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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Zusammenhang mit sieben Todesfällen durch Heroin festgenommen worden, die sich diese Woche in der Stadt ereigneten. Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass die Frau, die den tödlichen Schuss abgab, die Freundin eines der Süchtigen war, die starben, nachdem sie sich das verunreinigte Heroin gespritzt hatten. Jetzt schon wurden Forderungen laut, dass untersucht werden soll, auf welchem Weg die Frau von der geplanten Verhaftung erfuhr, bevor der Mann überhaupt festgenommen wurde.« Er warf einen Blick auf seine Unterlagen. »Und jetzt schalten wir zu unserem Korrespondenten im Reichstag, wo die Bundestagsabgeordneten neue Maßnahmen gegen die Ausbreitung von BSE diskutiert haben …«
    Tadeusz stellte den Ton ab. Er hatte gehört, was er wissen wollte. Als Krasic fünf Minuten später sich über den Verkehr beklagend hereinkam, legte er gleich los. »Was zum Teufel hast du vor?«
    »Was meinst du, Tadzio?«, drückte sich Krasic. Sein besorgter Blick ließ erkennen, dass er genau wusste, wovon sein Chef sprach.
    »Verdammt, Darko, lass deine blöden Spielchen. Was ist denn in dich gefahren, Kamal auf den Stufen des Polizeigebäudes umlegen zu lassen? Ich dachte, wir wollten die Scheinwerfer von der Ermittlung ablenken, statt in allen Zeitungen Schlagzeilen zu machen? Herrgott, du hättest keinen Platz finden können, wo es auffälliger gewesen wäre.«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Es war nicht genug Zeit, um einen brauchbaren Autounfall einzufädeln …« Er brach ab, als er merkte, was er gerade gesagt hatte.
    Die Farbe wich aus Tadeusz’ Gesicht. Im Schatten der dezenten Beleuchtung im Raum sah er furchterregend aus. »Du gefühlloser Kerl«, knurrte er. »Glaub bloß nicht, dass du mich von diesem Fiasko ablenken kannst, indem du mich an Katerina erinnerst.«
    Krasic wandte sich mit finsterem Gesichtsausdruck ab. »Das habe ich nicht gewollt. Ich meinte nur, dass ich nicht genug Zeit hatte, etwas wie einen Unfall zu organisieren. Also dachte ich, wenn es schon wie ein Mord aussieht, muss es wie ein privater Streit und nicht wie etwas Geschäftliches wirken . Deshalb hab ich Marlene für die Drecksarbeit eingesetzt. Sie arbeitet seit zwei Jahren für uns, verteilt die Ware in Mitte. Sie selbst nimmt nichts. Und sie ist clever genug, die Freundin zu spielen, die vor Kummer außer sich ist. Sie wird kaum eine Strafe kriegen, wenn es vor Gericht kommt. Und sie wird uns nicht verpfeifen. Sie hat eine sechsjährige Tochter – ich hab versprochen, dass wir uns um sie kümmern werden. Sie weiß gut genug, was das bedeutet. Ein falsches Wort, und wir kümmern uns um das Kind, aber nicht so, wie sie es sich wünscht. Chef, es war die einzige Möglichkeit. Es musste erledigt werden, und es musste so gemacht werden.« In Krasics Stimme war keine Bitte um Verständnis zu hören, nur felsenfeste Überzeugung.
    Tadeusz starrte ihn an. »Alles läuft schief«, klagte er. »Die ganze Sache sollte erledigt sein. Stattdessen wird Kamals Leben jetzt unter die Lupe genommen.«
    »Nein, Boss, da irrst du dich. Sie werden sich Marlene vornehmen. Bevor wir fertig sind, haben wir sie zur Heldin gemacht, die die Stadt von einem gemeinen Drogenschieber befreit hat. Ich hab dir ja schon gesagt, dass sie nichts nimmt. Ihr Leben sieht sauber aus. Und wir können jede Menge Leute beibringen, die so über sie reden, dass sie sich wie die verdammte Mutter Teresa in Person anhört. Fotos von dem kleinen Mädchen, allein und verloren. Und irgendwas darüber, dass sie ihren Freund vom Stoff wegbringen wollte. Außerdem wird jetzt, wo sie gesehen haben, wie wir mit Kamal umgesprungen sind, niemand mehr etwas zu den Bullen sagen. Glaub mir, Tadzio, es ist so am besten.«
    »Hoffentlich, Darko. Wenn nämlich alles den Bach runtergeht, dann weiß ich genau, wem ich die Schuld dafür zu geben habe.«

Kapitel 11
    T ony sah auf die Uhr, als er den Seminarraum verließ. Fünf nach elf. Carol hatte sicher ihre Aufgabe schon in Angriff genommen. Er fragte sich, wo sie war, wie es ihr ging und was sie fühlte. Ihr Besuch hatte ihn mehr durcheinander gebracht, als er zugeben wollte, und nicht nur in persönlicher Hinsicht aufgewühlt. Das hatte er sowieso erwartet und getan, was er konnte, um sich gegen die Turbulenzen zu wappnen, die, wie er wusste, bei jedem Treffen mit ihr unter der Oberfläche rumoren würden.
    Aber er hatte nicht vorausgesehen, wie sehr sie ihn in Bezug auf das Berufliche aus der Ruhe bringen würde. Das

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