Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
zu diesen Motiven? Ein verwesender männlicher Leichnam, der verkehrt herum an einem Galgen hing, ein quasimenschliches Gesicht, fauchendund sabbernd, Blut, das zwischen den Fingern einer geballten Faust hervorsickerte. Charles Ponsonby mochte das gut finden, aber Carmines Blick war scharfsinnig genug, zu erkennen, dass ihre Technik alles andere als brillant war; nein, die Bilder waren nicht gut genug, einen Connaisseur wie Chuck zu interessieren. Sie besaßen nichts als die Kraft, Anstoß zu erregen.
    Entweder ist sie krank, oder aber sie ist noch erheblich zynischer, als ich vermutet hatte, dachte Carmine.
    »Gefällt Ihnen mein Kram?«, fragte sie und kehrte zu ihm zurück.
    »Nein. Ich finde, das ist krank.«
    Sie legte ihren zierlichen Kopf zurück und lachte herzhaft. »Sie missverstehen meine Motive, Lieutenant. Ich male, was ein bestimmter Markt so sehr nachfragt, dass sie gar nicht genug bekommen können. Das Problem ist, meine Technik ist nicht annähernd so gut wie die der Meister auf diesem Gebiet, daher kann ich meine Arbeiten allein wegen ihres Gegenstandes verkaufen.«
    »Die Bedeutung, für ein Appel und ein Ei. Stimmt’s?«
    »Ja. Obwohl ich vielleicht eines Tages damit meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Das echte Geld steckt in limitierten Auflagen von Drucken, allerdings bin ich kein Lithograph. Ich brauche Stunden, die ich mir nicht leisten kann.«
    »Sie zahlen immer noch die veruntreuten Gelder des Hug zurück, was?«
    Tamara erhob sich aus ihrem Sessel wie eine Stahlfeder und kehrte ohne Antwort in die Küche zurück.
    Ihr Kaffee war sehr gut; er trank und nahm sich ein Apfelteilchen, das frisch aus dem Kühlschrank kam.
    »Ihnen gehören die Räumlichkeiten, nehme ich an«, sagte er und fühlte sich gleich besser.
    »Sie haben die Leute überprüft?«
    »Klar. Das gehört zu meinem Job.«
    »Und doch besitzen Sie die Unverfrorenheit, über meine Arbeiten zu Gericht zu sitzen. Ja«, fuhr sie fort und strich sich mit einer langen, wunderschönen Hand über den Hals, »mir gehört dieses Haus. Den ersten Stock habe ich an einen jungen Radiologen und seine Krankenschwesterfrau vermietet und die oberste Etage an ein Pärchen lesbischer Ornithologinnen, die im Burke Biology Tower arbeiten. Die Mieteinnahmen haben mir den Arsch gerettet, seit meiner – äh – meinem kleinen Ausrutscher.«
    So ist es richtig, Tamara, immer schön frech hinausgeschmettert, das passt eher zu dir als Empörung. »Professor Smith deutete an, dass Ihr damaliger Ehegatte sie gelenkt hat.«
    Sie beugte sich vor, die Füße untergeschlagen, und reckte verächtlich eine Lippe. »Es heißt, man wird nicht tun, was man nicht tun will, was meinen Sie also?«
    »Dass Sie ihn sehr geliebt haben.«
    »Wie scharfsinnig von Ihnen, Lieutenant! Ich vermute, das muss ich wohl, aber es kommt mir heute vor, als wäre das eine Ewigkeit her.«
    »Erlauben Sie Ihren Mietern, den Keller zu benutzen?«, fragte er.
    Ihre Lider senkten sich, ihr Mund verzog sich kaum merklich. »Nein, das tue ich nicht. Der Keller gehört mir.«
    »Ich habe keinen Hausdurchsuchungsbefehl, aber hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich hier umsehe?«
    »Warum? Was ist passiert?«, fragte sie heftig.
    »Eine weitere Entführung. Letzte Nacht, in Groton.«
    »Und Sie denken, weil ich male, was ich male, sei ich ein Psycho, dessen Keller blutgetränkt ist. Sehen Sie sich um, wo immer Sie Lust haben, es interessiert mich einen Furz«, sagtesie und ging in einen Raum, der offenbar früher einmal ein zweites Schlafzimmer gewesen war, jetzt aber als ihr Atelier fungierte.
    Carmine nahm sie beim Wort, streifte durch den Keller und fand dabei nichts Schlimmeres als eine tote Ratte in einer Falle.
    Das Schlafzimmer war ausgesprochen interessant: schwarzes Leder, schwarze Satinlaken auf einem Bett, dessen Gestell kräftig genug war, Handschellen aufzunehmen, ein Zebrafell lag auf dem schwarzen Teppich, der Kopf noch vollkommen intakt, mit zwei glühend roten Glasaugen. Ich wette, dachte Carmine, während er still umherging, dass du dich nicht auf der Empfängerseite der Peitsche befindest, Schätzchen. Du bist eine Domina. Ich frage mich nur, wer hier ausgepeitscht wird!
    Ein Foto in einem verschnörkelten Silberrahmen stand auf dem Nachttisch an, wie er vermutete, ihrer Seite des Bettes; eine ältere, streng wirkende Frau, die Tamara ähnlich genug war, um ihre Mutter sein zu können. Er nahm es in die Hand – wäre sie jetzt hereingekommen, hätte es beiläufig

Weitere Kostenlose Bücher