Ein kalter Strom
Beistelltisch aus, dann trommelte er mit den Fingern auf sein Knie.
Tadeusz kam mit sichtlich federndem Schritt herein. »Es muss eine furchtbar schlechte Nachricht sein, dass du vor meiner Tür wartest, Darko.« Er sah aus, als könne nichts auf der Welt ihn erschüttern, als er sich auf die Couch warf und sich mit elegant überkreuzten Knöcheln ausstreckte.
»Ich habe heute Nachmittag Hauser getroffen.«
Tadeusz stöhnte und rollte mit den Augen. »Gut, dass
du
das für mich machst. Was hat Happy Hauser also zu berichten? Nein, warte. Lass mich raten. Er meinte, er könnte dir die besorgniserregende Nachricht bringen, dass Arjouni sich in Kamals Bezirk breit macht?« Er grinste.
Krasic konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Man mochte über Tadzio sagen, was man wollte, aber er schätzte Menschen im Allgemeinen ziemlich richtig ein. »Stimmt. Aber das war nur der Nachtisch. Der Hauptgang war viel interessanter.«
»Muss ich raten, oder verrätst du mir’s?« Tadeusz klang immer noch beschwingt und gut gelaunt. Wie grimmig Krasic auch dreinsehen mochte, er konnte damit nicht die wohlige Wärme seines mit Caroline verbrachten Nachmittags vertreiben.
»Er hat noch einmal wegen dem Motorrad nachgehakt.« Krasic brauchte nicht zu klären, um welches Motorrad es ging. Sie wussten beide ganz genau, wovon er sprach. »Und was da rausgekommen ist, ist verdammt verdächtig, Tadzio.«
Tadeusz nahm die Füße von der Couch und setzte sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf. »Ich höre«, sagte er ernst; plötzlich wurde er aus dem angenehmen Gefühl des Nachmittags gerissen und in die unausweichliche, schreckliche Wirklichkeit zurückgezerrt.
»Es war aus England. Angemeldet auf den National Crime Squad, was immer das ist.«
»Die Truppe gegen das organisierte Verbrechen«, sagte Tadzio automatisch, die Worte kamen fast schneller, als er denken konnte. »Aber der Fahrer kann nicht offiziell hier gewesen sein, sonst hätte Hauser es doch sicher herausfinden können?«
»Ich weiß nicht«, sagte Krasic. »Wenn sie viel mit dem Berliner Nachrichtendienst zusammenarbeiten, hätte Hauser davon keine Ahnung. Du weißt ja, wie sehr wir uns angestrengt haben, dort jemanden einzuschleusen, und wir haben es nie geschafft.«
Tadeusz ballte frustriert die Faust. »Und wir wissen immer noch nicht, wer das Motorrad fuhr?«
»Nein«, gab Krasic zu. »Aber Tadzio, das gefällt mir wirklich nicht. Zu viele britische Verbindungen umgeben uns im Moment.« Er zählte sie an seinen kurzen, dicken Fingern auf. »Zuerst wird Katerina von einem britischen Polizisten mit seinem Motorrad umgebracht. Zweitens: Colin Osborne macht unsere britische Verbindung kaputt, er lässt sich erschießen, und es sieht immer mehr nach einem dubiosen Schusswechsel aus. Ich meine, niemand weiß genau, was mit Colin passiert ist. Es schien ein geplanter Mord unter Gangstern zu sein, das haben die Bullen verbreitet. Aber niemand gibt zu, es getan zu haben, und meines Erachtens ist das fragwürdig. Und jetzt kommt diese Engländerin daher, Katerina wie aus dem Gesicht geschnitten, und zufällig ist sie das fehlende Glied, das all unsere Probleme löst. Es ist zu gut, um wahr zu sein«, schloss er im Ton unumstößlicher Sicherheit.
»Alles, was du sagst, stimmt«, gab Tadzio zu. »Aber was du daraus machst, kann man auch anders sehen. Wie du gesagt hast, als wir zum ersten Mal davon sprachen, hätte der Motorradfahrer ein britischer Polizist im Urlaub sein können, der verschwinden musste, weil er mit seinem Motorrad gar nicht in Berlin sein sollte. Wer Colin umgebracht hat, hält sich bedeckt, weil er Geschäftspartner hat, die seinen Tod rächen und beweisen würden, dass man ihnen besser nicht in die Quere kommt. Leute wie Caroline zum Beispiel. Außer natürlich wenn es Caroline war, die Colin umbringen ließ, um schlampige Konkurrenz auszuschalten. Ich glaube, sie könnte gefährlich sein, aber ich meine das nicht aus den gleichen Gründen wie du, Darko. Ich glaube, sie ist eine von uns. Sie benimmt sich wie eine erfolgreiche Kriminelle. Sie sieht die Welt mit den Augen einer erfolgreichen Kriminellen. Und Frauen, die es in unserer Branche zu etwas bringen, müssen zweimal so rücksichtslos sein wie die Männer.«
Er stand auf und ging zum Getränkeschrank hinüber, wo er sich ein kleines Glas Calvados einschenkte. »Darko, ich weiß, du glaubst, dass man ihr nicht trauen kann, aber das ist nur wegen der zufälligen Ähnlichkeit zwischen ihr und
Weitere Kostenlose Bücher