Ein kalter Strom
Woche, bis sie die Teile von BMW bekamen, und zweitens war der Fahrer ein Engländer. Sie meinten, dass das Motorrad gefälschte Nummernschilder hatte, aber sie haben sich die Fahrgestellnummer aufgeschrieben, nur um sich abzusichern.«
»Warum haben sie sich damals nicht gemeldet?«, fragte Krasic misstrauisch.
»Sie sagen, sie hätten nichts über den Unfall gehört. Sie lesen keine Zeitung und sehen auch keinen Lokalsender.«
»Arschlöcher«, murmelte Krasic. »Ich nehme an, dieser Motorradfahrer hat die Reparatur nicht mit einer Kreditkarte bezahlt?«
»Nein, leider lief es nicht so praktisch«, gab Hauser zu. »Bar auf die Kralle.«
»Dann sind wir also keinen Schritt weiter.« Krasic ließ das Fenster wieder herunter und zündete sich eine Zigarre an, ohne Hauser eine anzubieten.
Hauser grinste. »Da irrst du dich, Darko. Mit der Fahrgestellnummer konnte ich von BMW herausfinden, wem sie das Motorrad verkauft haben. Und da wird es seltsam.« Erwartungsvoll legte er eine Pause ein.
»Wieso seltsam?«
»Das Motorrad wurde an den britischen National Crime Squad verkauft. Und laut Auskunft von der britischen Zulassungsbehörde ist es noch in seinem Besitz.« Hauser drehte sich zu Krasic, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen.
Aber der Gesichtsausdruck des Serben änderte sich nicht. Er steckte sich die Zigarre in den Mund, inhalierte und wandte dann den Kopf, um den Rauch durch die Ritze zwischen Fensterscheibe und Rahmen hinausziehen zu lassen. Er wollte vermeiden, dass Hauser merkte, wie beunruhigend er diese Information fand. Es waren verdächtig viele Dinge, bei denen die Briten ihre Finger im Spiel zu haben schienen. Krasic glaubte nicht an Zufälle. Katerinas Tod war durch ein britisches Motorrad verursacht worden. Das britische Unternehmen war nach einem schlimmen und geheimnisvollen Todesfall draufgegangen. Und jetzt war eine Fremde aus England dabei, dem Boss den Kopf zu verdrehen. Das war alles sehr, sehr unerfreulich. »Das ist seltsam, allerdings«, bestätigte er schließlich. »Kann man herausfinden, wer der Fahrer war?«
Hauser schlug sich mit den Handflächen auf die Knie. »Du kannst aber auch nie genug bekommen, oder? Ich hab Blut und Wasser geschwitzt, um das rauszukriegen, und du willst immer noch mehr.«
Krasic fuhr mit der Hand in seine Jackentasche und zog seine Brieftasche heraus. »So geht’s aber nicht nur mir, oder?« Er nahm ein paar Scheine heraus. »Hier ist deine Prämie. Und du kriegst viel mehr, wenn du uns den Namen geben kannst.«
Hauser hielt das Geld zwischen Daumen und Zeigefinger, als sei ihm plötzlich eingefallen, dass es sich schmutzig und widerlich anfühlen sollte. »Ich gehe damit ein großes Risiko ein«, beschwerte er sich.
»Wenn du versuchen willst, von deinem Polizistengehalt zu leben, ist das deine Sache«, sagte Krasic und machte sich keine Mühe, seine Verachtung zu verbergen. »Gibt es sonst noch etwas, was wir wissen sollten?«
Hauser setzte die Mütze auf sein leicht ergrautes Haar. »Ich habe was darüber gehört, dass einer der Brüder Arjouni einige von Kamals Straßendealern abzudrängen versucht. Da musst du einen Riegel vorschieben, sonst verlierst du dein Verteilungsgebiet.«
»Danke für den Rat, Karl«, sagte Krasic sarkastisch. »Arjouni arbeitet für mich. Den kannst du also in Ruhe lassen.«
»Wie Marlene Krebs, was?«, feixte er. »Das hast du ja blendend unter Kontrolle, Darko. Ich habe gehört, dass auch die Tochter verschwunden ist. Gute Arbeit.«
»So was nennt man eine Botschaft schicken, Karl. Und du solltest das auch beachten.«
Hauser öffnete die Wagentür. »Es gibt keinen Grund, mir so zu kommen. Ich melde mich.«
Krasic ließ den Motor aufheulen, bevor die Tür zu war. Während er eine schwungvolle Kurve drehte und auf die Straße zufuhr, murmelte er halblaut: »Ich kann’s kaum erwarten, verdammt noch mal.«
Kapitel 29
U nter der Dusche ließ er das heiße Wasser an sich herunterlaufen und bat Gott, dass er sich danach doch endlich wieder sauber fühlen würde. Wenigstens gab es in diesem Hafen anständige, abgetrennte Duschen. Er hatte sich schmutzig gefühlt, seit er dieses Weib Calvet gevögelt hatte, und die Einrichtungen an Bord der
Wilhelmina Rosen
waren zu primitiv, um einen Mann reinzuwaschen, der sich so besudelt fühlte. Er musste den Schmutz loswerden, bevor er sich durch seine Haut fraß und seine Seele bis ins Innerste vergiftete.
Zuerst war er stolz auf sich gewesen. Die Schlampe so zu nehmen
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