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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Wild. Ich bin beeindruckt.«
    »Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.«
    Er lächelte. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich es genieße, wieder mitzuspielen, wenn auch nur am Rand. Mein Leben ist dieser Tage so berechenbar, es hat großen Spaß gemacht, wieder mit dir zu arbeiten. Eigentlich war es noch schöner als früher, weil diesmal kein Leben auf dem Spiel stand.«
    »Vielleicht solltest du dir überlegen, ob du nicht wieder einsteigen willst«, sagte Carol.
    Tony seufzte. »Bei den heutigen Strategien für die Profilerstellung gibt es keinen Platz für Leute wie mich.«
    »Es müsste ja nicht ganz vorn an der Front sein. Du könntest ausbilden. Denk darüber nach, Tony. Wenn das Innenministerium das Risiko nicht eingehen will, solltest du vielleicht an Europol denken. All die Leute im Nachrichtendienst dort müssen doch lernen, wie man Profile zu Verbrechen und Tätern erstellt, damit sie die Zusammenhänge ermitteln können. Da muss es doch einen Platz geben für jemanden mit deinen Fähigkeiten«, sagte Carol eindringlich.
    »Ja gut, na ja, schaun wir mal. Also haben sie dir dann gesagt, dass du den Job kriegst?«
    »Ja. Ich hab ihn. Aber ich weiß immer noch nicht, worum es genau geht. Sie werden mir morgen alles erklären. Hier ist das Beste: Wenn ich meine Sache gut mache, kann ich selbst wählen. Die Welt wird mir zu Füßen liegen.«
    Tony konnte das Kribbeln einer bösen Vorahnung nicht unterdrücken, bei der sich ihm die Nackenhaare sträubten. Wenn sie Carol ein so großzügiges Versprechen gemacht hatten, würde die Aufgabe, die vor ihr lag, bestimmt sehr riskant sein. Es musste die Art von Unternehmung sein, die instinktive Abwehr hervorrufen würde. Wenn die Zuckerschicht so dick war, musste die Pille, die es zu schlucken gab, notwendigerweise sehr bitter sein. »Das ist toll«, sagte er. Sein Blick fiel auf die Uhr am Armaturenbrett. Er würde sich beeilen müssen, wenn er noch essen wollte, bevor sie nach Cupar losfahren mussten.
    »Hör zu, Carol, ich muss jetzt Schluss machen. Aber versprich mir, dass du anrufst, sobald du weißt, was sie von dir wollen. Ich sage das nicht, weil ich Zweifel an deinen Fähigkeiten habe. Es ist nur … es klingt so, als würdest du alle Hilfe brauchen können, die du kriegen kannst, und sie werden dich wahrscheinlich in eine Lage bringen, in der du nicht leicht an Hilfe kommen kannst. Ich will, dass du weißt, ich bin für dich da. Was immer du von mir brauchst, du bekommst es.«
    Es war eine Weile still, dann sagte sie: »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet. Danke. Ich melde mich wieder.«
    »Mach’s gut.«
    »Du auch. Danke, dass du angerufen hast.«
    Er legte auf, steckte das Handy in die Tasche und stieg aus. Als er eintrat, roch er das köstliche Aroma von Tomaten- und Fleischsoße. Er ging an der offenen Tür des dunklen Wohnzimmers vorbei und hörte Frances sagen: »Ich bin hier drin.«
    Tony folgte dem Klang ihrer Stimme. Er konnte kaum Details erkennen, sah aber Frances als Silhouette vor dem Fenster stehen. »Ich habe das Auto gehört und konnte mir nicht denken, warum du nicht hereinkamst«, sagte sie. »Deshalb hab ich nachgesehen, um sicher zu sein, dass alles in Ordnung ist.«
    »Das Handy hat gerade, als ich anhielt, geklingelt.«
Manche Lügen sind nötig zum Übertünchen
, dachte er traurig.
    »Du hast ewig gebraucht«, sagte Frances.
    Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, aber in ihrer Stimme war etwas, das ihn betroffen machte. »Tut mir Leid, ich hoffe, das Abendessen ist nicht verdorben.«
    »Ich glaube, die Sachen, die ich koche, halten ein bisschen mehr aus.« Frances drehte sich um, so dass sie mit dem Rücken zur Straße stand. Jetzt lag ihr Gesicht noch mehr im Dunkel. »War es Carol?«
    »Wieso meinst du das?« Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, war ihm klar, wie viel sie verrieten. Einesteils war es eine professionelle Antwort. Auf eine Frage mit einer Gegenfrage reagieren, das Gegenüber nicht die Oberhand beim Verhör gewinnen lassen. Aber es war auch die intuitive Reaktion von jemandem, der etwas zu verbergen hat. Ein unschuldiger Mann hätte gesagt: »Ja, es war Carol, sie freut sich sehr, weil sie die Stelle bekommen hat, die sie wollte.« Wenn es um Carol ging, war Tony jedoch nie unschuldig gewesen.
    »Sie ist der einzige Mensch, mit dem du dich zu sprechen scheust, wenn ich im Hintergrund zuhöre.«
    Tony wurde rot. »Was soll das denn heißen?«
    »Es bedeutet, dass du in Bezug auf Carol

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