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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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offensichtlich konnten die Smiths sich kaufen, wonach auch immer ihnen der Sinn stand.
    »Bob muss hier irgendwo sein«, sagte Eliza unbestimmt. »Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«
    »Danke, gern.« Carmine folgte ihr in eine Küche, die raffiniert auf hundert Jahre älter getrimmt war, von Wurmlöchern bis zum verblassenden Anstrich.
    Zwei Jungs im Teenageralter kamen herein, als Eliza dem Besucher einen Kaffee reichte. Der normale Feuereifer von Jungs ihres Alters war nicht vorhanden; Carmine war Jungs gewöhnt, die ihn mit Fragen bombardierten, da sie seinen Beruf ausnahmslos für schillernd hielten. Doch die Söhne der Smiths, die als Bobby und Sam vorgestellt wurden, sahen eher verängstigt als neugierig aus. Sobald sie die Erlaubnis ihrer Mutter erhielten, verschwanden sie mit dem Auftrag, ihren Vater zu suchen.
    »Bob geht es nicht gut«, sagte Eliza seufzend.
    »Er muss unter einem beachtlichen Stress stehen.«
    »Nein, das ist es eigentlich nicht. Sein Problem liegt vielmehr darin, dass er es nicht gewohnt ist, wenn etwas schiefgeht, Lieutenant. Bob hat ein geborgenes Leben geführt. Anständige Yankee-Vorfahren, eine Menge Geld in der Familie, immer nur unter den Besten. Egal, wo er war, er bekam immer alles, was er haben wollte, den William-Parson-Lehrstuhl inbegriffen.Ich meine, er ist ja erst fünfundvierzig – er war noch keine dreißig, als er den Lehrstuhl bekam. Und alles ist traumhaft gelaufen! Haufenweise Auszeichnungen und Anerkennungen.«
    »Bis jetzt«, sagte Carmine und rührte seinen Kaffee um, der zu alt roch, um gut schmecken zu können. Er trank einen vorsichtigen Schluck und fand heraus, dass seine Nase recht hatte.
    »Bis jetzt«, stimmte sie zu.
    »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, wirkte er deprimiert auf mich.«
    »Sehr deprimiert«, sagte Eliza. »Seine Stimmung bessert sich nur, wenn er runter in den Keller geht. Das wird er heute tun. Und morgen wieder.«
    Professor Smith kam herein und wirkte gehetzt. »Lieutenant, das kommt aber unerwartet. Ein glückliches neues Jahr!«
    »Nein, Sir, glücklich ist es nicht gerade. Ich komme gerade aus Groton und von einer weiteren Entführung, die einen Monat zu früh erfolgte.«
    Smith ließ sich in den nächstbesten Sessel sinken, das Gesicht kreidebleich. »Nicht am Hug«, sagte er.
    »In Groton, Professor.«
    Eliza erhob sich flink und strahlte gekünstelt. »Bob, zeig doch dem Lieutenant mal deine Narretei«, sagte sie.
    Du bist brillant, Mrs Smith, dachte Carmine bei sich. Du weißt genau, dass ich keinen Anstandsbesuch mache, um allen ein frohes neues Jahr zu wünschen, und drauf und dran bin, darum zu bitten, mich mal ganz inoffiziell umsehen zu dürfen. Aber du willst nicht, dass dein Mann eine freundlich vorgebrachte Bitte ablehnt, also hast du den Stier bei den Hörnern gepackt und den Professor zu einer Kooperation gedrängt, die er selbst nicht vorschlagen würde.
    »Meine Narretei? Oh, meine Narretei!«, sagte Smith und strahlte dann. »Meine Narretei, natürlich! Möchten Sie die mal sehen, Lieutenant?«
    »Das würde ich sehr gern, ja.« Carmine ließ den Kaffee ohne einen Hauch von Bedauern stehen.
    Die Tür zum Keller war mit mehreren Schlössern versehen, die von einem Fachmann installiert worden waren. Bob Smith brauchte eine Weile, sie alle zu öffnen. Die hölzerne Treppe war nur schummrig beleuchtet; am Fußende angekommen, betätigte der Professor einen Schalter, der einen riesigen Raum in grelles, schattenloses Licht tauchte. Carmine fiel die Kinnlade herunter, er starrte mit offenem Mund auf das, was Eliza Smith eine Narretei genannt hatte.
    Ein annähernd quadratischer Tisch mit einer Seitenlänge von etwa fünfzehn Metern füllte den Kellerraum. Auf der Oberfläche war eine Landschaft modelliert mit sanften Hügeln, Tälern, einem Gebirgszug, mehreren Ebenen und Wäldern perfekter winziger Bäume. Flüsse strömten, ein See lag unterhalb eines Vulkankegels, Wasser fiel über einen Felsvorsprung. Hier und da Bauernhöfe, auf einer Ebene eine kleine Stadt, eine weitere eingekeilt zwischen zwei Bergen. Und überall glänzten die silbernen Zwillingsschienen einer Miniatureisenbahn. Die Flüsse wurden von Stahlbrücken überspannt, die originalgetreu waren bis hin zu den winzigen Metallbolzen der Vernietung, eine Fähre mit Kettenantrieb überquerte den See, eine herrliche bogenförmige Talbrücke trug die Gleise durchs Hochgebirge. In den Randbezirken der Städte lagen Bahnhöfe.
    Und was waren das für

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