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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Gegend waren, als die anderen Verbrechen begangen wurden, könnte dies vielleicht die Festnahme erleichtern.
    Es tut mir Leid, dass euch dies so bruchstückhaft erreicht, aber ich weiß, dass er nicht sehr lange vorausplant und dass die Ermittlung wahrscheinlich durch die Aufmerksamkeit der Medien unter Druck geraten wird, deshalb gebe ich alles an euch weiter, so wie es mir einfällt.
    Ich gehe jetzt zu Petra hinüber, um mir noch einmal den Fallbericht anzusehen. Aber ich werde meine E-Mails abrufen, falls irgendjemand von euch mich erreichen muss.
    Tony
    Rado langweilte sich. Er hatte seit der Dämmerung draußen vor dem Apartmenthaus gesessen, und weder Caroline Jackson noch der Mann von Zimmer 102 hatten sich gezeigt. Es war schon nach neun, aber Carolines Vorhänge waren noch vorgezogen, und nichts geschah. Schön und gut – sein Onkel Darko konnte sich in einem Café um die Ecke verkriechen. Er fror nicht, hatte Kaffee und konnte zur Toilette gehen. Aber in einem geparkten Auto zu sitzen war nicht gerade bequem.
    Er überlegte, ob er einen Ausflug zum Kiosk um die Ecke machen und sich eine Zeitung holen sollte, als die Haustür aufging und der Mann von 102 herauskam, einen Laptop über die Schulter gehängt. Er drückte die Taste, um das Mobiltelefon seines Onkels anzuwählen. »Hallo, hier Rado«, brabbelte er. »Der Mann ist unterwegs. Er geht auf den Ku’damm zu. Sieht aus, als ob er versucht, ein Taxi anzuhalten.«
    »Bleib ihm auf den Fersen. Wenn er anfängt, zur Wohnung zurückzugehen, ruf mich sofort wieder an«, sagte Krasic. Er hängte auf, trank seinen Kaffee aus und warf einen Zehn-Euro-Schein auf den Tisch, um zu bezahlen, was er verzehrt hatte. Dann ging er zielbewusst aus dem Café direkt auf das Apartmenthaus zu und achtete darauf, ob er irgendwo Caroline Jackson sah. Das Letzte, was er wollte, war, ihr in die Arme zu laufen.
    Er hatte Glück, als er auf die Tür zuging. Ein gehetzt aussehender Mann mittleren Alters eilte mit einer Aktentasche unter dem Arm und einem Stoß Papiere in der Hand auf die Straße. Krasic erwischte die Tür, bevor sie zufiel. Schon war er drin, rannte die Treppe hoch zum ersten Stock und hatte innerhalb von drei Minuten das Schloss von 102 geöffnet.
    Dieses Mal fing er im Schlafzimmer an. Auf dem Boden lag eine Reisetasche mit einem Dutzend verschiedener Fächer und Taschen. Krasic begann sie methodisch zu durchsuchen. In einer Innentasche mit Reißverschluss fand er einen Pass. Er zog eine zerknitterte Quittung aus seiner Tasche und kritzelte die Einzelheiten darauf. Dr. Anthony Hill, wer immer das war. Geburtsdatum und -ort. Einreise- und Ausreisestempel von den USA , Kanada, Australien und Russland. Sonst war nichts Interessantes in der Tasche.
    Krasic überprüfte schnell die Kleidung im Schrank. In der Innentasche eines abgetragenen Tweedjacketts fand er einen Ausweis mit Foto für die Mitarbeitercafeteria der University of St. Andrews. Wieder schrieb er alle Einzelheiten auf. Dann ging er ins Wohnzimmer, wo es kaum Anzeichen gab, dass es bewohnt war. Auf dem Schreibpult lag ein Block, aber das oberste Blatt war leer.
    Als sein Telefon läutete, schrak er zusammen. »Was ist, Rado?«, knurrte er.
    »Ich hab nur gedacht, ich sollte dir sagen, dass er ein Taxi zu einer Wohnung gegenüber vom Kreuzberger Park genommen hat. Er hat aufgeschlossen und ist reingegangen.«
    »Okay. Schreib die Adresse auf und überwache ihn weiter. Wie ich sagte, ruf mich an, wenn er zu seiner Wohnung zurückgeht.« Er stopfte das Telefon in seine Tasche und suchte weiter. Sonst fand er nichts Interessantes außer einem zerlesenen Taschenbuch mit Gedichten von T. S. Eliot. Eine Widmung auf dem Deckblatt lautete: »Für Tony von Carol,
La Figlia Che Piange
«. Krasic las das Gedicht mit diesem Titel und war danach auch nicht schlauer. Etwas über die Statue eines weinenden Mädchens.
    Egal. Er hatte, was er brauchte, und wusste genau, wohin er gehen musste, um alles über Dr. Anthony Hill zu erfahren, was es über ihn zu wissen gab.
     
    Marijke trat blinzelnd ins Tageslicht des Parkplatzes beim Polizeirevier. Sie hatte den Punkt erreicht, wo sie losschreien müsste, wenn sie nicht endlich an die frische Luft kam. Sie fühlte sich, als hätte sie wochenlang nur Luft geatmet, die schon durch zwanzig andere Lungen gefiltert worden war. Sie schüttelte ihre Hände und ließ die Schultern kreisen. Ihr Kopf sagte ihr, dass sie vorankamen, aber auf der emotionalen Ebene erschien es

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