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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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werde auf alle Unterlagen der Fälle Zugriff brauchen, die Sie mir besorgen können, das wäre also wahrscheinlich der beste Treffpunkt.«
    Petra verzog das Gesicht. »Das wird vielleicht etwas problematisch, Tony. Offiziell habe ich noch nichts mit den Fällen des Serienmörders zu tun, verstehen Sie? Wenn Sie also in meinem Büro auftauchen, wird meine Chefin mir recht schwierige Fragen stellen. Was würden Sie von meiner Wohnung halten? Sie ist eigentlich ganz zivilisiert. Und ich habe sowieso alle Unterlagen dort.«
    »Das geht in Ordnung, solange ich Sie dort nicht störe. Ich arbeite meistens bis spätabends. Und jetzt bin ich darauf versessen, mich gleich an das Täterprofil zu machen.«
    »Ich habe die Informationen zu den Fällen in Heidelberg und Leiden vorliegen. Und die Ermittlungsberichte von Bremen habe ich angefordert, wir dürften also bald das Material von dort bekommen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich vermute, ihr Fall könne mit einer unserer laufenden Untersuchungen zusammenhängen. Ich glaube, sie waren ziemlich erleichtert bei dem Gedanken, die Last teilen zu können. Es ist eine kleine Gruppe, und sie haben nicht viel Erfahrung mit Dingen, die über das Alltägliche hinausgehen.«
    »Gut. Ich brauche so viele Informationen, wie ich bekommen kann.«
    »Ich freue mich, dass wir Sie aus dem Ruhestand gelockt haben.«
    Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. Wenn sie sich von ihrem Ehrgeiz so antreiben ließ, dass sie sich außerhalb der offiziellen Regeln bewegte, glaubte er, es würde sie nicht stören, wenn auch er in dem Fall seine eigene Vorgehensweise verfolgte. »Es war mehr als das. Ich kannte Margarethe Schilling.«
    »Mist«, sagte Petra. »Das tut mir Leid. Carol hat das nicht erwähnt.«
    »Carol weiß es nicht. Hatten Sie Gelegenheit, ihr zu sagen, dass ich herkomme?«, fügte er hinzu, denn er wollte von dem schmerzlichen Thema, Margarethes Tod, abkommen.
    »Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus, aber ich habe es ihr noch nicht gesagt. Sie hat heute Abend ihr erstes Zusammentreffen mit Radecki, und es ist wichtig, dass sie sich darauf konzentriert.«
    »Sie haben Recht. Vielleicht können wir uns morgen treffen.«
    »Sie wird sich freuen, Sie zu sehen. Sie spricht mit viel Achtung von Ihnen.«
    »Ich freue mich auch darauf.«
    »Es ist gut für sie, dass sie jemanden hat, der sie an ihr wirkliches Leben bindet«, sagte Petra und machte einen Schlenker, um einem Auto auszuweichen. »Arschloch«, murmelte sie.
    »Wenn ich sie nur nicht zu sehr aus ihrer Rolle heraushole«, sagte er.
    »Ich sorge mich eher, dass sie zu sehr in Caroline Jacksons Rolle aufgeht. Radecki ist ein charmanter Typ. Es ist schwer, ihm zu widerstehen, wenn man sich einsam fühlt. Ich glaube, es wird ihr in dieser Hinsicht helfen, dass Sie da sind.«
    »Das hoffe ich. Und Carols Einsichten werden auch für mich beim Entwerfen meines Profils wertvoll sein. Sie hat eine sehr ausgefallene Begabung. Sie nähert sich den Dingen aus ungewöhnlichen Richtungen und sieht Sachen, die ich nicht immer erkennen kann.«
    »Wann werden Sie mit der Arbeit beginnen?«
    »So bald wie möglich. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich nur mein Gepäck abstellen und gleich mit Ihnen zu Ihrer Wohnung fahren.«
    »Okay. Ich gebe Ihnen einen Schlüssel, damit Sie kommen und gehen können, wie es Ihnen behagt. Machen Sie sich keine Gedanken darüber, dass Sie mich stören könnten. Ich bin fast nie da und schlafe wie ein Klotz.« Petra bog vom Ku’damm ab in die stille Seitenstraße mit den Apartments. »Hier wären wir. Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    Er folgte Petra in das kleine Büro neben dem Haupteingang, sie kümmerte sich um seine Anmeldung und führte ihn dann durch die Eingangshalle. »Sie wohnen im ersten Stock. Carol zwei Stockwerke höher, in 302. Ich warte hier, bis Sie Ihre Sachen abgestellt haben.«
    Tony nickte und drückte auf den Knopf am Aufzug. Diesmal hatte er alle Brücken hinter sich abgebrochen. Zu lange hatte er sich eingeredet, er könne wie ein Chamäleon die Farben seiner Umgebung annehmen und sich anderen Lebensweisen anpassen, weil er in seinem eigenen Leben im Grunde keine Orientierungspunkte hatte. Aber langsam kam ihm die Einsicht, dass er sich selbst belogen hatte. Es gab doch einen Kern, der ihn einzig und allein als Tony Hill ausmachte. Und je intensiver er versuchte, diesem zu entkommen, desto mehr hielt der Kern ihn fest. Er sollte Artigkeiten und konventionelle Etikette vergessen. Dies hier

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