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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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er den gefrorenen Weg hinunterlief, der zu seinen Apfelbäumen führte, schon immer sein Lieblingsort. Es waren alte Bäume, die nie zurückgeschnitten worden waren; im Frühjahr wurden sie zueinem luftigen Gebilde aus weißen Blüten, die einem den Atem raubten, und im Herbst erstickten sie beinahe unter glänzend roten Kugeln, die aussahen wie Weihnachtsbaumdekoration. Vor einigen Jahren hatte Maurice die Idee gehabt, einige Äste zu Bögen zu binden. Das alte Holz hatte protestierend geknarzt, aber Maurice machte es so behutsam und langsam, dass die Räume zwischen den Bäumen mittlerweile wie die Gänge in einer Kathedrale waren.
    Er verschwand. Sie stand auf, um das Geschirr zu spülen.
    Dann kam ein schriller, entsetzlich gellender Schrei. Ein Teller zerbrach auf dem Boden, als Catherine einen Mantel schnappte und verzweifelt hinauslief. Mit ihren Hausschuhen rutschte und schlitterte sie auf dem Eis, doch irgendwie behielt sie das Gleichgewicht. Ein weiterer Schrei! Sie spürte die eisige Kälte nicht einmal, sondern rannte nur noch schneller.
    Maurice stand vor der wunderbaren Bruchsteinmauer, die seinen Obstgarten einfasste, und starrte darüber hinweg auf etwas, das auf der eisenhart gefrorenen Schneeverwehung lag, die sich während des letzten Sturms an der Mauer aufgetürmt hatte.
    Ein kurzer Blick, und sie führte ihn fort, zurück in die Wärme der Küche. Zurück an einen Ort, von dem aus sie die Polizei verständigen konnte.
     
    Carmine und Patrick standen, wo Maurice Finch gestanden hatte, da seine Füße alle anderen Fußabdrücke ausgelöscht hatten, die womöglich vor seinen dort gewesen sein mochten – höchst unwahrscheinlich, wie beide Männer meinten.
    Margaretta Bewlee war in einem Stück, wenn man vom Kopf absah, der nirgends zu finden war. Vor dem grellweißen Hintergrund des Schnees wirkte ihre schokoladenbraune Haut noch dunkler, und das Rosa ihrer Handflächen und Fußsohlen spiegelte die Farbe des Kleides, das sie trug: rosa Spitze, überund über mit glitzerndem Strass besetzt. Es war kurz genug, um den Schritt eines rosa Schlüpfers sehen zu können, der unheilverheißend fleckig war.
    »Mein Gott,
alles
ist anders!«, stieß Patrick hervor.
    »Wir sehen uns im Leichenschauhaus«, sagte Carmine und wandte sich ab. »Wenn ich hierbleibe, halte ich dich nur unnötig auf.«
    Er ging ins Haus, wo die Finchs sich am Frühstückstisch aneinanderdrängten, vor ihnen eine Flasche Wein.
    »Warum ausgerechnet ich?«, fragte Finch mit totenbleichem Gesicht.
    »Trinken Sie noch einen Schluck Wein, Dr. Finch. Und wüssten wir, warum ausgerechnet Sie, hätten wir vielleicht sogar eine Chance, diesen Dreckskerl zu fassen. Darf ich mich setzen?«
    »Setzen Sie sich!«, keuchte Catherine und deutete auf ein unbenutztes Glas. »Trinken Sie, Sie brauchen es ebenfalls.«
    Obwohl er sich nichts aus süßem Wein machte, half ein Glas durchaus; Carmine sah Catherine an. »Haben Sie während der Nacht irgendetwas gehört, Mrs Finch? Es ist so kalt geworden, dass wirklich alles und jedes ein Geräusch macht.«
    »Absolut nichts, Lieutenant. Nachdem Maurice gestern nach Hause gekommen war, hat er eine ganze Weile Torf und Mulch in seinen Champignon-Tunnel gebracht, aber um zehn lagen wir im Bett und haben dann bis heute Morgen um sechs durchgeschlafen.«
    »Seinen
Champignon-Tunnel
?«, wiederholte Carmine fragend.
    »Ich habe mir gedacht, ich sehe mal, ob ich die Feinschmeckersorten züchten könnte«, sagte Finch, der inzwischen ein wenig besser aussah. »Champignons sind sehr pingelig, allerdings verstehe ich nicht, warum, wenn man sich anschaut, dass sie ja auch auf einem Feld wachsen.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir Ihr Grundstück durchsuchen, Doktor? Ich fürchte, das wird erforderlich sein, nachdem wir Margaretta hier gefunden haben.«
    »Tun Sie, was nötig ist – nur finden Sie dieses Monster!« Finch erhob sich wie ein alter Mann. »Allerdings glaube ich zu wissen, warum wir nichts gehört haben, Lieutenant. Wollen Sie es sehen?«
    »Definitiv.«
    Nach der Ermahnung, auf keine Stelle zu treten, die aussah, als könnte dort jemand gewesen sein, führte Maurice Finch Carmine quer über den Grundstücksteil, wo seine Gewächshäuser standen, dann zwischen die großen, beheizten Schuppen, in denen sich Catherines Hühner befanden. Gut fünfhundert Meter hinter dem Haus blieb Finch schließlich stehen und streckte einen Arm aus.
    »Sehen Sie diesen kleinen Feldweg da? Der kommt von einem Tor an

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