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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Kolleginnen bitten, die entsprechenden Daten auszudrucken. Ich bin gleich zurück.«
    Geschäftig verließ sie das Zimmer, und Tony konnte inzwischen Petra anrufen. Als sie sich am Mobiltelefon meldete, erklärte er ihr, was er brauchte. »Mist, das wird nicht leicht sein«, murmelte sie.
    »Was ist das Problem?«
    »Ich sollte ja offiziell gar nicht daran arbeiten, erinnern Sie sich? Ich kann für einen Fall, der nichts mit mir zu tun hat, kaum eine offizielle Verfügung anfordern. Haben Sie die Zeitungen gelesen?«
    »Ich habe
Die Welt
gesehen.«
    »Glauben Sie mir, das ist unsere geringste Sorge. Aber jetzt, wo jeder weiß, dass es einen Serienmörder gibt, weiß man natürlich auch, dass ich eigentlich nichts damit zu tun habe.«
    »Aha«, sagte Tony. Er hatte sich schon gefragt, wann diese Frau, die alles auf die Reihe kriegte, schließlich gegen die Wand laufen würde. Es war nur schade, dass das ausgerechnet jetzt passieren musste.
    »Lassen Sie mich nachdenken …«, sagte Petra langsam. »Es gibt da einen bei der Kripo, der unbedingt im Nachrichtendienst arbeiten will. Ich weiß, dass er die richtigen Leute beeinflussen kann. Vielleicht könnte ich ihn überzeugen, dass es ihm helfen würde, in mein Team versetzt zu werden, wenn er in dieser Sache seine Beziehungen spielen ließe.«
    »Gibt es etwas, das zu schwer für Sie ist, Petra?«
    »Das hier vielleicht. Es kommt darauf an, ob er eine gute Nase dafür hat, wenn geschwindelt wird. Halten Sie mir die Daumen. Oh, und bei der Kölner Ermittlung ist etwas sehr Interessantes rausgekommen. Marijke hat mir gerade eine E-Mail geschickt. Sie haben eine Kollegin von Dr. Calvet gefunden, die sich erinnert, dass Calvet etwas von einem Treffen mit einem Journalisten einer Internet-Zeitung sagte, obwohl die Kollegin nicht mehr genau weiß, wann es sein sollte.«
    »Das bestätigt, was Margarethe ihrem Partner sagte.«
    »Mehr als das, Tony. Es heißt, dass wir auf der richtigen Spur sind.«
    Er hörte die Erregung in ihrer Stimme. »Was meinen Sie damit?«
    »Die Kollegin erinnerte sich an den Namen des Journalisten.« Gespannt hielt sie inne.
    »Und?«
    »Hohenstein.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.« Aber er wusste, dass es doch so war.
    »Die Kollegin erinnerte sich, weil das nicht gerade ein verbreiteter Name ist und weil Hohenstein natürlich für experimentelle Psychologen in Deutschland einen gewissen Klang hat.«
    »Das glaube ich gern. Na ja, wenigstens können wir daraus entnehmen, dass ich die Angel an der richtigen Stelle ausgeworfen habe.«
    »Also Petri Heil. Wir sprechen uns später.«
    Er legte den Hörer auf und ging zum Fenster hinüber. Dr. Wertheimer hatte Recht gehabt. Es war keine gute Aussicht für jemanden mit Neigung zu Depressionen, dachte er. Er stellte sich die Kinder vor, die hinter diesen hohen Mauern eingesperrt waren und deren ganzes Leben sich auf die Aussicht auf den Tod oder auf Qualen verengt hatte. Er nahm an, dass manche von ihnen zu schwer behindert gewesen waren, um sich ihrer Umgebung oder ihres bevorstehenden Todes bewusst zu sein. Aber für die anderen, die wegen ihres asozialen Verhaltens oder wegen weniger schwerer körperlicher Mängel gefangen gehalten wurden, musste die Angst unerträglich gewesen sein. Aus ihren Familien herausgerissen und hier eingelocht zu werden, musste selbst die anpassungsfähigsten Kinder traumatisiert haben. Für die schon Geschädigten musste es katastrophal gewesen sein.
    Sein Nachdenken wurde unterbrochen, als Dr. Wertheimer zurückkam. »Das Material, das Sie brauchen, wird ausgedruckt«, sagte sie. »Wir haben Listen von Namen und Adressen, und in vielen Fällen gibt es auch kurze Zusammenfassungen zu den so genannten Behandlungen, die sie zu ertragen hatten.«
    »Es ist erstaunlich, dass es die Akten noch gibt«, sagte Tony.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Sie haben nie auch nur eine Sekunde lang gedacht, dass sie jemals zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Dass das Dritte Reich so spektakulär und unwiederbringlich untergehen könnte, das konnten sich die, die zu der Führungsschicht gehörten, gar nicht vorstellen. Als ihnen schließlich die Wahrheit zu dämmern begann, war es zu spät, an irgendetwas anderes zu denken als das unmittelbare eigene Überleben. Und bald wurde es klar, dass es viel zu viele schuldige Männer und Frauen gab, als dass irgendjemand außer denen in den höchsten Positionen eine Strafe zu gewärtigen hatte. Wir fingen in den frühen

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