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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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glauben doch nicht, dass ich die laufenden Bestellungen für unseren Bestand selbst mache, oder?« Seine milde herablassende Haltung war gut gespielt. Er gewann seine Gelassenheit offenbar in Sekundenschnelle zurück. Sie konnte es sich nicht leisten, dies geschehen zu lassen. Noch nicht.
    Carol lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und bemühte sich, entspannt auszusehen. »Sie machen das sehr gut«, sagte sie. »Nein, wirklich, es stimmt«, fügte sie hinzu, als er einen Blick leichter Überraschtheit versuchte. »Wenn ich es nicht wüsste, würde mich die Masche ›ehrenhafter Geschäftsmann‹ glatt überzeugen. Aber ich habe nicht die weite Reise nach Berlin gemacht, um über Videos zu sprechen, Tadzio.«
    Dass sie ihn mit der Verkleinerungsform seines Namens ansprach, war ein weiterer überlegter Schachzug Carols, um ihn durcheinander zu bringen. An seinen schmal zusammengekniffenen Augen ließ sich ablesen, dass es funktioniert hatte. Er versuchte jetzt, über seine anfängliche Reaktion hinwegzukommen und sie einzuschätzen, kam aber gegen die Macht der Erinnerung nicht an. »Dann haben Sie Ihre Zeit verschwendet, Ms. Jackson«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Hören Sie, es ist doch klar, dass Colin Ihnen sehr fehlen muss. Ich bin gekommen, um die Lücke zu füllen.«
    Er zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Die Glocke läutete und kündigte das baldige Ende der Pause an. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich glaube, Sie sollten zu Ihrem Platz zurückgehen.«
    »Man sieht von hier viel besser, wissen Sie. Ich glaube, ich würde lieber hierbleiben.« Carol stellte ihre Tasche auf den Boden, schlug die Beine übereinander, neigte den Kopf zur Seite und lächelte ihm zu. Sie sah, wie instinktive Neigung und kalte Berechnung in seinem zweifelnden Blick gegeneinander ankämpften.
    »Ich glaube nicht«, sagte er.
    Carol seufzte genervt. »Hören Sie, Tadzio, lassen Sie doch diese Spielchen. Sie brauchen mich.«
    Er schien schockiert, machte den Mund auf, aber keine Worte kamen. »Colin hat gute Arbeit für Sie geleistet«, fuhr sie fort. »Aber Colin ist längst Vergangenheit. Sie brauchen jemanden, der Ihnen die Illegalen abnimmt, wenn sie auf den britischen Inseln ankommen. Ich kann das übernehmen. Können wir aufhören, um den heißen Brei herumzuschleichen, und offen miteinander reden? Natürlich macht es Sie nervös, diese Dinge mit einer Fremden zu besprechen, aber im Moment, fürchte ich, bin ich die einzige Möglichkeit, Sie aus einer sehr misslichen Lage zu befreien. Was muss ich tun, um Ihnen zu beweisen, dass ich glaubwürdig bin?«
    »Ich weiß immer noch nicht, wovon Sie sprechen.« Sein Kinn erschien jetzt energisch und kantig. »Illegale? Was meinen Sie damit? Wir verkaufen keine Pornofilme in meinen Läden. Und wir importieren sie schon gar nicht nach England.«
    Carol lächelte wieder und war wirklich begeistert, dass sie sich für diese Sache so anstrengen musste. Wenn es gleich am Anfang zu leicht war, musste sie später härter arbeiten. So kam sie langsam in Schwung und ließ Caroline Jacksons Persönlichkeit ihr einen Weg zeigen zu einem Argument, das es schaffen würde, ihr sein Inneres zu öffnen. »Ach, bitte«, sagte sie mit einer Stimme, in der etwas stählerne Härte mitklang, »die Masche wird jetzt langsam alt. Passen Sie auf, ich weiß genau, was Sie und Colin laufen hatten. Ich kann Ihnen die Adressen seiner Fabriken in Essex nennen, wo die illegalen Einwanderer schließlich für einen Hungerlohn gearbeitet haben. Ich kann Ihnen sagen, wie viele Ihrer Importe er letztes Jahr abgenommen hat. Ich weiß, wo Colin wohnte, mit wem er öfter mal einen trinken ging, mit wem er schlief – und bevor Sie voreilige Schlüsse ziehen, ich war es nicht. Ich weiß, wer ihn umgebracht hat, und ich habe eine ziemlich genaue Ahnung, warum – glücklicherweise hatte es nichts mit Ihnen oder Ihrer Art von Geschäften zu tun.«
    Er setzte zum Sprechen an, aber sie überrannte ihn einfach. »Sie kommen gleich an die Reihe, Tadzio, ich bin nicht hier, um Ihnen Probleme zu verursachen, sondern ich will Ihnen helfen, sie zu lösen. Wenn Sie Ihre Probleme lieber behalten wollen, wenn Sie wollen, dass alles schwierig bleibt, gut. Dann gehe ich. Aber ich glaube nicht, dass Sie das wollen. Nach dem, was ich gehört habe, müssen Sie unbedingt auf meiner Seite des Kanals etwas auf die Reihe kriegen. Jetzt setzen Sie sich doch, und hören Sie sich den zweiten

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