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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Unterlagen gibt es nirgends in den Niederlanden etwas, das dem De-Groot-Mord entspricht.
    Petra:
Ihr tappt also im Dunkeln? Keine Hinweise von der Gerichtsmedizin?
    Marijke:
Bis jetzt nicht. Es ist ziemlich frustrierend, einfach weiterzumachen, ohne dass wir wissen, wonach wir eigentlich suchen sollen.
    Petra:
Das ist am allerschwierigsten, diese Art von Mord.
    Marijke:
Ich weiß. Lenk mich ab, erzähl mir, wie’s bei dir heute war.
    Petra:
Frustrierend. Ich versuche, etwas zu widerlegen. Eine Frau behauptet, dass sie die Geliebte eines Mannes war, der jetzt tot ist, aber ich glaube nicht, dass sie einander überhaupt gekannt haben. Ich meine, wir könnten das vielleicht als Ansatz nutzen, um einen wichtigen Mitspieler beim organisierten Verbrechen hochzunehmen. Der Typ hat seine Weste immer sauber und sich von der Action fern gehalten. Wir sind nie an ihn rangekommen, und ich würde ihn gern persönlich schnappen. Das Problem ist allerdings, dass sie ein Kind hat, und ich habe den Verdacht, dass unser Mann das Mädchen irgendwo hat verschwinden lassen, um sie unter Druck setzen zu können. Ich muss also auch das Kind finden.
    Marijke:
Irgendwas Erfreuliches?
    Petra:
Bis jetzt nicht. Wenn sie morgen nicht in der Schule erscheint, sage ich Plesch, wir sollten sie landesweit als vermisst suchen lassen und so tun, als könnte sie einem Kinderschänder zum Opfer gefallen sein. Es wird die Mutter zum Wahnsinn treiben und die Leute, bei denen das Kind ist, sehr, sehr nervös machen.
    Marijke:
Wenn ihr sie nur nicht so nervös macht, dass sie irgendeine Dummheit begehen.
    Petra:
Ich glaube, die Typen würden niemand für so eine heikle Sache einsetzen, der panisch reagiert. Wenn dem Kind etwas passiert, haben sie kein Druckmittel mehr gegen die Mutter. Und außerdem werden sie sie damit zum Racheengel machen, der auf ihr Blut aus ist.
    Marijke:
Aber wie sicher wird die Mutter sein, wenn ihr das Kind findet?
    Petra:
Ihr Leben wird kaum etwas wert sein. Das heißt also, sobald wir das Kind finden, werden wir die Mutter gesondert und sehr abgesichert unterbringen.
    Marijke:
Hört sich an, als würdest du in der Sache wirklich alles versuchen.
    Petra:
Ich will den Kerl unbedingt kriegen. Aber dazu kommt noch, dass ich gehört habe, es soll irgendeine große Aktion gegen ihn geplant sein, so dass man uns den Fall wegnehmen würde. Die Zeit arbeitet also gegen mich.
    Marijke:
Sei vorsichtig. Es ist schwer, richtig gute Arbeit zu leisten, wenn man so gehetzt ist. Da machen wir dann Fehler, oder?
    Petra:
Ich weiß. Einerseits ist mir klar, dass es eigentlich egal sein sollte, wer ihn kriegt, wenn er nur gefasst wird. Aber ich bin gierig.
    Marijke:
Als ob ich das nicht wüsste.
    Petra:
Also, willst du meine Gier befriedigen?
    Marijke:
Ich hab schon gedacht, du würdest überhaupt nicht mehr danach fragen …
    Petra lächelte. Manchmal machte die Entfernung doch nicht so viel aus.
     
    Morgans Büro war genau so wie in Carols Vorstellung, hätte sie sich davon ein Bild machen sollen. Es war eine von einem Großraumbüro abgetrennte Ecke. Die Mattglaswände, die die Illusion eines Privatbereichs vermitteln sollten, hatte man zu einem Schwarzen Brett umfunktioniert. Landkarten, Fotos und Zettel mit einzelnen Worten und Sätzen, in Großbuchstaben und mit dickem Filzstift geschrieben, waren mit Tesafilm am Glas befestigt und schirmten den im Büro Arbeitenden vollständig von draußen ab.
    Auf den Aktenschränken und den Regalen an den Wänden waren Akten und Nachschlagewerke aufgetürmt. Der Computer auf dem Tisch war eine einsame Insel klarer Linien in einem Meer durcheinander liegender Papiere. Alles sah chaotisch aus, aber Carol vermutete, dass Morgan in der Lage war, jederzeit ein bestimmtes Blatt herauszuziehen, sollte er es brauchen. Es gab nichts Persönliches im Raum, keine Fotos der Familie oder von Morgan selbst, wie er reichen oder bekannten Persönlichkeiten die Hand schüttelte. Der einzige persönliche Gegenstand war seine Jacke, die ohne Kleiderbügel lose an einem Türhaken hing.
    Er war ihr bis zum Aufzug entgegengekommen und führte sie so eilig durch das äußere Büro, dass sie nur einen ganz flüchtigen Eindruck von der Reihe der zum größten Teil unbesetzten Schreibtische bekam. Die Angestellten an den restlichen Tischen hoben kaum den Kopf, als sie vorbeigingen, und kehrten dann gleichgültig zu ihren Bildschirmen oder Telefongesprächen zurück. Er hatte seine Bürotür schwungvoll aufgestoßen, war

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