wurde nervös, unleidlich, feindselig.
    Nach dem Nachmittagstee wurde es also still im Haus. Sie saßen vor dem Feuer, nippten an ihrem Tee, lasen in alten Taschenbüchern. Die Stille war nichts, was sie teilten. Die Stille trennte sie voneinander. Jeder von ihnen hatte andere Gedanken. 
     
    Sie waren seit zwei Wochen dort, als der Besucher auftauchte. Neal kam vom Einkaufen aus dem Dorf zurück. Allie goß dem Schafhirten gerade Tee ein. Der Collie lag vor dem Kamin und nagte an einem Vollkornkeks. Die Flinte lehnte hinter der Tür.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte der Schafhirte und stand auf. »Mein Name ist Hardin.«
    »Ich habe Sie bei den Schafen gesehen«, sagte Neal und warf Allie einen Blick zu. Sie lächelte freundlich.
    Hardin sagte: »Ihre Frau sagt, Sie sind in den Flitterwochen. Ganz schön ungewöhnlich, hier.«
    Okay, Allie, dachte Neal, wenn du spielen willst…
    »Na ja, ich versuche auch noch, ein Buch zu verkaufen.«
    »Schatz, ich dachte, das ist ein Geheimnis? Neal ist sehr schüchtern, Mr. Hardin… Es ist sein erstes großes Geschäft.«
    Ja, sie wollte spielen, nun gut.
    »Mit Büchern kann man ‘ne Menge Geld verdienen, nicht wahr?« fragte Hardin. Er hatte ein Gesicht wie altes Leder, gegerbt von Sonne und Wind. Graue Augen unter buschigen grauen Augenbrauen. Sein feines Lächeln durchbrach den dichten grauen Bart. Langes Silberhaar ringelte sich über seine Ohren. Er sah aus wie ein altes Schaf.
    »Wir hoffen, hier… möchten Sie noch eine Tasse?« fragte Allie. Sie amüsierte sich. Neal hatte sie noch nie so fröhlich und entspannt gesehen.
    »Vielleicht möchte Ihr Mann auch eine Tasse«, sagte Hardin freundlich.
    »Oh, tut mir leid, Schatz. Bin gleich wieder da.«
    Hardin streckte Neal seine Hand hin. »Der guten Form halber, Ivor Hardin.«
    »Neal Carey.«
    »Oh, Ihre Frau hat ihren Mädchennamen…«
    »Ja, behalten.« Was für einen auch immer. »Wie heißt Ihr Hund?«
    »Jim.«
    »Guter Name.«
    »Guter Hund.«
    Allie kam zurück mit dem Tee. Nachdem sie den beiden Männern eine Tasse eingeschenkt hatte, bombardierte sie Hardin mit Fragen.
    »Das Leben im Moor ist einsam« gab er zu, »aber ich möchte nirgendwo sonst leben, und der Hund kennt es nicht anders. Ein guter Hund ist heutzutage

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