Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
Mustang, nicht jedoch auf den Kombi, den Carmine auf dem Parkplatz des Hug gesehen hatte. Schräg, welche Leute alles V8-Cabriolets fuhren! Zuerst Desdemona und jetzt Charles Ponsonby. Heute musste er mit seiner Schwester im Kombi unterwegs sein; Schwester und Blindenhund benötigten vermutlich ihren Platz.
Er beschloss, die Polonowskis nicht zu besuchen; stattdessen machte er an einer Telefonzelle Halt und rief Marciano an. »Danny, schick bitte jemanden rauf, der mal einen Blick auf Walter Polonowskis Hütte werfen soll. Falls er mit Marian dort ist, stört ihn nicht, falls er aber allein dort ist oder überhaupt nicht, dann sollten deine Jungs sich höflich genug umschauen, damit Polonowski sich nicht an solche Dinge wie Durchsuchungsbefehle erinnert.«
»Wie lautet dein Urteil zur Entführung in Groton, Carmine?«
»Oh, das ist unser Mann, aber das zu beweisen wird schwer. Er hat sein Muster geändert und hat das neue Jahr mit einer neuen Melodie eingeläutet. Sprich mit Patrick, sobald er zurück ist. Ich mache eine Tour zu den verschiedenen Häusern der Hugger-Leute. Nein, nein, keine Panik! Ich sehe mich nur malum. Sollte ich allerdings jemanden zu Hause antreffen, werde ich bitten, mir zu erlauben, einen Blick in Keller oder Dachböden werfen zu dürfen. Danny, du müsstest sehen, was sich im Keller des Professors befindet! Mann, das ist absolut unglaublich!«
Wo er schon mal in der Telefonzelle stand, versuchte er noch, die Finches anzurufen, an deren Apparat jedoch niemand ranging. Die Forbes benutzten, wie er herausfand, einen Telefonauftragsdienst, wahrscheinlich weil Forbes so viele Patienten hatte. Die gurrende Dame informierte Carmine, dass Dr. Forbes über das Wochenende in Boston war, und gab ihm eine Bostoner Nummer. Als er diese anrief, blaffte Dr. Addison Forbes ihn gereizt an.
»Habe eben gehört, dass wieder ein Mädchen entführt wurde«, sagte Forbes, »aber werfen Sie Ihren Blick nicht auf mich, Lieutenant. Meine Frau und ich sind hier oben bei meiner Tochter Roberta. Sie hat gerade ihren Studienplatz in Frauenheilkunde bekommen.«
Mir gehen so langsam die Verdächtigen aus, dachte Carmine. Er legte auf und ging zu dem Ford zurück.
Als er auf der Sycamore nach Holloman zurückkehrte, beschloss er, zu sehen, was Tamara Vilich an einem Feiertagswochenende so machte.
Nachdem sie sich durch die Glasscheibe vergewissert hatte, wer da war, öffnete sie die Haustür in einer recht unpassenden Kleidung: einem fließenden Gewand aus hauchdünner, scharlachroter Seide mit Schlitzen auf beiden Seiten bis zu den Hüften, sehr sexy, da blieb nicht mehr viel der Phantasie überlassen. Sie ist eine dieser Frauen, dachte er, die niemals Unterwäsche tragen.
»Sie sehen aus, als könnten Sie eine anständige Tasse Kaffee vertragen. Kommen Sie rein«, sagte Tamara Vilich lächelnd,während das Scharlach ihrer Kleidung ihre Chamäleonaugen ziemlich rot und teuflisch verfärbte.
»Nette Wohnung haben Sie hier«, sagte, er sich umschauend.
»Das«, antwortete sie, »ist so abgedroschen, dass es völlig unaufrichtig klingt.«
»Ich mache nur höfliche Konversation.«
»Dann machen Sie das mal einen Moment mit sich allein, während ich mich um den Kaffee kümmere.«
Sie verschwand in Richtung der Küche und ließ ihn ihre Inneneinrichtung nach Belieben betrachten. Ihr Geschmack war ultramodern: leuchtende Farben, gute lederne Polstermöbel, eher Chrom und Glas als Holz. Doch das alles registrierte er nur am Rande, denn seine Aufmerksamkeit wurde völlig von den Gemälden an den Wänden in Bann gezogen. Den Ehrenplatz nahm ein Triptychon ein. Der linke Flügel zeigte eine nackte, karmesinrote Frau mit einem grotesk hässlichen Gesicht, die anbetend vor einer phallisch wirkenden Statue von Jesus Christus kniete. Die Mitteltafel zeigte dieselbe Frau ausgestreckt auf dem Rücken liegend, die Beine weit gespreizt und die Statue in der linken Hand. Der rechte Bildflügel zeigte wieder sie, die Statue in ihre Vagina gerammt und das Gesicht in tausend Stücke zerspringend, als wäre es von einem mit Quecksilber gefüllten Geschoss getroffen worden.
Nachdem er die Botschaft des Bildes aufgenommen hatte, wählte Carmine einen Sitzplatz, von dem aus er das abstoßende Bild nicht ansehen musste.
Die übrigen Gemälde stellten mehr Gewalt und Zorn als Obszönität dar. Der schwache Gestank nach Ölfarben und Terpentin verriet ihm, dass Tamara höchstwahrscheinlich die Künstlerin war, aber was veranlasste sie
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