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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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daran hindern konnte, zu verdunsten.
    »Ich benutze es als Narkotikum, wenn ich Katzen dezerebriere.«
    »Sie meinen, wenn Sie ihnen die Gehirne entnehmen?«
    »Sie lernen, Lieutenant. Ja.«
    »Wie genau betäuben Sie die Tiere denn, Ma’am?«
    Zur Antwort zog sie einen Behälter aus klarem Plexiglas aus einer Ecke; rund dreiunddreißig Zentimeter im Quadrat, knapp achtzig Zentimeter hoch, und einen passgenau sitzenden Deckel, der mit Klammern gesichert wurde. »Das hier ist ein alter Chromatograph«, sagte sie. »Ich lege ein dickes Handtuch auf den Boden, kippe einen ganzen Kanister Äther auf das Handtuch, stecke die Katze hinein und schließe den Deckel. Eigentlich mache ich das draußen auf der Feuerleiter, wegen der besseren Belüftung. Das Tier verliert sehr schnell das Bewusstsein, kann sich aber an diesen glatten Seitenwänden vorher nicht verletzen.«
    »Macht es denn überhaupt noch einen Unterschied, ob es sich verletzt, wenn es doch sowieso sein Hirn verliert, ohne je wieder aufzuwachen?«, fragte Carmine.
    Sonia Liebman zog sich zurück, wie eine Kobra bereit zum Angriff. »Ja, Sie Dummkopf, natürlich macht es einen Unterschied!«, fauchte sie. »In
meinem
OP wird einem Tier niemals Schmerz oder Leid zugefügt! Wofür halten Sie das hier? Für die Kosmetikindustrie? Ich kenne manche Veterinäre, die behandeln ihre Tiere nicht annähernd so gut wie wir!«
    »Tut mir leid, Mrs Liebman, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Nennen Sie es Unwissenheit«, meinte Carmine entschuldigend. »Wie bekommen Sie den Kanister auf?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Wahrscheinlich gibt’s dafür ein Werkzeug«, sagte sie besänftigt, »aber ich habe keines, also benutze ich eine alte Knochenzange.«
    Diese spezielle Zange sah aus wie eine große Kneifzange, nur dass die beiden schaufelförmigen Backen sich gegenüberstanden und das wegkniffen, was zwischen sie geriet. Wie zum Beispiel den weichen Metalldeckel eines Ätherkanisters, was Sonia Liebman nun demonstrierte. Carmine wich vor dem Geruch zurück, der schneller als ein Flaschengeist aus dem Behälter zu entweichen schien.
    »Mögen Sie den Geruch nicht?«, fragte sie überrascht. »Ich liebe ihn.«
    »Wissen Sie, wie viel Äther Sie vorrätig haben?«
    »Nicht genau – das Zeug ist weder wertvoll noch wichtig. Wenn ich bemerke, dass der Vorrat auf dem Regal zur Neige geht, bestelle ich einfach nach. Ich benutze ihn bei Dezerebrierungen, reinige aber ebenfalls Laborgeräte aus Glas damit, wenn ein Forscher einen Test durchführt, bei dem es wichtig ist, dass sich überhaupt keine Rückstände mehr im Glas befinden.«
    »Warum Äther?«
    »Weil wir davon massig haben, allerdings bevorzugen einige Forscher Chloroform.« Sie runzelte die Stirn, und mit einem Mal schien ihr ein Licht aufzugehen. »Oh, jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen! Äther hält sich nicht im Körper, Lieutenant, genauso wenig, wie er am Laborglas haftet. Ein paar Atemzüge, und er ist weg, sofort raus aus den Lungen und dem Blutkreislauf. Ich kann weder Pentothal noch Nembutal zur Anästhesierung eines Dezerebrierten, weil diese Mittel sich noch über Stunden im Gehirn halten. Äther ist weg – pffft!«
    »Könnten Sie nicht auch ein gasförmiges Anästhetikum benutzen?«
    Sonia Liebman blinzelte, als wäre sie verblüfft über seine Begriffsstutzigkeit. »Sicher könnte ich das, aber warum? Menschen können kooperieren, und sie haben auch keine Reißzähne oder Klauen. Bei Tieren ist es eine perenterale Dosis Nembutal oder die Ätherkiste.«
    »Ist die Ätherkiste eine gebräuchliche Methode in Forschungslabors?«
    Das war’s! Sonia Liebman drehte sich um und fing an, in einem Haufen chirurgischer Instrumente herumzukramen. »Keine Ahnung«, sagte sie mit einer Stimme, so kalt wie die Luft im Freien. »Ich habe diese Technik selbst entwickelt, und soweit es mich betrifft, ist das alles, was zählt.«
    Mit dem deutlichen Gefühl, sich am besten aus ihrer Gegenwart zu entfernen, überließ Carmine Mrs Liebman ihrem Zetern über die grenzenlose Dummheit von Polizisten.
    »Mercedes und Francine wurden mit einer Abfolge verschiedener Gerätschaften brutal vergewaltigt, und ich kann nur vermuten, dass er zu Anfang das Gleiche mit Margaretta gemacht hat«, sagte Patrick zu Carmine, Silvestri, Marciano, Corey und Abe. »Dann machte er mit einer neuen Vorrichtung weiter, diemit Widerhaken und Dornen überzogen gewesen sein muss, an der Spitze vielleicht sogar eine Klinge. Das

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