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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der Route 133 herauf und endet am Obstgarten. Wir haben ihn mit einem Pflug vorne an unserem Pick-up wegen des Bachs angelegt. Wenn der Bach Hochwasser hat, schneidet er den Zugang von der Route 133 zu unserem Haus ab. Falls das Monster wusste, dass es diesen Weg gibt, könnte es ihn benutzt haben, um mit dem Auto heranzufahren, und wir würden es nicht hören.«
    »Vielen Dank für diese Information, Dr. Finch. Gehen Sie zurück zu Ihrer Frau.«
    Was Finch dann auch ohne Protest tat, während Carmine loszog, um Abe und Corey zu suchen und zu erklären, wo in etwa sie nach Spuren des Gespenstes suchen sollten. Er ist ein Gespenst, geisterte hinein und wieder hinaus, aber er ist ein sehr kluger Geist, das Gespenst. Und Maurice Finch hatte eine wirklich gute Frage gestellt: »Warum ausgerechnet ich?« Ja, allerdings, warum?
    Carmine achtete darauf, dass er wieder im County Services Building war, bevor Patrick mit Margarettas Leiche eintraf. Bei dieser speziellen Autopsie wollte er von Anfang bis Ende dabei sein.
    »Sie wurde oben auf einer Schneeverwehung abgelegt, aber ich vermute, dass sie bereits gefroren war, als er sie dort ablud«, sagte Patrick, als er und Paul den langen Körper beinahe liebevoll aus dem Leichensack hoben. »Das Erdreich ist überall gefroren, und es wäre mindestens ein Bagger nötig, um sie begraben zu können, aber diesmal machte er sich keine Gedanken darum, sie zu verstecken. Er entsorgte sie in einem glitzernden Kleid unter freiem Himmel.«
    Die drei Männer standen da und betrachteten Margaretta und ihr ziemlich eigentümliches Kleid.
    »Ich habe Sophia nicht genug gesehen während der Jahre, als sie Partykleider trug«, sagte Carmine, »aber bei all den Mädels, Patsy, musst du doch Dutzende Partykleider gesehen haben. Das hier ist nicht das Kleid einer jungen Frau, oder? Sie wurde in das Partykostüm eines Kindes hineingezwängt.«
    »Ja. Als wir sie anhoben, stellten wir fest, dass es hinten nicht zugeknöpft war. Margarettas Schultern sind viel zu breit, aber ihre Arme sind dünn, also hat er es hingekriegt, dass sie von vorn okay aussah.«
    Das Kleid hatte kurze Puffärmel mit schmalen Aufschlägen und eine Taille, die auf den Körper eines Kindes abgestimmt war – weit und ein wenig rundlich. Bei einem zehnjährigen Kind hätte es wahrscheinlich bis zu den Knien gereicht; bei dieser jungen Frau bedeckte es kaum die Oberschenkel. Die muschelrosa Spitze war französisch, vermutete Carmine; teure, richtige Spitze wurde auf eine Unterlage aus einem feinen, starken Netz gestickt. Später hatte dann jemand anderer, wie es aussah, mehrere hundert durchsichtige Strasssteine in einem Muster daraufgenäht, welches das Spitzenornament wiederholte. Jeder Glasstein war an der Spitze perforiert und konnte eine dünne Nadel und Faden aufnehmen. Mühsame Handarbeit, die die Zahl auf dem Preisschildchen beträchtlich in die Höhe getrieben haben dürfte. Er würde es Desdemona zeigen müssen, wenn er eine wirklich genaue Schätzung bezüglich Qualität und Preis haben wollte.
    Carmine schaute zu, wie Patrick und Paul Margaretta aus diesem merkwürdigen Kleidungsstück schälten, das in einem Stück erhalten werden musste. Einer der Gründe, warum er seinen Cousin so liebte, war Patricks Respekt vor den Toten. Gleichgültig, wie abstoßend manche der Leichen waren, denen er begegnete – Fäkalien, Erbrochenes –, Patrick behandelte sie, als hätte Gott sie gemacht, und das mit Liebe.
    Ohne das Kleid trug Margaretta nur noch einen rosa Seidenschlüpfer, der ihr bis zur Taille und hinunter bis zu den Oberschenkeln reichte: ein züchtiges Höschen. Zwischen den Beinausschnitten war es blutbefleckt, aber auch wieder nicht sehr. Als sie den Schlüpfer ausgezogen hatten, sahen sie die gezupfte Scham.
    »Das war unser Mann«, sagte Carmine. »Bevor du anfängst, hast du schon eine Idee, woran sie gestorben ist?«
    »Ganz sicher nicht an Blutverlust. Ihre Haut hat in etwa die richtige Farbe, und am Hals findet sich nur ein einziger Schnitt, und das ist dann derjenige, der sie enthauptet hat. Keinerlei Spuren einer Ligatur an den Knöcheln, obwohl ich vermute, dass sie mit dem üblichen Band aus Segeltuch quer über der Brust fixiert wurde. Möglicherweise hat er zwischen den Vergewaltigungen ein weiteres über ihre Unterschenkel gezogen, aber um das zu verifizieren, muss ich sie erheblich genauer untersuchen.« Seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. »Ich glaube, diesmal hat er sie zu Tode

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